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Wie es wirklich zu Hyperinflation kommt

02.10.2010  |  Steve Saville
Es folgt ein Auszug aus einem Kommentar, der ursprünglich am 22. September 2010 auf www.speculative-investor.com veröffentlicht wurde.

Unter der Überschrift "How Hyperinflation Will Happen" sorgte ein Artikel für große Aufmerksamkeit. Im Artikel heißt es:

“[…] Hyperinflation ist nicht die Ausweitung oder Verstärkung von Inflation. Inflation und Hyperinflation sind zwei sehr verschiedene Paar Schuhe. Sie sehen genauso aus - denn in beiden Fällen verliert die Währung ihre Kaufkraft - sie sind aber nicht dasselbe.

Zu Inflation kommt es, wenn sich die Wirtschaft überhitzt: Nämlich dann, wenn die Einsatzgüter einer Wirtschaft (Arbeitskraft und Rohstoffe) aufgrund des Wirtschaftswachstums und unter expansionistischen Kreditbedingungen einer solchen Nachfrage ausgesetzt sind, dass der Preis dieser Einsatzgüter steigt. Dies erzwingt ebenfalls Preissteigerungen bei Gütern und Dienstleistungen, damit die Produzenten die steigenden Kosten wettmachen können. Es handelt sich hier im Grunde um ein nachfragegetriebenes Phänomen.

Hyperinflation ist der Vertrauensverlust in die Währung. Die Preise steigen unter hyperinflationären Bedingungen wie auch unter inflationären Bedingungen, aber sie steigen nicht deshalb, weil mehr Geld für Arbeitskräfte oder für Rohstoffe verlangt wird, sondern deshalb, weil die Menschen versuchen, aus der Währung zu flüchten. Nicht, dass sie mehr Geld wollen - sie wollen weniger Währung: Sie werden also jeden Preis für ein Gut bezahlen, das nicht Währung ist."

Mit Ausnahme der Feststellung, dass zur Hyperinflation ein Vertrauensverlust in die Währung gehört, ist das oben Zitierte fast gänzlich falsch. Das gilt besonders für folgende Feststellungen: Wirtschaften "überhitzen" sich nicht, Wirtschaftswachstum führt eher zu sinkenden als zu steigenden Preisen und Hyperinflation ist sehr wohl die Ausweitung und Fortführung von Inflation. Der Autor dieses Artikels erwähnt nicht einmal das Geldmengenwachstum. Inflation oder Hyperinflation zu erklären, ohne dabei das Geldangebot zu erwähnen, ist so, als wollte man erklären, warum der Mond um die Erde kreist, ohne dabei die Schwerkraft zu erwähnen.

Alle hyperinflationären Perioden, die wir aus der Geschichte kennen - und wir kennen viele - sind Schritt-für-Schritt-Prozesse gewesen, die durch die Ausweitung des Geldangebots angestoßen und aufrechterhalten wurden. Da das Geldangebot nun schon seit einigen Jahren stark angestiegen ist, kommen jetzt einige Leute zu dem Schluss, dass die Inflation endlos sein wird. Die Menschen handeln heute in Vorgriff auf die morgigen, durch das Geldangebot herbeigeführten Preissteigerungen. Im Verlauf der Zeit kommen immer mehr Leute zu der Festsstellung, dass die Inflation höchstwahrscheinlich endlos sein wird, und sie beginnen zu handeln (d.h. sofortiger Kauf von Dingen) in Vorgriff auf zukünftige Preissteigerungen, was letztendlich zu einer Situation führt, bei der die Preise viel stärker steigen als das Geldangebot.

Auch an diesem Punkt hätte die Zentralbank immer noch die Möglichkeit, dem inflationären Trend Einhalt zu gebieten, indem sie die Ausweitung des Geldangebots stoppen oder verlangsamen würde, denn schnell steigende Preise innerhalb der Wirtschaft würden zu einer Geldknappheit führen - sofern das Geldangebot nicht wieder deutlich aufgestockt würde. Gleichzeitig könnte sich die Zentralbank nun aber unter beachtlichen politischen Druck befinden, der monetäre Ausweitung fordert, da es andernfalls kurzfristig zu extremen Wirtschaftsproblemen kommen würde. Und genau das passierte schon im Deutschland der frühen 1920er Jahre: Auf einem jahrelangen Weg von Inflation über Hyperinflation zum kompletten Währungszusammenbruch entschied sich die Zentralbank jedes Mal für Maßnahmen, die aus ihrer Sicht den geringeren ökonomischen Schaden verursachen würden - und zwar für die Aufrechterhaltung und Ausweitung der Inflation und nicht für deren plötzliches Ende.

Hiermit wollen wir nur Folgendes verdeutlichen: Zu Hyperinflationen kommt es nicht "aus heiterem Himmel", eines schönen Tages, wenn es keiner erwartet. Hierzu braucht es stattdessen ein beständig hohes Geldmengenwachstum; die Hyperinflation entwickelt sich über viele Jahre hinweg aufgrund einer schrittweise wachsenden Erkenntnis in der Bevölkerung. Sie ist Teil eines PROZESSES und definitiv die Ausweitung und Fortführung der Inflation; die meisten Inflationsperioden führen aber nicht zur Hyperinflation, denn die Entscheidungsträger stoppen die Ausweitung des Geldangebots, bevor es zu spät ist.

Abschließend soll noch Folgendes angemerkt werden: Obgleich die meisten Inflationsperioden nicht so weit fortschreiten, dass die Wirtschaft schließlich mit einer Hyperinflation zu kämpfen hat, so wird dennoch jede Papierwährung am Ende tot-inflationiert. Denn letztendlich kommt es immer zu Umständen, unter denen es politisch am zweckdienlichsten ist, einen Hyperinflation zu riskieren, indem man die monetäre Inflation über die "normalen Grenzen hinaus" weitertreibt. Diesbezüglich werden auch die heutigen Papierwährungen hier keine Ausnahmen bilden.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 27. September 2010 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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