Drei Funken und ein Pulverfass
18.09.2013 | GEAB

Der Sommer 2013 hat nicht die Beruhigung gebracht, die sich einige erhofft hatten, sondern die Krisenherde an den Finanzmärkten, in der Wirtschaft und vor allen Dingen in der globalen Geopolitik weiterhin befeuert. Der Zankapfel Syrien hat klar vor Augen geführt, dass es eine "Weltgemeinschaft" nicht mehr gibt. Die Wirtschaftsmedien können trotz aller denkbaren Tricks immer noch nicht den so sehnlichst erwarteten Aufschwung ausrufen. Die Währungskriege sind erneut aufgeflammt und wüten nun in den Schwellenländern. Und die Zinsen für Staatsanleihen sind inzwischen außer Kontrolle geraten.Leider ist vom herannahenden Herbst keine Beruhigung der Lage zu erwarten. Vor dem nach der Sommerpause erneut zusammentretenden US- Kongress liegen schwerste Aufgaben, Diskussionen und Entscheidungen: Syrien, Haushaltsverhandlungen, Schuldenobergrenze usw. Die Positionen von Demokraten und Republikanern liegen so weit auseinander und lassen brutale politische Schlagabtäusche vorhersagen. Auch die Finanzmärkte bewegen sich nun auf vermintem Gelände. Denn nun gehen die Diskussionen über das sogenannte tapering weiter, also die progressive Reduzierung der Volumina der Fed-Programme der quantitativen Lockerung, von denen die US - Wirtschaft weitestgehend abhängt. Die die Folgen der Insolvenz Detroits machen sich bemerkbar. Und zuletzt haben die großen westlichen Banken keine Wahl mehr und müssen ihre bedingungslose Unterstützung der US - Regierung einstellen.
Auch in der Geopolitik dürfte es ein heißer Herbst werden: Die Schwellenländer werden die spekulativen Angriffe gegen ihre Währungen nicht länger tatenlos hinnehmen, was voraussagen lässt, dass es auch an den Devisenmärkten bald heiß zugehen wird. Weiterhin werden die Schwellenländer ihren Sieg im Syrienkonflikt sicherlich zum Anlass nehmen, einen größeren Einfluss auf der Weltbühne einzufordern.
Inhalt der gesamten Veröffentlichung:
- 1. USA: Eine neue Staffel der Washingtoner Soap-Opera beginnt
- 2. Die FED verliert die Kontrolle
- 3. Das nächste Zypern wird amerikanisch sein
- 4. Die Banken lassen das Finanzministerium im Stich
- 5. Der große Bluff mit Syrien
- 6. Zwischen Skylla und Charybdis
- 7. Schwindender US-Einfluss
- 8. Der Abkoppelungsprozess der Schwellenländer von den westlichen Volkswirtschaften - Fortsetzung und Ende
- 9. Japan : Regionale Rückbesinnung
- 10. Europa am Scheideweg
- 11. Das schmerzliche Fehlen einer globalen Governance
In dieser Pressemitteilung stellen wir das 1., 2. und 3. Kapitel vor.
USA: Eine neue Staffel der Washingtoner Soap-Opera beginnt
Angesichts der schwierigen internationalen Lage drohte das Zerwürfnis zwischen Demokraten und Republikanern beinahe in Vergessenheit zu geraten. Aber wer sich für die Verwicklungen und Handlungspirouetten in „Gute Zeiten, schlechte Zeiten in Washington“ interessiert, kann sich in den nächsten Wochen noch auf viele spannende Folgen freuen (1). Die wichtigsten Handlungsstränge sind
- Die Syrienkrise, auch wenn inzwischen dort eigentlich die Luft raus sein müsste, nachdem sich die Drohungen des Westens als Bluff herausgestellt haben;
- Der US- Haushalt 2014 und die Schuldengrenze. Die Republikaner werden ihre Obstruktionsmacht ohne Hemmungen einsetzen, um Obama ein Maximum an Zugeständnissen zu entreißen. Es ist davon auszugehen, dass sie ihre Karten voll ausreizen werden und entweder die Gesundheitsreform kassieren lassen oder bei anderen Sozialausgaben Kürzungen durchsetzen. Vielleicht gelingt ihnen sogar beides (2).
Angesichts der Abgründe, die sich auftun würden, sollte es nicht zu einer Einigung bei diesen Fragen kommen (3), kann kein Zweifel daran bestehen, dass in letzter Minute ein Kompromiss gefunden wird, vielleicht auch erst Stunden oder einige Tage nach dem eigentlichen Fristablauf. Dieser Kompromiss wird das Leben für die Menschen in Amerika, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, noch schwerer machen (4). Dennoch wird das Spektakel eines Landes, in dem über nichts mehr Konsens besteht, die Vertrauenswürdigkeit der USA noch stärker beschädigen, die Finanzmärkte in Aufregung versetzen (was das letzte ist, was die gerade brauchen) und die Nerven der ausländischen Kreditgeber und Investoren (in erster Linie China) massiv belasten. Es wird die Kakophonie sein, die das Fass zum Überlaufen bringen und das Wenige an Vertrauen, dass die Welt noch in die ehemals globale Supermacht setzt, wegspülen wird. Und Vertrauen der Welt ist doch das einzige, was zur Zeit noch die USA vor dem Zusammenbruch bewahrt.
Die US- Politik der folgenden Monate ist, kurz gesagt, der erste der drei Funken, der die Zündschnur in Brand setzen wird, die das Pulverfass der Weltwirtschaft, der es noch immer nicht gelungen ist, sich von den politischen, finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklungen in den USA zu emanzipieren, zur Explosion bringen wird.