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Doppelschlag für Silber: Zölle und Rezessionsangst schicken Preis auf Talfahrt

04.04.2025  |  Markus Blaschzok

Der Silberpreis brach gestern um rund 3 Euro auf 28,60 € je Feinunze ein – ein Tagesverlust von 9,4%. Es war der heftigste Einbruch seit dem Jahr 2020. In US-Dollar lag das Minus bei "nur" 7%, da der Greenback selbst deutlich unter Druck geriet. Der Euro stieg sprunghaft auf 1,115 $ an, während der US-Dollar-Index auf 101 Punkte fiel – der tiefste Stand seit einem halben Jahr.

Auslöser der Turbulenzen war die am Mittwoch von Präsident Donald Trump verkündete "Declaration of Economic Independence", bei der er weitreichende Zölle auf Importe aus aller Welt ankündigte. Die Märkte reagierten mit Verzögerung, aber dafür umso heftiger.

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Der Silberpreis erlitt einen seiner stärksten Tagesverluste in der Geschichte


Silber, das sowohl ein monetäres als auch als industriell stark nachgefragtes Edelmetall ist, wurde im Gegensatz zu Gold, das nur moderat korrigierte, doppelt hart getroffen. Da über die Hälfte der weltweiten Silbernachfrage aus der Industrie stammt, nahmen die Befürchtungen einer sinkenden Nachfrage bei einer Verlangsamung der globalen Wirtschaft zu.

Der Silberpreis war im vergangenen Jahr im Sog einer rund 60-prozentigen Goldrallye stark gestiegen, getrieben vor allem durch gestiegene Investmentnachfrage und spekulatives Interesse. Eine technische Korrektur nach dieser Überhitzung war daher überfällig. Die Terminmarktdaten bei Silber waren seit Monaten extrem überkauft und es zeigte sich keine Stärke am Silbermarkt bzw. kein physisches Defizit, anders als am Goldmarkt, dessen Rallye primär durch ein Defizit, ausgelöst durch OTC-Käufe unbekannter Herkunft, getrieben wurde.

Während Silber zuletzt lediglich das Hoch von vor sechs Monaten bei rund 35 $ erneut anlaufen konnte, legte der Goldpreis im gleichen Zeitraum um etwa 16% zu. Mit dem jüngsten Preisrutsch stieg das Gold-Silber-Ratio auf 98, ein Niveau, das in der Vergangenheit nur zweimal erreicht wurde: während des Corona-Crashs 2020 und im Jahr 1991.

Silber ist damit historisch günstig zu Gold und sollte sich die wirtschaftliche Lage weiter eintrüben, so wäre ein erneuter Anstieg auf das Coronahoch bei 120 Unzen Silber je Feinunze Gold möglich. Dies sollten Investoren als langfristige antizyklische Kaufchance sehen und diese für Käufe nutzen!

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Das Gold-Silber-Ratio stieg auf den dritthöchsten Stand der Geschichte


Angesichts der anhaltenden relativen Schwäche des Silberpreises und der besonderen Natur der letztjährigen Goldrallye – in Kombination mit der wachsenden Rezessionsgefahr – hatte ich wiederholt davor gewarnt, dass der Bogen am Silbermarkt deutlich überspannt ist. Ein abrupter Einbruch schien jederzeit möglich – sei es durch das Eintreten einer Rezession oder durch ein politisches Ereignis.

Besonders kritisch wurde es am Widerstand bei 35 $, wo sich die Lage zuletzt zugespitzt hatte. Zur gleichen Zeit hatte der Goldpreis nach einer erneuten Rallye von rund 300 $ je Feinunze seine Aufwärtsimpuls bereits beendet und den übergeordneten Trend gebrochen. Vor diesem Hintergrund hatte ich bereits einen Tag vor dem Crash den Verkauf der Longposition im Gold angekündigt und auch eine mögliche Korrektur des Silberpreises gen 30 $ in Aussicht gestellt. Diese Analyse habe ich hochgeladen, um einen exlusiven Einblick in den Premim-Service zu bieten – diese finden Sie hier.

