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Marc Faber: Ist Demokratie zunehmend dysfunktional?

20.03.2015
Daily Bell: Hallo. Schön, Sie wieder zum Interview begrüßen zu dürfen. Wir läuft ihre Beratungsfirma? Sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen Ihrer Trades und Prognosen?

Marc Faber: Meine Firma läuft gut, mein Newsletter läuft gut und meine Prognosen laufen gut.


Daily Bell: Erzählen Sie uns doch, was gerade beim Gold passiert - ganz allgemein.

Marc Faber: Sie wissen ja: Gold stieg von 262 $ im Jahr 1999 auf 1.921 $ im Jahr 2011. Seitdem befinden wir uns in einer Korrektur. Jetzt liegen wir ungefähr bei 1.200 $. Ich denke, dass Gold im Vergleich zu anderen Anlagen zurzeit relativ günstig ist, wobei die Kursspannen aller Vermögensanlagen durch die Zentralbanken dieser Welt aufgebläht wurden.


Daily Bell: Welchen Weg wird Gold jetzt einschlagen?

Marc Faber: Ich weiß nicht, ob Gold in den nächsten drei Monaten steigen oder fallen wird, ich bin aber der Meinung, dass Gold langfristig steigen wird, denn die Zentralbanken schöpfen Geld. Die Kaufkraft von Geld wird also sinken.


Daily Bell: Dasselbe gilt auch für Silber und andere Edelmetalle?

Marc Faber: Ich rede von Gold, meine damit aber auch alle anderen Edelmetalle, die ich nicht zum allgemeinen Rohstoffkomplex zähle. Sie sind nicht von der industriellen Nachfrage abhängig, und die schwächt gerade die Industrierohstoffe, weil Chinas Wirtschaft abkühlt. Edelmetalle sind hier etwas Besonderes. Sie sind eine Absicherung gegen die Dummheit der Zentralbanker.


Daily Bell: Wie steht es mit anderen Rohstoffen? Haben Sie gerade einen bestimmten im Auge?

Marc Faber: Agrarrohstoffe liegen aktuell relativ niedrig, allerdings sind sie volatil. Für Privatinvestoren ist das Spiel mit Agrarrohstoffen nicht ertragreich. Die Bestandskosten sind hoch, zudem muss man seinen Markteintritt zeitlich präzise abpassen und so weiter.

Meine Empfehlung für Privatinvestoren lautet daher wie immer: Anleger müssen diversifizieren. Sie sollten nicht ihr ganzes Geld in Anleihen stecken, sie sollten nicht ihr ganzes Geld in NASDAQ-Aktien stecken, sie sollten nicht all ihr Geld in irgendwas stecken. Sie müssen verteilen zwischen Aktien, Anleihen, Immobilien, Cash und Edelmetallen.


Daily Bell: Gibt es bestimmte Regionen, die Sie mit Blick auf Immobilien dem Leser vielleicht nahelegen könnten?

Marc Faber: In Europa, kommerzielle Immobilien. Aber auch die sind wieder nicht für Kleininvestoren geeignet, weil die keine 50 Millionen $ oder 100 Millionen $ teuren Gebäude kaufen können. Allgemein sind kommerzielle Immobilien in Europa enorm ertragsstark gemessen an Staatsanleihen und Bargeld, deswegen habe ich den Eindruck, dass es für kommerzielle Immobilien immer noch Raum nach oben gibt.


Daily Bell: Wir hatten kürzlich über Bio-Lebensmittel geschrieben - oder zumindest über gesundes Essen und Wasser. Ist es sinnvoll, hier nach Gelegenheiten zu suchen?

Marc Faber: Ich vermute schon, dass dieser Bereich ein Investmentthema ist, allerdings ist es nicht ganz einfach, in diesem Bereich mitzumischen. Das konnte man schon im Bereich Gesundheitsfürsorge oder Nahrungsmittelunternehmen mit Fokus auf Gesundheit erleben. Es wird zur Modeerscheinung und die Aktien sinken dann ordentlich. Wasser, ja. Ich denke, das ist ein Anlagebereich, aber auch dort kann man nur schwer einsteigen oder mitmischen, die Kurse sind hier schon recht hoch.

Für Kleininvestoren empfehle ich besonders den Kauf von REITS für Singapur und Hongkong, Immobilieninvestmentgesellschaften, falls sie können. Das ist aber auch nicht kinderleicht. Immobilen in Asien sind meiner Meinung nach immer noch recht attraktiv - nicht extrem billig, aber recht attraktiv.


Daily Bell: Da wir gerade von Asien sprechen: Was halten Sie von China - ein ganz allgemeiner wirtschaftlicher Überblick?

Marc Faber: Als ganz allgemeiner Überblick: China ist eine Nation mit 1,3 Mrd. Menschen. Es gibt bestimmte Wirtschaftssektoren und einige Regionen in China, die immer noch wachsen, und andere Sektoren und andere Regionen in der Gesamtwirtschaft, die schrumpfen. Allgemein betrachtet denke ich, dass sich die Wirtschaft insgesamt schon sehr deutlich abgekühlt hat. Ein Wirtschaftswachstum von 4% pro Jahr wäre wohl meiner Meinung nach so ungefähr das Maximum.

Gleichzeitig hat sich der Aktienmarkt zwischen 2006 und 2014 so schlecht entwickelt, dass die Aktien jetzt relativ günstig sind. Man wird die Zinssätze weiter kürzen und mehr Lockerungspolitik betreiben - das ist nicht meine Empfehlung für China, sondern nur das, was passieren wird. Die Aktien werden jetzt - nachdem sie schon eine 50%ige Rally von den 2014er-Tiefs hinter sich haben, jetzt korrigieren, vielleicht um 20% oder 30%. Dennoch glaube ich, dass hier ein neuer Bullenmarkt begonnen hat.


Daily Bell: Wie weit wird der Aktienmarkt hier noch steigen?

Marc Faber: Sorry. Das weiß ich nicht. Ich weiß nur eines: Wenn er austoppt, wird er deutlich sinken.


Daily Bell: Wir meinen, dass gerade die Wall-Street-Party gefeiert wird. Solange die Party läuft, ist alles bestens, wenn sie aber endet, geht alles ganz schnell zu Ende.

Marc Faber: Ja, und letztes Jahr sanken nur halb so viele Aktien wie Aktien stiegen. Aber im Index könnten am Ende auch alle Aktien sinken und nur eine richtig stark steigen, auch dann würde der Index steigen. Ich glaube nicht, dass man im letzten Jahr viel Geld gemacht hat.



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