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Eine stille, aber machtvolle Änderung an den Welt-Goldmärkten

17.03.2015  |  Dr. Dietmar Siebholz
- Seite 3 -
Daraus ergibt sich zwangsläufig die Tendenz zu zwei verschiedenen Preisfeststellungen, eine für das physische Material und eine für das Papierversprechen, zum Ablauf des Kontraktes Physisches zu liefern oder den Kontrakt in Geld auszugleichen. Ich muss Ihnen ja nicht sagen, was dies für uns Goldinvestoren bedeutet, wenn man davon ausgeht, dass die Finanzkrise immer noch nicht zu Ende gegangen ist und wir erst die erste von drei bis vier Stufen der Krise erreicht bzw. erst erkannt haben.

Oder, um es knapp zu sagen: Welchen Kontakt hätten die über 1.500 Passagiere der Titanic Anfang 1912 wohl vorgezogen: Den Terminkontrakt zur Lieferung von Rettungsbooten per Termin 30.06.1912 loco New York oder die reale physische Lieferung vor Ort? Ich glaube, die Antwort erübrigt sich.

Aber mit zwei Notierungen, wie sie meiner Meinung nach unvermeidlich sein werden, dürfte die COMEX auf das Niveau von Caesar´s Palace in Las Vegas herunterkommen. Das wäre gut so, weil die Zocker dann unter sich sind und die realen Goldanleger ihre eigene Börse zur fairen Preisermittlung haben. Nun werden Sie auch die krampfhaften Erneuerungsversuche und die Umwandlungen an der Londoner Metallbörse verstehen, Ich meine, deren Chance ist vertan. Die Zukunft liegt im freien Goldhandel in China.

Ist das nicht verwunderlich, dass sich das kommunistische China nun als Hort der Marktwirtschaft anbietet und das veraltete kapitalistische (für wenige Teilnehmer = Investmentbanken so positiv gestaltete) System seinem unverdienten Ruhestand entgegensieht?

Weitere Folgen werden daraus entstehen, die einen Paradigmenwechsel darstellen können. Wenn der Trend in Asien zum physischen Gold weiter anhält (also China und Indien zusammen das neu abgebaute Gold - und zwar ohne das chinesische, denn das dürfte ja in den Staatsbesitz übergehen - fest vollständig aufnehmen), dann gibt es nur zwei denkbare Folgen.

Die eine wäre ein Anstieg des Preises für physisches Material und die andere wäre auch nicht ohne Dynamik. Denn man muss ja wissen, dass es geschätzt ein Verhältnis von 100 : 1 zwischen dem Volumen aus Goldkontrakten und dem lieferbarem physischen Material gibt, bei denen man davon ausgeht, dass die Vertragspartner Goldkontrakte nur über den Geldausgleich aufheben werden.

Das kann gut gehen, wenn keiner der hundert Obengenannten den Gedanken hegt, sich über den Kontrakt den späteren Zugriff auf physisches Gold zu sichern. Denn dieser "Außenseiter" würde den Markt sprengen. Bitte vergessen Sie eines nicht. Für jede 100 Unzen solcher Kontrakte mag eine Unze an Physischem zur Verfügung stehen, oder? Oder die Notenbanken und ihre Mittäter, die Investmentbanken springen ein, wie dies im Falle der Nahezupleite des LTCM-Hedgefonds (mit der stillen Abwicklung Ende 1998) geschah.

Da kommt selbst bei mir ein wenig die Erinnerung an eigene Fehler hoch. Ich hatte es als Börsenhändler Mitte der 60-er Jahre dreimal erlebt (einmal leider am eigenen Leibe), wie schlimm bei mir durch einen Fehler meines Büros die Folgen eines Leerverkauf sind. Dazu ein Beispiel zur näheren Betrachtung:

Wenn Sie eine Aktie zu 100 € kaufen, dann liegt Ihr Risiko genau bei 100 €, also beim Totalverlust. Wenn Sie eine Aktie short (also ohne Eigenbestand leer verkaufen, dann ist Ihr Verlustlimit unendlich. Wenn Sie dies als reine Theorie ansehen, sehen Sie einmal bei Wikipedia unter Porsche/VW und den Folgen für einen damals führenden deutschen Pharmaindustriellen, der glaubte, Volkswagen sollte man bei dem damals als viel zu hoch bewerteten Preis für VW-Aktien "short" gehen, nach. Ich habe den armen Mann damals wirklich bedauert, denn ich konnte mir seine Gefühle aufgrund meiner eigenen praktischen Erfahrungen gut vorstellen.

Häme könnte ich aber, wenn dies so eintreten wird, nicht verkneifen in Richtung der Investmentbanken, die seit Jahrzehnten die Anleger in Edelmetallen "vorführen". Aber wenn ich deren Verbindungen richtig einschätze, werden die Behörden in den USA die "Force-Mayeure-Klausel" (= höhere Gewalt) konstatieren, die eine Aussetzung der Kontrakterfüllung zur Folge hätte. Das habe ich auch schon einmal bei den Nickel-Futures erleben dürfen.

Marktteilnehmer, die sich über den Derivate- oder den Future-Markt einen Zugriff von Gold sichern wollten, müssten dann ihre Anlagewünsche am physischen Markt eindecken Wollen wir darauf wetten, dass der Goldpreis von diesen Zwangsumschichtungen überproportional profitieren wird?

Wer also rechtzeitig den Trend beobachtet und auf Gold setzt - und dies nicht nur als Monopoly-Spielkarte betrachtet, sondern als Anlage zu seiner Vermögenssicherung - wird nicht vermeiden können - diesen Paradigmenwechsel und die Geschwindigkeit der Umsetzung meiner oben genannten Schlussfolgerungen sowie die daraus resultierenden Dispositionen laufend zu kontrollieren.

Wie sagte Herr Gorbatschow so treffend zu Herrn Honecker: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Denken Sie bitte auch bei Ihren Dispositionen an den Wahrheitsgehalt dieser Aussage.


© Dr. Dietmar Siebholz
wthlz2@gmx.de



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