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Oberirdische Silberbestände bloß ein Bruchteil des weltweiten Vermögens

10.12.2019  |  Steve St. Angelo

Die Debatte zur Höhe der oberirdischen Silberbestände ist völlig bedeutungslos, wenn wir sie mit dem Wert des weltweiten Vermögens vergleichen. Das gilt auch für den Vergleich der geschätzten oberirdischen Bestände von Gold mit Silber. Obwohl weltweit vielleicht mehr Silber gehalten wird, als Analysten der Branche prognostizierten, ist es immer noch nur ein Bruchteil verglichen zum weltweiten Vermögen.

Vor kurzem verfasste Jan Nieuwenhuijis von Voima Gold, früher bekannt als "Koos Jansen" bei Bullionstar, einen Artikel mit dem Titel "How Much Silver Is Above Ground? [zu Deutsch: Wie viel oberirdisches Silber gibt es?]". Einige meiner Abonnenten schickten mir diesen Artikel per E-Mail und fragten nach meiner Meinung. Also dachte ich, es wäre das Beste, meinen Kommentar zu veröffentlichen, um die Dinge richtig zu stellen.

Jan gab in seinem oben verlinkten Artikel zu den oberirdischen Silberbeständen Folgendes an:

"Oberirdische Silberbestände sind eine Größenordnung größer als weithin angenommen wird.

Insgesamt gab es Ende 2018 geschätzte 1,6 Millionen Tonnen oberirdisches physisches Silber. Diese Menge ist das 20-Fache von dem, was das Silver Institute als "identifiable above-ground stocks" [belegbare oberirdische Bestände] angibt, was weithin als die Gesamtmenge der oberirdischen Bestände angenommen wird. Eine Analyse dieser riesigen Diskrepanz ist wichtig, da es das wahre Stock-to-Flow-Ratio sowie die Dynamik von Angebot und Nachfrage von Silber aufdeckt. Diese Dynamik falsch zu verstehen, würde bedeuten, den Silberpreis nicht zu verstehen."


Wenn wir uns also nach dem richten, was Jan in seinem Artikel angibt, so glaubt er, dass es weltweit 1,6 Millionen Tonnen bzw. 20 mal mehr "belegbare oberirdische Silberbestände" gibt, als weithin angenommen. Allerdings berichtete der "World Silver Survey" 2019, dass weltweit ca. 2,5 Milliarden Unzen Silber (ungefähr 79.000 Tonnen) als belegbare oberirdische Silberbestände gehalten werden. Der Großteil dieses Silbers wurde als "Bullion und Münzen" gehalten.

Vergleich der oberirdischen Silberbestände:


Mit einer einfachen Rechenaufgabe aus 1,6 Millionen Tonnen geteilt durch 79.000 Tonnen erhalten wir das Verhältnis von 20 zu 1. Voilà!

Auf diese Weise ermittelt Jan, dass es weltweit das 20-Fache an Silber gibt, als GFMS oder der World Silver Survey schätzen. Jan bezog seine Zahl zum oberirdischen globalen Silberbestand aus Charts im oben verlinkten Artikel.

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Indem man das ganze Silberminenangebot seit 1900, einschließlich einer Basis von 45.000 Tonnen, addiert, erhält man die Gesamtsumme von 1,6 Millionen Unzen. Allerdings war diese Menge nicht groß genug, also verwendete Jan die Schätzung der CPM Group in Höhe von 1.751.000 Tonnen und teilte diese Menge dann auf die verschiedenen Kategorien auf.

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Jan gab bezüglich des aktuellen zu niedrigen "Stock-to-Flow-Ratios" von 3 zu 1 des World Silver Survey (GFMS) Folgendes an:

"Anhand des Zitats und der Tabelle sollen Leser glauben, dass die oberirdischen Silberbestände Ende 2018 bei 79.308 Tonnen lagen. Die jährliche Minenproduktion 2018 betrug 27.000 Tonnen, was auf ein Stock-to-Flow-Ratio bei 3 schließen lässt.



Allerdings lesen wir im World Silver Survey 2019 auch:

Schmuck, Silberzeug und andere Enderzeugnisse, die sich im Besitz von Endverbrauchern befinden, sind in unserer Definition von oberirdisch raffinierten Beständen nicht inbegriffen.

