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Interview: Dietmar Siebholz - Silber bald zweistellig?

02.08.2005  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
Am Rande des Treffens des Konstanzer Kreises am Bodensee wurde dieses Interview mit dem Silberexperten Dietmar Siebholz für GoldSeiten.de geführt.


V.R.: Guten Tag Herr Siebholz. Vielen Dank, dass Sie sich für dieses Interview Zeit genommen haben. Sie gelten ja als einer der profiliertesten Silberexperten im deutschsprachigen Raum. Wie beurteilen Sie die aktuelle Entwicklung am Silbermarkt?

D.S.: Ich hätte diese Antwort lieber letzten Mittwoch gegeben, da erreichte Silber meinen Wunscheinstandskurs; jetzt besteht meiner Meinung nach die letzte Chance, sich günstig physisch, über Aktien oder mit Derivaten im Markt zu engagieren. Den Anlass zu dieser Annahme gibt mir eine Information aus den USA, dass im November die ISO (= International Standardization Organization) den Zuschlag für RFID-Technik (= Radio Frequenz Identification) geben wird. Alle ähnlichen Entscheidungen in der Vergangenheit waren jeweils der Auftakt zu einer explosiven Verbreitung der Technologie, z.B. VHS, CD, DVD, Browser ...
Der industrielle Verbrauch beim RFID stellt hier auf Grund der geringen verbrauchten Mengen einen echten Verbrauch dar. Niemand wird Silber aus einem RFID-Chip wiederverwerten! Einen weiteren bedeutenden Faktor stellen die ca. 300 Millionen Unzen aus den Vorwärtsverkäufen der Minen dar, die zur Deckung von Finanzierungskosten bei den Silberminen-Gesellschaften erst aus bestehenden Lagern ausgeliehen werden mussten. Diese 300 Millionen Unzen stehen also als riesige Leerpositionen im Markt und es besteht hier künftiger Einlieferungsbedarf.


V.R.: Wieso wird sich dies auf Silber so bedeutend auswirken? In wiefern spielt Silber bei dieser Technologie eine Rolle?

D.S.: Die RFID-Chips bestehen aus einer Unzahl von geringen Mengen an den unterschiedlichsten Rohstoffen, eben auch Silber. Das Problem der heutigen RFID-Technik liegt jedoch daran, dass sie nur ca. fünf Meter weit empfangen und senden können. Wenn man diese Technik jedoch effizient im Lagermanagement einsetzen will, benötigt man eine Sendereichweite von mindestens 15 Metern. Hierfür wird dann eine gefaltete, mikroskopisch dünne (Silber ist das Material, dass man nach Gold am meisten auseinander walzen kann) Silberfolie als Hochleistungsempfänger oder -Antenne verwendet.


V.R.: Auf welche Größe schätzten Sie diesen Markt in den nächsten Jahren ein?

D.S.: Laut einer Schätzung des Frauenhofer-Institutes würde eine 80%ige Substitution von herkömmlichen Strich-Bar-Codes durch RFID in Deutschland in den nächsten Jahren zu einer Verdopplung des Silberverbrauchs führen. Die Auswirkung einer Verwendung weltweit können Sie sich wahrscheinlich vorstellen, zumal dieses Silber, sobald es einmal verwendet wurde unwiederbringlich verloren ist.


V.R.: Gibt es einen Speziellen, der verschiedenen zur Auswahl stehenden Standards von RFID, von dem Silber mehr oder weniger profitieren würde?

D.S.: Es ist ganz egal, welcher Standard sich durchsetzt! Ich muss aber noch anmerken, dass die Auswirkung dieser Standardisierung mehr ein Denkanstoss an die Silberinvestoren weltweit ist, denn bis die Produktion anläuft, können noch ein paar Jahre vergehen. Da aber viele Investoren diese Entwicklung antizipieren werden, rechne ich klar mit einem Impuls, wenn die Entscheidung tatsächlich bekannt gegeben wird.


