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Rohstoffe: Ein El Dorado für aktive Manager - Interview mit Markus Mezger

23.11.2005  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
Dipl.-Volkswirt Markus Mezger war von 1997-2005 bei der Baden-Württembergischen Bank in Stuttgart tätig. Bis 1999 war er für die Anlagestrategie Osteuropa zuständig, danach für die globale Anlagestrategie im Aktien- und Rohstoffbereich. Im Jahr 2005 gründete er zusammen mit Christoph Eibl die "Tiberius Asset Management", die sich auf aktives Portfolio Management mit Rohstoffen spezialisiert hat.


V. R: Sie haben sich vor kurzem mit Ihrem eigenem Asset Mangement Unternehmen selbständig gemacht, und auf aktiv gemanagtes Portfoliomanagement mit Rohstoffen spezialisiert. Warum gerade aktiv gemanagt? Welche speziellen Vorteile bietet dies gegenüber dem herkömmlichen, passiven Management bei Rohstoffen?

M. Mezger: Wir haben festgestellt, dass es im Rohstoffbereich kaum aktives Management gibt. Wenn es Produkte gibt, dann basieren diese auf passiven Indizes. Dies stellt ein El Dorado für aktive Manager dar, da man mit relativ einfachen Strategien einen großen Mehrwert gegenüber Indizes erzielen kann und wir haben uns darauf fokussiert, die langfristigen relativen Stärketrends von verschiedenen Rohstoffen zu modellieren. Wir sind guter Dinge, dass wir die großen Rohstoffindizes auf Sicht outperformen.


V.R: Um wie viel möchten Sie diese outperformen? Wie viel Prozent streben Sie an?

M.M: Wir streben 5% vor Kosten, respektive 3,5% nach Kosten vor dem Dow Jones AIG Index an, dies ist unsere unmittelbare Benchmark. Wir wollen aber auch gegenüber anderen Indizes, ob dies nun der Goldman Sachs Commodity Index oder der Rogers International Commodity Index ist, auf Sicht klar vorne liegen. Gegenüber diesen haben wir aber kein explizites Ziel.


V.R: Welche Anlageformen verwenden Sie genau? Futures, oder können Sie auch physische Anlagen beimischen?

M.M: Grundsätzlich kann der Fonds in physische Rohstoffe und Futures investieren. Momentan ist es jedoch so, dass viele Future wesentlich attraktiver sind als die physische Anlage, insbesondere bei den Basismetallen wo die Futurepreise unter dem Preis für die physischen Rohstoffe liegen. Hier macht also ein Futureinvestment immer noch Sinn. Es gibt jedoch auch andere Rohstoffe, wo dies nicht mehr zutrifft, beispielsweise der Goldmarkt, da hier der Future nur minimal günstiger als der physische Barren ist und hier kann man sich durchaus überlegen Gold physisch zu übernehmen. Das werden wir dann machen, wenn wir den Eindruck haben, dass sich der physische Markt wesentlich besser entwickelt als der Future.


V.R: Wie sehen Sie die Risiken für Ihre Futurespositionen am Beispiel der Pleite von Refco, bei der schließlich auch ca. 500 Millionen Einlagen von Jim Rogers in die Konkursmasse gefallen sind.

M.M: Zunächst handelt es sich um Papiere die nicht umgeschichtet werden bis sie auslaufen, man kann bei Futures über einen anderen Broker immer eine Gegenposition aufmachen. Insofern spielt es, wenn man von der Marginproblematik absieht, absolut keine große Rolle wo man einen Future handelt. Selbst wenn ein Broker ausfiele und man an diesen nicht mehr herankommt, so macht man eben das entsprechende Gegengeschäft bei jemand anderem auf. Es ist allerdings möglich, dass die Funktionsweise der Terminbörsen insgesamt eingeschränkt ist. Dies wäre eine gänzlich andere Sache, wenn beispielsweise keine Preise mehr gestellt werden könnten, weil bestimmte Börsen geschlossen sind. Das sind aber Extremfälle, die in der Börsengeschichte äußerst selten sind und normal nur in Verbindung mit Schocks auftreten.


V.R: Sie haben vorhin angesprochen, dass Futures im Vergleich zur physischen Anlage aktuell einen Vorteil haben, nämlich den der Backwardation. Erklären Sie unseren Lesern bitte kurz wie man aus der Backwardation einen Zusatzertrag bei Futures erzielen kann.

