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Individuelle Einschätzung von Angebot und Nachfrage für die verschiedenen Selten-Erd-Metalle

21.05.2011  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Nun darf man nicht - wie es Goldman Sachs tat - die leichteren Seltenen Erden und die schweren in einen gemeinsamen Topf werfen, sondern muss nach deren Verwendung gewichten. Denn entscheidend ist ja wohl die Nachfrage in der Zukunft und die ist ausschließlich auf zwei Komponenten ausgerichtet: Die eine ist orientiert an den herkömmlichen Verwendungen und damit abhängig von allgemeinen konjunkturellen Vorbedingungen, auf die wir alle keinen Einfluss haben. Die zweite ist die Einschätzung der Nachfrage aus den neuen Technologieentwicklungen oder zum Einsatz in bereits bekannten Anwendungen. Auch hier ist eine gehörige Unsicherheit durch Fehleinschätzungen von Technologie-Trends gegeben, aber man kann den Rahmen für die künftige Nachfrage schon näher definieren, da man eher absehen kann, wo die sogenannten "Gewürzmetalle" unabdingbar sind bzw. bleiben und wo nicht.

Ich definiere für meine Anlageentscheidungen folgende Aufteilung der Seltenen Erden:
  • Gruppe 1: Leichte Seltene Erden mit großem Produktionsvolumen (Cer, Lanthan)

  • Gruppe 2: Leichte Seltene Erden mit hohem Magnetismuspotential - also wohl die Gruppe der mittleren Seltenen Erden (Neodym, Praseodym, Samarium)

  • Gruppe 3: Schwere Seltene Erden für breite Technologieanwendungen (Terbium, Europium, Gadolinium, Yttrium, Scandium und Dysprosium)

  • Gruppe 4: Schwere Seltene Erden mit geringer Technologieanwendung (alle anderen Seltenen Erden)

Nun kommt ein besonders schwieriger Schritt, nämlich die Einschätzung der jetzigen Produktionsmengen und der künftigen Mengen z.B. nach Beginn der Produktionsaufnahme von drei bis vier Lagerstätten, die in den nächsten drei Jahre in Produktion gehen wollen, werden und hoffentlich auch können.

Aus den Analysen der einzelnen Produktionsstätten oder dem Potential der kurz vor der Produktion stehenden Explorationsunternehmen kann eine Aufteilung in Anteilen zu den vier o.g. Gruppen aktuell wie folgt eingeschätzt werden:
  • Gruppe 1: Derzeitiger Anteil an der Produktion von allen Seltenen Erden ca. 65 - 70%
  • Gruppe 2: derzeitiger Anteil ca. 20 - 25%
  • Gruppe 3: derzeitiger Anteil ca. 05 - 12%
  • Gruppe 4: derzeitiger Anteil ca. 01 - 03%

Auch bei den Explorationsgesellschaften oder bei denen, von denen man die Aufnahme der Produktion in den nächsten drei Jahre erwartet (Molycorp, Lynas, Great Western Minerals, evtl. Arafura), sind ähnliche "Mischungsverhältnisse" der späteren Produktion anzutreffen, zumindest wenn man die Anteile großzügig einschätzt oder einschätzen kann.

Das derzeitige Angebot - das von den weniger informierten Analysten eingeschätzt wird - ist aber von Besonderheiten gekennzeichnet. Die wichtigste ist die von der chinesischen Regierung veranlasste Bildung einer Sonderreserve von bis zu 300.000 Tonnen aus der weltgrößten Lagerstätte in der Inneren Mongolei. Die Weltmarktführerin ist von der chinesischen Regierung beauftragt, eine Reserve in der genannten Größenordnung zu bilden, damit die Umstellung der gesamten umzustrukturierenden chinesischen Seltenen-Erden-Industrie in den nächsten drei Jahren gelingen kann. Die Motive der chinesischen Regierung sind klar: Diese 300.000 Tonnen sollen die Deckung des inländischen Bedarfs in der Umstellungsperiode sicherstellen. Ich glaube nicht, dass sich China Gedanken über die Versortung der Welt gemacht hat, denn 300.000 für die Mindestdauer von drei Jahren werden unabhängig von der Zusammensetzung dieser 300.000 Tonnen nie und nimmer ausreichen. Und: Baotou, die größte Lagerstätte der Welt in der Inneren Mongolei, produziert weitaus mehr als 80 % Anteile an leichten Seltenen Erden.

Die nach Entscheid der chinesischen Regierung zu sanierenden Betriebe kommen aber in der Mehrzahl aus den südchinesischen Produzenten, die aus den dortigen Lehmvorkommen besonders die schweren Seltenen Erden erzeugen. Baotou kann aber aufgrund der Zusammensetzung der Seltenen Erden in der Inneren Mongolei diesen Ausfall an schweren Seltenen Erden nie ersetzen.




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