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China nutzt die Gelegenheit der Stunde

25.10.2013  |  Nadine Smeding
Aufschub der amerikanischen Zahlungsunfähigkeit

Es war natürlich keine Überraschung, dass das am schlechtesten gewahrte Geheimnis der Fed am vergangenen Donnerstag doch ans Tageslicht kam. Das die USA im letzten Moment die Zahlungsunfähigkeit verhindern konnten, indem sie einfach die Schuldenobergrenze erhöhten. Die gesetzliche festgelegte Schuldenobergrenze war eigentlich bereits im Mai erreicht worden, aber das Finanzministerium fand Wege, auch danach noch auf listige Weise Geld zu beschaffen.

Das ganze Debakel ist aber auch sehr schädlich für Amerika gewesen, und es hat einen erheblichen Einfluss auf das Vertrauen der Verbraucher gehabt. Es wird geschätzt, dass etwa 0,6% des Bruttosozialprodukts verloren gegangen ist (im Wert von 24 Mrd. US-$). Dass dies nur wieder nur eine kurzfristige Zwischenlösung in einer völlig verfahrenen Situation ist, weil das Patt zwischen Demokraten und Republikanern nicht behoben ist, sollte inzwischen klar sein.


China bereit zur Übernahme

Doch es scheint ein lachender Dritter im Spiel zu sein. Es ist allgemein bekannt, dass China immer wichtiger für die Entwicklung der Weltwirtschaft wird. Wir haben auch bereits berichtet, dass das Land zu einem früheren Zeitpunkt in diesem Jahr hat wissen lassen, kein Vertrauen mehr in die Weltbank zu haben und seine eigene Währung unabhängig machen zu wollen. Jetzt können wir allerdings melden, dass das Land am vergangenen Wochenende offiziell zum Angriff übergegangen ist. Die chinesische Zentralbank hat die USA in einem offenen Schreiben gewarnt.

Das Land kritisiert nicht nur den Mangel an amerikanischer Entschlossenheit zur Lösung der Probleme, sondern warnt die USA auch offen mit der Feststellung, dass die USA ein Chaos verursachen und dass sie in Kürze dafür bezahlen werden. Ferner argumentiert China, dass der Dollar eine viel zu dominierende globale Funktion hat und die zusätzlichen Verpflichtungen schon lange nicht mehr erfüllen kann. Chinas größte Ratingagentur Dagon setzte die Worte unmittelbar nach der Bekanntgabe der Erhöhung der Schuldenobergrenze in Taten um und stufte die Kreditwürdigkeit der USA von A auf A- herab.

China ist der Meinung, dass die Staats- und Regierungschefs der weltweit größten Volkswirtschaft zu unvorsichtig vorgegangen sind, und es hält die USA für immer weniger in der Lage, diese Verantwortung weiterhin zu tragen. Laut China sehnt sich die Welt nach einer Erlösung vom Dollar. In seiner Großzügigkeit bietet sich China der Einfachheit selbst als guten Ersatz an und hat eine massive Kampagne eingeleitet, um diese Aussage zu untermauern und mehr Unterstützung zu bekommen.

Eine erste Bestätigung bekam China bereits von russischer Seite. Der russische Ministerpräsident Putin ist der Meinung, dass die USA durch die erweiterte Geldpolitik ihre Monopolstellung mit ihrer Weltwährung sehr missbraucht haben und damit auch die Weltwirtschaft in Gefahr gebracht haben. Je mehr Gold ein Land habe, desto unabhängiger sei es in Zeiten der Not, wenn andere Währungen abstürzen.

Viele werden sich sofort fragen, ob die häufig erwähnte Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft einer weltweiten Führungsrolle nicht entgegensteht; die chinesische Wirtschaft belegt heute jedenfalls noch immer Platz Zwei der Weltrangliste. Unserer Meinung nach müssen wir uns jetzt vor allem fragen, wie lange China noch eine Nebenrolle in der Weltwirtschaft spielen wird.