Auch der Aktienmarkt litt unter der Eintrübung der globalen Wirtschaftsaussichten. Der US-Leitindex S&P 500 verlor gegenüber seinem Hoch Mitte Februar 12,5%, während die Technologiebörse Nasdaq 100 sogar auf einem Minus von über 17% sitzt. Der Goldpreis konnte nach der Ankündigung der Zölle zwar auf ein neues Allzeithoch bei 2.167 $ ansteigen, crashte danach jedoch kurzzeitig auf 3.055 $ je Feinunze, während sich die Flucht in US-Staatsanleihen in dieser Woche fortsetzte.

Die zweijährigen US-Staatsanleihen stiegen sogar auf den höchsten Stand seit zwei Jahren, während die Zinsen diametral gegensätzlich sanken. Der Euro stieg am gestrigen Tag sprunghaft auf 1,115 $ an, während der US-Dollar-Index auf 101 Punkte fiel – der tiefste Stand seit einem halben Jahr.

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Der USD-Index fiel auf den tiefsten Stand seit Oktober letzten Jahres




Mit einem pauschalen Eingangszoll von 10% auf sämtliche Einfuhren sowie gezielten Strafzöllen auf "unfaire" Handelspartner wie China (bis zu 54%) oder Vietnam (46%) will Trump die US-Industrie wiederbeleben und die Handelsbilanz verbessern. Doch dieser Ansatz verkennt einen grundlegenden Zusammenhang: Handelsdefizite sind ein Ausdruck freier Entscheidungen. Sie entstehen, wenn Menschen im Ausland günstiger produzieren – ein Vorteil für Konsumenten und Unternehmen.

Für Autoimporte wurde ein einheitlicher Zollsatz von 25% festgelegt, weitere Maßnahmen betreffen unter anderem Pharma, Halbleiter und Holz. Solche Eingriffe mögen kurzfristig Schutz bieten, verzerren aber Marktprozesse. Kapital wird in weniger produktive Bereiche umgeleitet, die ohne staatliche Unterstützung nicht bestehen könnten. Das Ergebnis: geringere Effizienz, weniger Innovation – ein langfristiger Nachteil für Anleger und Volkswirtschaft.

Kanada und Mexiko bleiben für USMCA-konforme Waren ausgenommen, andere Länder müssen über Ausnahmen verhandeln. Trump betont, dass die Zölle bestehen bleiben, bis andere Staaten ihre Barrieren abbauen. Doch Freihandel ist kein politischer Deal, sondern ökonomisch sinnvoll – einseitiger Freihandel steigert bereits den Wohlstand im Inland. Zölle hingegen verteuern Importe und treffen letztlich die Verbraucher.

Trump spricht von einer "Wiedergeburt" der amerikanischen Industrie. Doch nachhaltiges Wachstum entsteht nicht durch politische Steuerung, sondern durch Unternehmertum, Preissignale und produktive Investitionen. Protektionistische Maßnahmen schaffen künstliche Vorteile, behindern aber langfristig den echten Wettbewerb und führen häufig zu einer Abwärtsspirale staatlicher Eingriffe.

Waren, die vollständig in den USA produziert werden, sind von Zöllen ausgenommen – ein offensichtlicher Anreiz zur Verlagerung der Produktion. Solche politisch gesetzten Anreize führen jedoch oft zu Fehlallokationen, die langfristig Innovation und Wettbewerbsfähigkeit schwächen.

Einige Länder, darunter Frankreich und China, drohen mit Vergeltungsmaßnahmen, während andere – wie das Vereinigte Königreich oder Brasilien – gesprächsbereit bleiben. Handelskonflikte erhöhen die Unsicherheit, belasten Lieferketten und dämpfen Investitionsbereitschaft. Für Anleger sind protektionistische Eskalationen ein Warnsignal – nicht zuletzt, weil sie die globalen Märkte fragmentieren und langfristige Planung erschweren.

Die Zölle trafen auch die entlegenen Heard und McDonald Islands – australische Gebiete in der Antarktis, die unbewohnt sind und hauptsächlich von Pinguinen bevölkert werden. Diese Inseln, bekannt für ihre unberührten Ökosysteme, wurden mit einem allgemeinen Zollsatz von 10% belegt, obwohl sie keine wirtschaftliche Aktivitäten aufweisen.

