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Jim Rogers - Preisinflation, Asien und ein boomendes China (1/2)

29.11.2013
Über Jim Rogers: Jim Roger war Mitbegründer des Quantum Fund und Gründer des Rogers International Commodities Index (RICI). Jim Rogers, geboren in Demopolis (US-Bundesstaat Alabama), war schon in jungen Jahren unternehmerisch tätig. Seine ersten Ausflüge in die Geschäftsswelt begannen im Alter von fünf Jahren mit dem Verkauf von Erdnüssen. Er besuchte die Yale University, wo er einen Abschluss in Geschichte machte, er wechselte anschließend an die Oxford University, wo er sich mit Philosophie, Politik und Wirtschaft beschäftigte. 1970 war er Mitbegründer des Quantum Fund, des vielleicht berühmtesten und erfolgreichsten Fonds dieser Art.

Trotz seines Erfolgs tritt er immer wieder in den Medien und im Fernsehen in Erscheinung, als Verfechter der freien Märkte glaubt er an alle Anlagen und Investmentinstrumente, für die er eintritt - long oder short, weltweit. Er warnte häufig vor der Überschuldungsneigung des Westens und ist für sich zum Schluss gekommen, dass wahrscheinlich China zum mächtigsten Nationalstaat von morgen wird, vor allem wegen der Energie und der Disziplin der mehr als 1 Milliarde Menschen zählenden Bevölkerung. Er ist Autor vielfach gelobter Bücher, darunter seine Bestseller 'Investment-Biker' und 'Street Smarts'. Die Bücher sind unter JimRogers.com erhältlich.



Daily Bell: Auf ein Neues. Es ist schon eine Weile her, dass wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben. Stecken Sie gerade in großen Projekten?

Jim Rogers: Im Moment haben meine kleinen Töchter Priorität. Ich habe gerade einen Vortrag in London gehalten und in ein paar Tagen geht es zum einem Vortrag nach Nanjing; ich halte zwar noch viele Vorträge, die Hauptsache sind aber jetzt meine Töchter.


Daily Bell: Waren Sie zufrieden, wie Ihr Buch ‘Street Smarts‘ von der Öffentlichkeit aufgenommen wurde? Arbeiten Sie schon an einem anderen?

Jim Rogers: An einem anderen Buch arbeite ich gerade nicht, nein. Was meine schon veröffentlichten Bücher angeht, bin ich ein bisschen abergläubisch. Ich frage meine Verleger nie, wie sich meine Bücher machen, weil ich ihnen keine Pechsträhne aufhalsen will. Bislang werden alle meine Bücher noch gedruckt, also scheint mein Aberglaube wohl zu funktionieren. Ich habe mitbekommen, dass es bei Amazon auf der Bestseller-Liste steht; klar ist das ermutigend, trotzdem kenne ich keine genauen Zahlen.


Daily Bell: Die wirklich wichtigen Neuigkeiten betreffen, aus unserer Sicht zumindest, die Edelmetalle. War der Markt so überkauft, dass Gold ganz einfach von 2.000 $/ pro Unze auf 1.300 $/ oz fallen musste?

Jim Rogers: Wie es aussieht, korrigiert es nun schon eine ganze Weile. In diesem Jahr scheint es sich in der Bodenbildung zu befinden. Es markiert neue Tiefstände und scheint einen Boden auszubilden. In allen Märkten kommt es im Verlauf der Zeit zu Korrekturen. Der Aktienmarkt war, wie Sie wahrscheinlich wissen, zwischen 1982 und 2000 in einem 18-jährigen Bullenmarkt, in dem es ebenfalls zahlreiche Korrekturen gegeben hatte: 1987 fiel der Aktienmarkt um 40% oder 60% und an manchen Orten sogar um 80%; und auch 1989, 1990, 1994, 1997, 1998 gab es Korrekturen - viele Korrekturen also, aber noch nicht das Ende dieses Bullenmarktes. Und momentan passiert genau das bei den Rohstoffen, denke ich.


Daily Bell: Ein Einbruch um fast ein Drittel signalisiert uns, dass sich die Fundamentaldaten verändert haben müssen. Oder, wie einige behaupten, dass wir eine “Gold-Bubble" hatten? Wir sind der Auffassung, dass Gold schlicht und einfach den Wahnsinn der westlichen Zentralbankenwirtschaften widerspiegelte, und somit auch heute noch bei viel höheren Kursen stehen müsste. Was denken Sie diesbezüglich?

Jim Rogers: Die Anomalie beim Gold war, dass es 12 Jahre in Folge stieg, was extrem ungewöhnlich ist. Ich kenne keine Vermögensanlage, die jemals 12 Jahre in Folge gestiegen wäre, ohne zu fallen. Deswegen vermute ich, dass also auch die Korrektur beim Gold eine Anomalie war, eben weil es sich 12 Jahre lang so sonderbar verhalten hatte. Jetzt korrigiert es schon einige Zeit. Und ich glaube nicht, dass die Korrektur schon vorbei ist, weil immer noch sehr, sehr viele Menschen überzeugt sind, dass Gold niemals fallen könnte.

Indien ist der größte Goldkäufer der Welt, oder war es, und die indische Regierung schiebt alle ihre Probleme auf Gold. Also wird es besteuert und Goldkontrollen eingeführt, und das schränkt die Nachfrage in Indien drastisch ein. Indien hat zudem ungeheure Goldlagerbestände - die sich in den Händen der Öffentlichkeit und auch in den Händen der Tempel befinden. Die indischen Tempel besitzen gewaltige Goldmengen und die indische Regierung sucht nach dem besten Weg, alle zum Verkauf zu bewegen. Falls es dem Staat irgendwie gelingt, die indischen Tempel zum Verkauf ihres Goldes zu bewegen, wer weiß, wie lange diese Korrektur noch andauern könnte und wie weit sie noch gehen würde.

Falls Gold um 50% korrigieren würde, kämen wir auf 950 $ pro Unze - und 50%ige Korrekturen sind an den Märkten überhaupt nichts Ungewöhnliches. Ich denke, dass es beim Gold in den nächsten ein, zwei Jahren wieder eine Kaufgelegenheit geben wird; mein eigenes Gold möchte ich aber nicht verkaufen, weil ich überzeugt bin, dass es in den nächsten 10 Jahren noch viel, viel höhere Stände erreichen wird. Ab und zu sichere ich einen kleinen Teil meines Goldes ab, ich verkaufe aber nie welches.

Möglicherweise gibt es derzeit weniger Spekulation, weil Spekulanten, wie Sie wissen, steigende Märkte mögen; die stagnierenden oder sinkenden Märkte mögen sie nicht besonders. Ich habe nach wie vor den Eindruck, dass noch zu viele Marktteilnehmer glauben, Gold sei heilig; sie können sich einfach nicht vorstellen, dass Gold auch sinken und auf tiefen Ständen bleiben kann. Ich habe also den Eindruck, dass es im Markt immer noch Spekulation gibt. Ich hoffe, dass endlich das passiert, was an den meisten Märkten passiert. Viele geben schließlich auf und sagen: "Nie wieder diese Anlage, solange ich lebe!" Ich habe nicht den Eindruck, dass es am Goldmarkt schon so weit ist. Wenn es dann passieren sollte, wird es eine ganze hübsche Talsohle geben, von der aus Gold dann wirklich zum Rest seines Bullenmarktes durchstartet.




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