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Inflation ist gewollte Politik, überall

12.02.2011  |  Steve Saville
Während sich in der gesamten Wirtschaft eine inflationsgetriebene Investment-Bubble ausbreitet, machen die politischen Entscheidungsträger einen cleveren Eindruck. Zumindest werden sie auf alle, die der Ökonomie unkundig sind, einen cleveren Eindruck machen. Doch platzt die Bubble, wird sich der Eindruck, den die einst so geistreich scheinenden Politiker hinterließen, sehr schnell und deutlich verlieren. Und sollten sie nun versuchen, jenen korrektiven Prozess, der dem Platzen einer inflationsgetriebenen Bubble folgen muss, abzukürzen - indem sie beispielsweise die staatlichen Ausgaben hochfahren - so wird ihnen mit größter Wahrscheinlichkeit letztendlich Inkompetenz nachgesagt werden. Was natürlich auch zutrifft. In Japan wurde diese Entwicklung - also jene öffentliche Wahrnehmungswandlung des kompetenten Politikers zum inkompetenten - weitestgehend vollzogen; in den USA ist sie ungefähr bei der Hälfte angekommen und in China steht sie noch an.

Zweifelsohne wird die eben genannte Entwicklung letztendlich auch in China stattfinden, denn die chinesischen Zentralplaner haben ähnlich Fehler gemacht wie ihre Amtskollegen in Japan oder den USA. Genaugenommen haben sie eine enorme Investment-Bubble geschürt und versucht, mit Hilfe von Inflation Probleme zu kaschieren, die aus vorhergehender Inflation entstanden waren.

Was die Erzeugung von Inflationsproblemen angeht, sind die Manager des chinesischen Geldsystems mindestens genauso versiert wie die Bernankes und Greenspans dieser Welt. Zum Beispiel blähte man in China das M2-Geldangebot und die Bankenkredite im Zeitraum von 2009 bis 2010 um 53% bzw. 59% auf - diese Geldangebots- und Kreditinflationsraten liegen weit über dem, was in den USA während der Greenspan-Bernanke-Ära erzeugt wurde. Zudem ist es ja nicht so, dass diese zügellose Inflation rein zufällig entstanden wäre.

Im Gegensatz zu den USA, wo die US Fed den Umfang des wirtschaftsweiten Geld- und Kreditangebots Jahr für Jahr beeinflusst - aber nicht direkt festlegt, kontrolliert die Chinesische Volksbank fast komplett den Umfang der jährlichen Geldschöpfung und Bankenkreditvergabe. Mit 17% was das chinesische Geldmengenwachstum des letzten Jahres zum Beispiel nicht weit vom offiziellen 19%-Ziel entfernt. Dieses Jahr hat die Chinesische Volksbank ein Wachstumsziel (für das Geldangebot) von 16%, womit so gut wie garantiert ist, dass sich das Inflationsproblem Chinas weiter verschlimmern wird, ganz gleich was sonst noch auf der Welt passiert.

Heutzutage ist Inflation überall beabsichtigte, politische Strategie - nur dass die Behörden in China weitaus mehr Kontrolle über diesen Prozess haben als in den meisten anderen Ländern. Aber ungewöhnlicherweise bekommt die chinesische Regierung von vielen westlichen Analysten einen Freibrief, obwohl die es eigentlich besser wissen müssten. Es scheint ganz so, als würden die Analysten einen Bewertungsstandard für die USA gelten lassen und einen völlig anderen für China. Nur um das einmal zu verdeutlichen: Stellen Sie sich vor, was der typische "China-liebe" Experte über Bernanke und seine Freunde von der Federal Reserve sagen würde, wenn:

a) das US-Geldangebot in den letzten zwei Jahren um mehr als 50% gestiegen wäre

b) die Kosten für Unterkunft und Ernährung in den meisten großen US-Städten innerhalb der letzten 12 Monate um 20% gestiegen wären und

c) die Fed gerade angekündigt hätte, sie strebe für das kommende Jahr eine Ausweitung des Geldangebots um 16% an. Denken Sie nicht auch, dass diese Analysten "Zeter und Mord" schreien würden?

Wenn aber genau diese Zustände in China eintreten, gehen sie einfach darüber hinweg. Gott bewahre, dass sie ihre Anti-US-Tiraden nur für einen Moment einstellen und zugeben, dass auch Zentralbanken und Regierungen außerhalb der USA deutlichen ökonomischen Schaden anrichten.

Wir bleiben da lieber konsequent und schimpfen lieber allgemein gegen zerstörerische Politik - ganz gleich, wo sie betrieben wird. Seit Jahren schreiben wir ausgiebig über die gewaltigen Probleme, die den Machenschaften der Fed entspringen. Aber wir tragen keine Scheuklappen und können deshalb auch noch die armmachenden geldpolitischen Strategien wahrnehmen, die außerhalb der USA praktiziert werden.

Das Ausmaß des Problems, das durch vorsätzliche Inflationspolitik des chinesischen Staates verursacht wurde, lässt sich jetzt noch nicht absehen, denn die Bubble ist noch nicht geplatzt. Wenn sie platzt, wird das Zeugnis vieler Jahre schlechter politischer Entscheidungen zu eklatant sein, als dass es sich ignorieren ließe. Zumindest hoffen wir, dass es so sein wird - aber vielleicht sind wir da zu optimistisch.


© Steve Saville
www.speculative-investor.com



Dieser Artikel wurde am 08. Februar 2011 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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