Diese ungewöhnliche Maßnahme wirft Fragen über die Kriterien und die Zielgenauigkeit der Zollpolitik der USA auf. Die Aufnahme dieser abgelegenen Gebiete in die Zollmaßnahmen führte zu erheblicher Verwunderung und löste in den sozialen Medien eine Welle von Memes und humorvollen Kommentaren aus. Australiens Premierminister Anthony Albanese äußerte sich überrascht über die Entscheidung und kommentierte: "Nowhere on Earth is safe." Auch wir haben einen Cartoon dazu erstellt.

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Die neuen Zölle treffen die entlegensten Gebiete und verunsichern selbst Pinguine


Der Verlauf der Zinsdifferenz zwischen 10- und 2-jährigen US-Staatsanleihen – ein bewährter Rezessionsindikator – warnt bereits seit geraumer Zeit vor einem bevorstehenden wirtschaftlichen Abschwung. Eine sogenannte Inversion, bei der die kurzfristigen Renditen über den langfristigen liegen, gilt seit Jahrzehnten als zuverlässiges Vorzeichen für eine Rezession. Nach einer historisch tiefen Inversion von unter –1 % im Jahr 2023 hat sich der Spread zuletzt wieder leicht ins Positive gedreht und liegt aktuell bei +0,34 % (Stand: 28.03.2025).

Doch wie bereits in früheren Konjunkturzyklen folgte die reale wirtschaftliche Abschwächung meist erst nach dem Ende der Inversion – nicht währenddessen. Die scheinbare Entspannung ist daher trügerisch. Vor allem im aktuellen Umfeld geopolitischer Spannungen und wachsender protektionistischer Maßnahmen stellt der wieder ansteigende Spread ein ernstzunehmendes Warnsignal dar – sowohl für die Aktienmärkte als auch für zyklisch abhängige Rohstoffe. Besonders Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium, die stark industriell genutzt werden, zeigten in früheren Rezessionen regelmäßig massive Preisrückgänge.

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Eine Rezession ist unvermeidbar – diesmal dürfte es aber eine ausgeprägte, lange andauernde Stagflation werden


Aus Sicht der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist die Inversion der Zinsstrukturkurve kein bloßes statistisches Signal, sondern Ausdruck eines schwerwiegenden strukturellen Problems: Eine durch Zentralbankpolitik künstlich gedrückte Zinsstruktur führt zu einer Verzerrung der Zeitpräferenzen im Markt. Unternehmer investieren langfristig, obwohl die reale Sparneigung der Gesellschaft dies nicht trägt. Es entsteht eine Illusion von Kapitalverfügbarkeit, obwohl in Wahrheit reale Ersparnisse fehlen. Weiterhin kommt es zu Fehlallokationen in Industrien, die bei höheren, marktüblicheren Zinsen, nicht boomen würden. Besonders kapitalintensive und langfristig orientierte Projekte – etwa im Immobilien- oder Technologiesektor – sind anfällig für diese "verzerrten" Anreize.

Diese „Fehlallokationen“ kumulieren sich über Jahre und entladen sich schließlich in Form einer Rezession oder Krise – eine Korrektur, die aus Sicht der Österreichischen Schule unvermeidbar und sogar notwendig ist, um die durch künstliche Zinspolitik verzerrte Kapitalstruktur wieder mit den realen Konsum- und Sparpräferenzen der Gesellschaft in Einklang zu bringen. Der Rückgang des Spreads ist daher ein Zeichen für einen überdehnten Boom, der durch billiges Geld genährt wurde – und dessen Ende nun naht. Nicht die Rezession, sondern die vorangegangene Misswirtschaft ist das eigentliche Problem – die Krise ist der Reinigungsprozess.

Die dazugehörige aktuelle technische Chartanalyse finden Sie hier.


© Markus Blaschzok
Dipl. Betriebswirt (FH), CFTe
Chefanalyst GoldSilberShop.de / VSP AG
BlaschzokResearch
GoldSilberShop.de

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