V.R.: Welche Rolle spielt die Volksrepublik China beim Silberangebot?

D.S.: China ist schwer zu beurteilen; wenn ich schon davon ausgehe, dass auch die westliche Welt, die gern und viel berichtet, hier auch mit Nachrichten knausert, so sollte man die chinesischen Informationen, wenn es überhaupt welche geben sollte, sehr vorsichtig betrachten. Aber der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass China, die sehr stark in der Elektronik tätig sind, das hierfür benötigte Silber sicherlich ungern einführen. Was heißen soll, dass das noch dort vermutete gelagerte Silber wohl eher in die Produktion gehen als exportiert werden wird.


V.R.: Wie wird sich der Silberpreis in den nächsten sechs Monaten Ihrer Meinung nach entwickeln?

D.S.: Wie bereits vorher angesprochen, sehe ich auf Grund der erwarteten Entscheidung der ISO hohes Kurspotential für Silber. Als Auslöser für einen größeren Kursanstieg sehe ich ein nachhaltiges Ausbrechen aus der Dreieckformation nach oben. In den nächsten sieben bis acht Monaten kann ich mir sehr gut zweistellige Preise bei Silber vorstellen.


V.R.: Welche Aktien sind ihre aktuellen Favoriten unter den Silber-Minenaktien?

D.S.: Ich unterscheide da zwei Sektoren. Einerseits die Substanzaktien und anderseits die Spezialaktien. Bei den soliden Werten, also den Substanzaktien, würde ich Silber Standard und Wheaton Silver empfehlen. Des Weiteren würde ich als Spezialaktie jedem interessierten Investor IMA Explor. und die Avino Silver nahe legen. Dieses Unternehmen hat vor der Einstellung der Minentätigkeit vor Jahren bereits eine große Menge an gebrochenem Erz auf Halde produziert, und benötigt nur fünf Millionen CAD, um die Verarbeitung durchzuführen. Aus den aktuellen Beständen an gebrochenem Erz würde sich durch die Verarbeitung ein Cashflow von geschätzt 20 Millionen Dollar generieren lassen. Diese Aktie ist wie eine Option auf den Silberpreis. Wenn das gebrochene Erzgestein bei einem Preis von 10 USD verwertet wird, liegt der Cashflow deutlich höher. Einfach kaufen und liegen lassen. Das einzige was am Unternehmen zu bemängeln ist, stellt die geringe Öffentlichkeitsarbeit da.


V.R.: Würden Sie einem Investor die Anlage in physischem Silber, Papiersilber oder Silberminenaktien empfehlen um optimal an einem möglichen Silberpreisanstieg zu partizipieren?

D.S.: Zu allererst würde ich empfehlen, physisch zu investieren, um die Manipulation zu brechen; je mehr physisches Silber von Anlegern gekauft wird, umso größer wird der Druck auf die Leerverkäufer. Von Optionsscheinen würde ich Ihnen generell bei Silber abraten. Denn hier bestimmen Banken, die zu den größten Leerverkäufern am Markt gehören, die Konditionen, zu denen wohl nur sie gewinnen können. Die Bank bestimmt den Zeitraum, den Preis, einfach alles und sie verkaufen Ihnen nur Scheine, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu ihren Gunsten entwickelt werden. Es ist ein ungleiches Spiel mit unfairen Mitteln. Ebenso ist von Futures abzuraten. Hier können die Leerverkäufer schlicht so viel leer verkaufen wie sie wollen, ohne es zu besitzen. Als Long-Spekulant dürfen Sie aber nur bei einer gewissen Anzahl Kontrakte physische Lieferung verlangen. Das zeigt, wie fair auch in diesem Markt vorgegangen wird. Also sollte erst physisch und dann in Silberaktien investiert werden.


V.R.: Vielen Dank für dieses Interview.


© Baldur



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