Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Spuren einer Zeitenwende

12.01.2011  |  Frank Meyer
- Seite 4 -
Frank Meyer: Wenn der Goldzug vielleicht 2011 weiter an Fahrt gewinnen sollte, das Metall von Privatanlegern mehr geschätzt wird, vielleicht auch von den Notenbanken, könnte es dann zu Begehrlichkeiten seitens der Politik kommen? Oder anders gefragt: Ist ein Goldverbot, wie es das schon gab, auch heute wieder möglich?

Dr. Bruno Bandulet: Ganz ausschließen kann man das natürlich nicht. Der Anleger kann eigentlich nur zwei Fehler machen: Erstens, dass er seiner Bank glaubt. Und der Zweite ist, dass er dem Staat vertraut. (Lacht.) Die sind ja im Prinzip zu allem fähig. Man muss aber auch sagen, dass ein Goldverbot oder eine Konfiskation wie 1933 in den USA ist heutzutage zumindest in Europa schwer durchsetzbar. Wie wollen Sie das kontrollieren? Sie können doch nicht die Inspektoren durch die Häuser schicken? Doch wenn irgendwann so etwas mal kommen sollte, dann geht man an die Goldsammelstellen, also an die ETF`s und ETC`s.


Frank Meyer: Gibt es nicht gar einen dritten Fehler, den man machen könnte? Nämlich seine Position zu früh zu verlieren?

Dr. Bruno Bandulet: Da haben Sie vollkommen recht. Ich nehme an, dass die meisten Leute diesen Fehler immer wieder machen. Ich predige seit langem, sein Gold einzuteilen in eine strategische und eine taktische Position. Die strategische Position halte ich, solange die Zukunft unseres Währungssystems ungewiss ist. Ich brauche etwas, was nicht pleite gehen kann und von dem ich nachher noch leben kann. Daneben kann man ja eine taktische Position spielen. Und die kann man auch verlieren. Da haben Sie recht.


Frank Meyer: Weil Sie gerade vom Predigen sprechen ... Sie sind ja auch als "Goldpapst" bekannt. Wie kommen Sie denn zu dieser Ehre?

Dr. Bruno Bandulet: Ich nehme an, weil ich lange genug über das Thema publiziert habe. Mit dem Gold befasse ich mich und schreibe darüber seit 1979. Im Grunde genommen schon ein paar Jahre früher. Damals habe ich auf einem Kostolany-Seminar in Frankfurt angefangen. Ich hatte als einer der wenigen Leute die Ehre, bei Kostolany Co-Referate halten zu dürfen. Und dann hatte ich 1977/78 in Frankfurt einen Vortrag über südafrikanische Goldaktien gehalten. Die waren damals phantastisch und zugleich auch unbeliebt. Niemand wollte die haben. Ich habe mich für die wirklich gewaltig ins Zeug gelegt.

Wer die 78 gekauft hat, hatte zwei Jahre später schon seinen Einsatz in Form von Dividenden zurück. Damals zahlen sie Dividenden von über 20 Prozent. Das muss man sich mal vorstellen. Es waren traumhafte Verhältnisse. Damals habe ich die Endphase einer Hausse miterlebt und dann diese Baisse. Ich bin seit über 30 Jahren in diesem Sektor. Und das ist wahrscheinlich das ganze Geheimnis um diesen "Goldpapst".


Frank Meyer: Kostolany war ja nicht unbedingt ein großer Goldfreund. Hat er Sie nicht immer gemaßregelt?

Dr. Bruno Bandulet: Oh ja. Gewaltig! Er war ja ein absoluter Dollar-Freund. Wir haben uns persönlich geschätzt. Ich ihn, er mich. Ja. Aber er konnte das mit dem Gold nicht richtig einordnen. Er hat dann auch mal gesagt, ich wäre russischer Agent, denn die Russen waren damals am Goldmarkt wirklich stark unterwegs und einflussreich. Ich hatte mit den Russen ein gutes Verhältnis und habe vom ihnen sehr viel erfahren. Er sagte auch mal, ich stünde in südafrikanischen Diensten. Das hat aber alles nicht gestimmt, weil ich eben unabhängig war. Aber so versuchte er eine rationale Erklärung zu finden. Abgesehen davon, hat er mich aber toleriert. Ja.


Frank Meyer: Herr Bandulet, worauf achten Sie derzeit am meisten im Goldmarkt?

Dr. Bruno Bandulet: Worauf ich besonders achte, ob und wann wir einen Replay bekommen, ähnlich der Verhältnisse von 1979/80. Das ist die berühmte Frage nach der Blase. Ist Gold schon in einer Blase? Das ist es meiner Meinung nach noch nicht. Vielleicht bekommen wir nächstes Jahr eine Mini-Blase wie in der Mitte des letzten Super-Zyklus, also in der Mitte der 70er Jahre. Damals gab es übrigens einen Rückgang der Preise um rund 50 Prozent. Aber nachher ging der Spaß erst richtig los. Also die Verhältnisse wie 1979 haben wir noch nicht.

Man erkennt ein Heißlaufen an vielen Indizien. Typisch für das Ende einer Goldhausse ist eine Beschleunigungsphase. Damals gab es eine Verdopplung des Preises innerhalb weniger Wochen, in der Zeit vom Herbst 1979 bis Januar 1980. Vom Silber rede ich erst gar nicht. Diese Beschleunigung steht bei den Goldminen auch noch aus. Ein Indiz ist zudem, daran erinnere ich mich auch, wenn der Goldpreisanstieg wie 1980 an der ersten Stelle in der Tagesschau kommt. Das wäre ein Warnzeichen.

Wenn Gold ein allgemeines Gesprächsthema wird, ist das auch ein Zeichen, so wie in der Internetblase im Jahr 2000. Ich erinnere mich, damals zum Hochpunkt des Neuen Marktes, saß ich im Flugzeug von Johannesburg nach Frankfurt, da war auch jemand, der fing sofort an, mir von seinen ganzen Positionen zu erzählen (lacht) mit Internetaktien, Mobilcom und wie die alle geheißen haben. Gold muss erst ein Thema beim Friseur sein. Das ist es aber noch nicht. Ich habe bei meinem Friseur noch nie etwas über Gold gehört. Bisher.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"