M.M: Ganz einfach. Nehmen Sie das Beispiel des Kupfermarktes heute. Wenn Sie heute Kupfer an der London Metal Exchange kaufen, dann steht dieses Kupfer etwa 20% höher als ein entsprechender Kontrakt der noch 18 Monate läuft. Das heißt, wenn Sie heute einen Kontrakt kaufen, mit 18monatiger Restlaufzeit, dann haben Sie einen 20% tieferen Einstand. Verändert sich nun der Preis von Kupfer in der Kassa nicht, bleibt er also bis in 18 Monaten gleich, dann haben Sie die Differenz zwischen Ihrem niedrigeren Einstandspreis und dem Kassapreis verdient. So kann also ein Investor auch bei Seitwärtsbewegungen der Preise profitieren, indem er die so genannten Roll-Yields für sich einnimmt.


V.R: Haben Sie nun nicht auch das Risiko, dass sich das vordere Ende absenken könnte? Also dadurch das ein Verlust durch einen Contango Zustand entsteht?

M.M: Also wenn das vordere Ende sich absenkt, dann haben Sie zumindest solange keinen Verlust wie das vordere Ende über dem Einkaufspreis steht. Im Gegensatz zu denen die den vorderen Kontrakt gekauft haben, haben Sie keinen Verlust. Es stellt sich nun die Frage, ist der Terminkurs ein guter Schätzwert für den Kassakurs und wir haben herausgefunden, dass sogar das Gegenteil der Fall ist. Insbesondere die Rohstoffe die eine Backwardation haben sind auch diejenigen die in der Kasse besonders zugelegt haben. Das heißt, der Investor hat doppelt verdient. Weil a) er einen tieferen Einstiegskurs hatte und b) das vordere Ende auch noch gestiegen ist. Das war zumindest in der Vergangenheit so und wir sehen keinen Grund warum das nicht auch in der Zukunft so sein sollte.


V.R: Welches Volumen wollen Sie mit Ihrem Fonds binnen des ersten Jahres erreichen?

M.M: Wir haben bis Dezember eine Loadphase und werden dann bei etwa 20 Millionen sein und wir haben das Ziel, dass wir bis Ende nächsten Jahres bei 100 Millionen sind. Ich habe bei anderen Instituten vergleichbare Fonds gemanagt und dort war 100 Millionen nach einem Jahr die Größenordung die gut zu erreichen ist.


V.R: Bei Ihrem Fonds handelt es sich ja um einen institutionellen Fonds, welche Klientel wollen Sie damit direkt ansprechen? Große Häuser oder kleine Vermögensverwalter?

M.M: Wir haben vor allem Vermögensverwalter jeder Couleur als Kunden, dazu gehören die klassischen Family Offices, die nur für wenige oder gar nur für eine Familie die Vermögen verwalten, aber auch Vermögensverwalter für High Net Wort Individuals, also für so genannte Privatkunden. Wir wollen insgesamt maximal eine Kundenzahl von 30 Adressen erreichen, weil wir denjenigen, die bei uns investiert haben auch einen Service bieten wollen, wenn es Fragen zu den Rohstoffmärkten gibt oder auch über Charts und diesen Service können wir nicht bieten wenn wir eine Kundengruppe von mehreren Tausend haben.


V.R: Gibt es auch bereits irgendwelche Konkurrenten, insbesondere am Deutschen Markt?

M.M: Momentan gibt es noch keine direkte Konkurrenz zu uns. Es gibt aber, wenn man so will, bereits semi-aktives Management, beispielsweise beim Rogers International Commodity Index, da dort die Investitionsquote aktiv gefahren wird und auch ähnliches in der Schweiz. Aber ein direktes Picking so wie wir das machen gibt es noch nicht, wir sind aber davon überzeugt, dass dieses System Schule machen wird.


V.R: Haben Sie zum Abschluss noch eine Rohstoffempfehlung für unsere Leser?

M.M: Bei uns ist im Augenblick vor allem Palladium vertreten. Hier haben wir die Situation, dass sich die technische Marktsituation verbessert hat und gleichzeitig auch die langfristigen Substitutionseffekte für Palladium und gegen Platin sprechen. Was wir auch seit langem im Portfolio haben und durchaus Beachtung verdient ist der Bereich Live-Cattle/Feeder Cattle. Hier haben wir auch eine schöne Backwardation, daher sind hier selbst in Seitwärtsmärkten Renditen von 10-15% erreichbar.


V.R: Vielen Dank für das Interview.


Das Interview wurde am Rande der 1. Internationalen Fachmesse für Edelmetalle & Rohstoffe in München von 18.-19. November 2005 geführt.



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