Doch warum ist Schmuck in den Daten ausgeschlossen? Silberschmuck sollte aus demselben Grund erfasst werden, wie Goldschmuck in den oberirdischen Beständen von Gold erfasst wird: Wenn der Preis stimmt, kann und wird Schmuck auf dem Markt verkauft. Wir müssen daraus schlussfolgern, dass die Daten des Silver Institute unvollständig sind. Des Weiteren finden wir im World Silver Survey 2019 alle möglichen Zahlen zu Angebot und Nachfrage, die nicht mit dem Silberpreis in Beziehung stehen, was bestätigt, dass diese Daten unvollständig sind."


An dieser Stelle weiche ich von Jans Analyse der oberirdischen Silberbestände ab. Jan fordert, dass Silberschmuck in die Berechnung der oberirdischen Silberbestände miteinbezogen werden sollte. In seinem obigen Chart zeigt er, dass es ungefähr 791.000 Tonnen Silber in Form von Schmuck, Dekorationen und religiösen Gegenständen gibt.

Jan behauptet, dass, "wenn der Preis stimmt", Silberschmuck dann auf dem Markt verkauft werden kann und wird. Wirklich? In welchem Maße? Wenn wir den Silver Scrap Report 2015 für das Silver Institute betrachten, ist Silberschmuck-Recycling eine der kleinsten Kategorien:

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Auf jährlicher Basis kommen etwa 10% des Altsilberangebots aus dem Silberschmuck-Recycling. Allerdings machte 2018 die Silberschmucknachfrage in Höhe von 212 Millionen Unzen fast 25% des weltweiten Silberminenangebots von 856 Millionen Unzen aus.

Andererseits stammen dem World Gold Council zufolge 90% des jährlichen Altgoldangebots aus dem Goldschmuck-Recycling:

"Recycling ist die Quelle des Goldangebots, die unmittelbar auf den Goldpreis und wirtschaftliche Schocks reagiert. Die Mehrheit des recyclten Goldes - etwa 90% - stammt von Schmuck, wobei Gold, das aus Elektrogeräten extrahiert wurde, die restlichen 10% liefert."

Der folgende Chart zeigt den wesentlichen Unterschied zwischen dem Altmetallangebot aus Gold- und Silberschmuck:

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Wieso macht Schmuck also nur 10% des jährlichen Altsilberangebots aus, wohingegen es 90% des Altgoldangebots sind? Das ist ziemlich einfach. Niemand will zum Pfandleiher gehen, um mit dem Verkauf von Altsilberschmuck 5 bis 10 Dollar zu machen. Wenn wir die typische Größe eines Gold- und Silberrings berücksichtigen, lohnt sich die Zeit und der Ärger, Goldschmuck zu verpfänden, nicht Silber:

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Bei meiner Recherche fand ich heraus, dass ein typischer 24-karätiger Goldring ungefähr 5 Gramm Gold enthält und ein Ring aus Sterlingsilber etwa 5,5 Gramm Silber enthält. Dementsprechend werden 5 Gramm Gold 273 Dollar einbringen und 5,5 Gramm Silber mickrige 3 Dollar wert sein (bezogen auf einen Goldpreis von 1.475 Dollar je Unze und einen Silberpreis von 17 Dollar je Unze).

Warum sollte jemand seine Zeit damit verschwenden, 3 bis 4 Silberringe oder allerlei Silberschmuck für 10 Dollar bis 15 Dollar zu verkaufen, wenn er 1 bis 2 Goldringe für 250 Dollar bis 500 Dollar verkaufen könnte?

Wenn Jan sagt, dass es diese "oberirdischen Bestände" in Höhe von nicht berücksichtigten 791.000 Tonnen Silberschmuck gibt, ist das ganz einfach Wunschdenken. Als der Silberpreis 2011 ein Hoch von 50 Dollar erreichte, belief sich die höchste Menge an recyclten Silberschmuck auf 28 Millionen Unzen, nur 13% des gesamten Altsilberangebots in dem Jahr.

Die jährliche Menge des recycelten Goldschmucks macht ungefähr 25% des gesamten jährlichen Goldangebots aus. Im Gegensatz dazu macht das jährliche Silberschmuck-Recycling nur 2% des gesamten jährlichen weltweiten Silberangebots aus. Also sollte Silberschmuck nicht zu den "belegbaren oberirdischen Beständen" zählen.

