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Zollkompromiss zwischen USA und China belastet Goldpreis – Aufwärtstrend wird getestet

15.05.2025  |  Markus Blaschzok

Der Goldpreis fiel am Montag auf 3.207 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit über einem Monat, nachdem sich die USA und China auf eine drastische Reduzierung der gegenseitigen Zölle geeinigt hatten. Die Vereinigten Staaten senken die Zölle auf chinesische Waren von 145% auf 30%, während China die Abgaben auf US-Produkte von 125% auf 10% reduziert. Die getroffene Vereinbarung ist jedoch lediglich auf 90 Tage befristet, weshalb der Goldpreis angesichts der weiterhin bestehenden Unsicherheiten über die Nachhaltigkeit der Einigung, als sicherer Hafen vorerst weiter gefragt sein dürfte.

Die Aktienmärkte profitierten hingegen deutlich von der Einigung: Die Nasdaq legte um mehr als 5% zu, der S&P 500 gewann rund 3,5%. Parallel zog der US-Dollar-Index kräftig an und eroberte mit knapp 102 Punkten die zuvor wichtige Unterstützung bei 100 Punkten zurück, was weiteres Aufwärtspotenzial eröffnet. Diametral gegensätzlich fiel der Euro auf 1,106 US-Dollar und näherte sich damit der Unterstützung bei 1,10 US-Dollar.

In der Vergangenheit zeigte sich zwischen Gold und dem US-Dollar typischerweise eine kurzfristig inverse Korrelation. Stieg der US-Dollar, tendierte der Goldpreis in der Regel zur Schwäche und umgekehrt. Im vergangenen Jahr war jedoch ein bemerkenswerter Bruch dieses Musters zu beobachten. Sowohl Gold als auch der US-Dollar verzeichneten gleichzeitig eine ausgeprägte Stärke. Der Goldpreis überschritt die Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze und erreichte in einer historisch beispiellosen Rallye 3.500 US-Dollar, während der US-Dollar-Index über weite Strecken des Jahres ebenfalls eine bemerkenswerte Robustheit bewies.

Getrieben wurde die Goldrallye maßgeblich von einer anhaltend starken physischen Nachfrage, insbesondere auch durch Zentralbanken, die ihre Reserven in den vergangenen Jahren zunehmend weg vom US-Dollar in Richtung Gold diversifizierten. Diese Entwicklung steht für eine tiefgreifende strukturelle Verschiebung, die den Goldpreis zunehmend unabhängig von kurzfristigen Bewegungen des US-Dollars macht. Ein weiterer Katalysator ist die Aufwertung von Gold im Rahmen der Basel-III-Regulierung.

Nachdem physisches, zugewiesenes Gold bereits im Dezember 2017 als Tier-1-Vermögenswert mit einer Risikogewichtung von null Prozent klassifiziert wurde, folgt ab dem 1. Juli 2025 nun auch die vollständige Umsetzung dieser Regelung in den USA und Großbritannien. Gold wird damit bilanziell gleichgestellt mit Bargeld und Staatsanleihen und dürfte dadurch zusätzliche institutionelle Nachfrage erfahren.

Nach der historischen Rallye und der deutlichen Entfernung vom 200-Tage-Durchschnitt könnte sich die laufende Konsolidierung des Goldpreises auf hohem Niveau noch einige Wochen fortsetzen. In diesem Umfeld dürfte die historisch kurzfristige inverse Korrelation zwischen Gold und dem US-Dollar vorübergehend wieder an Bedeutung gewinnen.

Eine mögliche Erholung des USD-Index könnte den Goldpreis daher kurzfristig weiter belasten. Der langfristige Aufwärtstrend wird gerade getestet, doch auch eine kurzfristige Ausdehnung der Korrektur bis in den Bereich um die 3.000 $ wäre kurzfristig denkbar. Der Zielbereich für den Short Trader meiner Premium-Abonnenten und mir wurde am heutigen Morgen bei 3.160 $ bereits erreicht. Hier halten aktuell die Bullen die Hand auf, während Short-Trader Gewinne einstreichen.

Der Terminmarkt zeigt, dass der physische Markt weiterhin von einer unvermindert starken Nachfrage geprägt ist. Ein Bruch des Aufwärtstrends in den nächsten Tagen und Wochen mit einer folgenden Korrektur auf ca. 3.000 $ würde daher den Terminmarkt womöglich schnell bereinigen, weshalb dies womöglich bereits ein antizyklisches Kaufsignal auf diesem Niveau liefern würde. Ob dies so sein wird, werden wir aus den nächsten COT-Reporten ablesen können.

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Der Goldpreis hat mein Mindestkorrekturziel am Aufwärtstrend bei 3.180 $ bereits erreicht




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Der Goldpreis in Euro fiel von seinem Hoch bereits um 200 Euro je Feinunze


US-Inflation: Offizielle CPI-Daten vs. historische Berechnungsmethoden

Die aktuellen Daten zum US-Verbraucherpreisindex (CPI) für April fielen erneut schwächer aus als von den Märkten erwartet. Demnach stiegen die Verbraucherpreise nur um 0,2% gegenüber dem Vormonat, während der Marktkonsens bei 0,3% lag. Im März war noch ein Rückgang von 0,1% verzeichnet worden. Auch die Kerninflation, die volatile Komponenten wie Energie und Lebensmittel ausklammert, lag mit einem Plus von 0,2% unter den Prognosen von 0,3%. Auf Jahresbasis entspricht dies einer Inflationsrate von 2,3%, was sowohl unter der erwarteten Rate von 2,4% als auch unter dem Wert von 2,4% im März liegt.

Allerdings zeichnen alternative Berechnungen, wie sie beispielsweise von ShadowStats veröffentlicht werden, ein deutlich anderes Bild. Würde das Bureau of Labor Statistics (BLS) den Verbraucherpreisindex weiterhin nach der Methodologie berechnen, die noch unter Fed-Chef Paul Volcker – also vor den umfassenden Reformen der 1980er und 1990er Jahre – Anwendung fand, läge die Teuerungsrate für April 2025 bei rund 10,4% und damit weit über dem Anstieg des Verbraucherpreisindex.

Die von ShadowStats verwendete Methodik orientiert sich an der ursprünglichen CPI-Berechnung, die ohne hedonische Qualitätsanpassungen, Substitutionseffekte oder Neugewichtungen des Warenkorbs auskommt. Ziel ist es, die reale Kaufkraftentwicklung aus Sicht eines konstanten Lebensstandards abzubilden, ohne rechnerische Glättungen, die Preiserhöhungen relativieren oder verwässern. Aus dieser Perspektive unterschätzen die offiziellen Inflationszahlen die tatsächliche Teuerung und Belastung für breite Bevölkerungsschichten erheblich und erzeugen damit ein verzerrtes Bild vermeintlicher Preisstabilität.

Die eklatante Diskrepanz zwischen der offiziellen und der alternativen Berechnungsmethode liefert somit einen plausiblen Erklärungsansatz für den anhaltenden Aufwärtstrend bei Gold und anderen realen Vermögenswerten, die von vielen Marktteilnehmern weiterhin als Absicherung gegen eine schleichende Erosion der Kaufkraft verstanden werden.

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Die wahre Teuerung (Inflation) liegt deutlich über dem Anstieg des Verbraucherpreisindexes und rechtfertigt damit den Anstieg des Goldpreises


Die dazugehörige aktuelle technische Chartanalyse finden Sie hier.


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
Chefanalyst GoldSilberShop.de / VSP AG
BlaschzokResearch
GoldSilberShop.de

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