Schließlich bleibt die US-Wirtschaft bei einem Wachstum von 2,4% hängen, während Chinas Wirtschaft jährlich weiterhin um 8% wächst. Natürlich wird die Übernahme nicht von einem Tag auf den anderen stattfinden. Derzeit ist China im Besitz von mehr als 22,8% aller US-Staatsanleihen, die einen Wert von 3,66 Billionen US-$ darstellen, und zurzeit gibt es noch keine solide Alternative hierzu.

Wir können aber davon ausgehen, dass China immer aktiver Druck auf die US-Wirtschaft und damit Druck auf den Dollar ausüben wird, und dann in einem geeignetem Augenblick die Weltwährung durch den Yuan oder durch eine neue so genannte BRICS-Währung ersetzen will. Dazu kommt schließlich noch, dass letzte Woche bekannt wurde, dass China die USA nicht nur in der Automobilbranche vom Thron gestoßen hat, sondern seit September auch der weltweit größte Importeur von Erdöl ist. Und wir können es in allen Geschichtsbüchern nachlesen: Wer die Macht über das schwarze Gold hat, regiert die Welt ...


Gold hilft China bei der Übernahme

China ist bereits jetzt der größte Importeur von echtem Gold, und es dominiert diesen physischen Markt schon seit einiger Zeit vollständig. Es ist auch seit längerem bekannt, dass die BRICS-Länder aufgrund der Diversifizierung der Währungsreserven, der Unsicherheit bezüglich der Wertbeständigkeit von europäischen und amerikanischen Staatsanleihen und aufgrund der Streuung der Währungsrisiken von Euro und Dollar massive Goldkäufe tätigen.

Dies erscheint uns nur logisch, denn die Macht von physischem Gold liegt genau darin, dass der Qualität des Landes und der Währung, in der diese Macht bewertet wird, keine Bedeutung beigemessen wird. Denn physisches Gold ist unabhängig von unserem Finanzsystem und daher ein sicherer Hafen, um Vermögen gegen die derzeitigen und zukünftigen Turbulenzen auf den Finanzmärkten zu schützen.

Russland nähert sich jetzt den 1.000 Tonnen, und China dürfte ein Vielfaches hiervon im Tresor liegen haben. Nach Angaben des World Gold Council haben alle Zentralbanken in den letzten Jahren gemeinsam nahezu 32.000 Tonnen Gold aufgekauft. Dies entspricht etwa 20% der jemals abgebauten Gesamtmenge an Gold. Diese Zahl nähert sich immer mehr dem Wert des Jahres 1965 an. Damals hielten die Zentralbanken während des Goldstandards ihre größten Reserven an physischem Gold: 38.000 Tonnen.

Wir kommen nicht umhin festzustellen, dass es aus dem offiziellen Sektor immer mehr - wenn auch teilweise verdeckte - Hinweise darauf gibt, dass physisches Gold seine jahrhundertealte Rolle als monetäres Edelmetall in zunehmendem Maße zurückgewinnt. Tatsächlich wurde 1998 Gold im gesamten Euroraum von der Mehrwertsteuer befreit, weil es als finanzielles Tauschmittel betrachtet wird. Außerdem wurde damals in der europäischen Gesetzgebung festgelegt, dass diese finanzielle Funktion weltweit weiter gefördert werden sollte.

Neben den grundlegenden Aussichten hat der Kampf Chinas um die Weltmacht auch praktische Auswirkungen auf den Goldpreis. Immerhin hat Gold bis auf den heutigen Tag eine starke Korrelation mit dem Dollar, wobei ein schwächer werdender Dollar in den meisten Fällen sehr vorteilhaft ist. Mit anderen Worten: Wenn nicht nur der Wert des Dollars unter Druck gerät, sondern auch die gesamte Stellung des Dollars, wird Gold hiervon profitieren. Wenn hierzu noch die Wahrscheinlichkeit kommt, dass Gold im Falle einer möglichen neuen Weltwährung eine ganz zentrale Rolle spielen wird, wird Gold hiervon zwangsläufig profitieren.

Jedenfalls erwarten wir, dass wir an der Schwelle zu großen Veränderungen stehen, und dass sich unser Bankensystem mit großer Wahrscheinlichkeit völlig verändern wird, wobei physisches Gold nicht mehr länger eine untergeordnete Rolle spielen wird.


© Nadine Smeding
Marktanalystin www.GoldRepublic.de



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