Nach meinen besten Schätzungen, könnte es 357.000 Tonnen oberirdisches Silber geben, wenn wir folgende Methodik anwenden:

Nun behauptet Jan, dass es eine Stock-to-Flow-Ratio von mindestens 30:1 für Silber gibt, wenn wir den gesamten Silberschmuck miteinbeziehen. Das Verhältnis wird folgendermaßen berechnet:

Allerdings sagt Jan auch, dass, wenn wir die Industriesilberbestände (852.000 t) miteinbeziehen, das Stock-to-Flow-Ratio für Silber bei 60:1 sein könnte. Ich kann Ihnen sagen, dass der Großteil dieser 852.000 Tonnen Industriesilber niemals recycelt wird. Es ist für immer weg. Wir können Silber, das in Elektrogeräten verbaut ist, die nun 15 Meter unter einer Müllkippe liegen, nicht zu den oberirdischen Silberbeständen zählen. Das ist blanker Unsinn.

Wenn wir von meiner sehr optimistischen Zahl von 357.000 Tonnen möglichen oberirdischen Silberbeständen ausgehen, beträgt das Stock-to-Flow-Ratio höchstens 14/1:

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Das Stock-to-Flow-Ratio für Gold bei 51:1 versus 14:1 für Silber ist viel höher, da das Recycling von Silber in solch kleinen Mengen für die Mehrheit der Bevölkerung nicht wirtschaftlich tragbar ist. Und eigentlich glaube ich, dass die realistischere Menge der oberirdischen Silberbestände näher an 200.000 Tonnen liegt; ca. 2,5 mal mehr als die 79.000 Tonnen, die der World Silver Survey angibt.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es zwar sehr viel oberirdisches Silber gibt, doch der Großteil davon niemals recycelt wird. Folglich ist es besser, dieses Silber als verlorenen Tand und nicht als oberirdische Bestände zu bezeichnen.

Selbst wenn wir annehmen, dass 357.000 Tonnen der oberirdischen Silberbestände zu 17 Dollar je Unze auf den Markt verkauft würden, würde das 195 Milliarden US-Dollar ergeben gegenüber 8 Billionen Dollar für 170.000 Tonnen oberirdischer Goldbestände. Und wenn wir diese etwaigen Silberbestände im Wert von 195 Milliarden US-Dollar mit dem weltweiten Vermögen in Höhe von 470 Billionen US-Dollar vergleichen, ist es nur ein Bruchteil eines Bruchteils.


Warnung für Investoren: Vorsicht vor Pennystocks wie GOLD X

Wenn Sie darüber nachdenken, in Gold-Silber- oder Ressourcen-Pennystocks zu investieren, seien Sie vorsichtig. Die überwältigende Mehrheit der Pink Sheets und Pennystocks mit fünf Buchstaben im Ticker werden niemals kommerzielle Minen werden. Vielmehr werden diese Aktien gehandelt, um Geld für die Besitzer zu generieren sowie ein Pump and Dump für Webseiten und eingeweihte Investoren durchzuziehen.

Es gibt die Aktie GOLD X, die zurzeit angepriesen wird. Ich würde diese Aktie selbst dann nicht kaufen, wenn man mir Geld gäbe, um sie zu kaufen. GOLD X, früher als Sandspring Resources bekannt, führte einen Reverse Split (Aktienzusammenlegung) im Verhältnis 8:1 durch, und trieb ihren Kurs über 2 Dollar an der kanadischen Börse. Hier ist der Kurs vor dem 8:1-Reverse-Split am 29. November:

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Und hier ist der Chart von GOLD X nach der 8:1-Reverse-Split:

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Wenn ein Unternehmen seinen Namen ändert und einen 8:1-Reverse-Split durchführt, bedeutet das, dass es dazu bereit ist, eine neue Gruppe von Verlierern hereinzulegen. Und natürlich wird es eine neue Gruppe von Verlierern zum Investieren bekommen, denn jeden Tag wird ein neuer Verlierer geboren.

Wenn Sie also Ihr Geld, für die Chance mit einem Pennystock auf eine Goldgrube zu stoßen, zum Fenster hinauswerfen wollen, ist GOLD X ein hervorragender Kandidat. Allerdings wären Sie viel besser bedient, physisches Gold und Silber zu kaufen, als Ihre Zeit mit wertlosen Pennystocks zu verschwenden.


© Steve St. Angelo
(SRSrocco)



Dieser Artikel wurde am 05. Dezember 2019 auf www.srsroccoreport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.