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Lage an den Kapitalmärkten (insbesonders an den Bondmärkten)

24.04.2006  |  Dr. Dietmar Siebholz
Unter dem Link "Inter Market" veröffentlicht www.gold-eagle.com Daten für fünf Kurse, Preise und Indices, die mir in ihrer Zusammensetzung außerordentlich hilfreich erscheinen und die hohe Aussagekraft haben; es sind dies der
  • Kurs der 30-jährigen US-Staatsanleihen
  • CRB-Index (also ein Preisindex für Commodities mithin eine Art Waren-Inflationsindex)
  • Chart des Ölpreises
  • Chart des Goldpreises
  • US$-Index

Aus der Betrachtung der in den fünf Kategorien eingetretenen Veränderungen lassen sich interessante Schlüsse über den Zustand der US-Währung und der Kapitalmärkte generell ziehen.

Wenn hier noch eine aussagekräftige Information über den Zuwachs bei den Geldmengen hinzu käme, wäre dies perfekt; aber leider hat die US-FED diese Chance mit der Einstellung der Veröffentlichung der aktuellen M3-Zahlen verbaut; man kann nur noch vermuten oder und feststellen, dass die Einstellung einer für die Beurteilung der Kaufkraft des Dollars so wichtigen Größe sicherlich gewichtige Hintergründe haben muss. Es bleibt nur eine Schlussfolgerung: Die US-Regierung will nicht, dass die Öffentlichkeit über das Mengenwachstum bezgl. der Geldversorgung durch die FED unterrichtet ist, weil sie dann die richtigen Schlüsse - nämlich extremes Geldmengenwachstum ohne Gegenleistung sind schon immer die Garanten für Inflation gewesen - ziehen würde.

Alle anderen Indikatoren weisen schon ziemlich konkret auf diese Entwicklung hin, denn
  • der CRB-Future-Index hat nach langem Anstieg eine Konsolidierungsphase hinter sich und schickt sich an, den nächsten und stärkeren Anstieg zu vollziehen; was heißt, dass die im CRB-Index enthaltenen Rohstoff-Preise weiter anziehen werden;

  • der Öl-Preis hat die gleiche Konsolidierung hinter sich; der Ölpreis hat inzwischen schon wieder neue Höchststände erreicht;

  • gleiche gilt für den Goldpreis, für einen hochsensiblen Indikator, der massiv durch die Regierungen weltweit (nennen wir es einmal vorsichtig) gemanagt wird. Der Goldpreis hat immer noch die unveränderte Funktion eines Vertrauens- und Geldwerterhaltungsthermometers, trotz aller Bemühungen der Notenbanken und deren Regierungen, diese Funktion ad absurdum zu führen;

  • die nach oben gerichtete Erholungstendenz für den US$-Index schwächt sich ab; es ist zu vermuten, dass in den nächsten Wochen die Entscheidung fallen wird, ob die seit mehr als 18 Monaten dauernde Aufwärtsentwicklung des US-Dollars eine Zwischenkonsolidierung in einem starken Abwärtstrend oder eine echte Wende war. Die aktuelle Schwäche spricht für die zweite Annahme;

  • das größte Problem bereitet jedoch die Interpretation des Kurscharts für die 30-jährigen US-Staats-Anleihen. Die Höchstkurse (und damit die niedrigsten Zinsen) für diese Anleihen Mitte Januar 2006 mit ca. 115% haben wir schon lange hinter uns, derzeit liegt dieser Bonds bei 107%. Ist das der Beginn eines nachhaltigen Kursverfalls, sprich: starker Zinserhöhungen?


Was können diese Hinweise bedeuten und welche Folgen wären daraus zu erwarten?

Die Finanzwelt hat wohl akzeptiert, dass trotz aller Bemühungen, aller Interventionen, aller Statistik-Manipulationen die Erkenntnis über die bereits eingesetzte Inflation nicht mehr zu vermeiden sein, wird: Öl- und Edelmetallpreise steigen, der CRB-Future (Warenindex) zieht extrem an, der US-Dollar profitiert nicht mehr von den Zinsanstiegen für die US-Staatsanleihen.

Kurz gesagt: Das Vertrauen schwindet, die Bondsmärkte werden volatiler. Eine große Gefahr für die internationale Finanzwelt, weil die Anleihemärkte eine - durch die hohe Staatsverschuldung weltweit noch gesteigerte - Bedeutung haben. Wenn die hoch verschuldeten Staaten sich nicht mehr in der erforderlichen Höhe finanzieren (d.h. neu verschulden) können, dann droht Ungemach.

Und übersehen Sie bitte nicht, dass über allem die Derivate in ungeahntem Umfange stehen, vor allem die zinsabhängigen Derivaten im Billionenumfang, bei denen Finanzinstitute mit ihrem Kapital für die Einhaltung bestimmter zinsorientierter Kontrakte haften.

Was kann der einzelne hier noch für sich absichern? Einige schwere Entscheidungen sind nicht abzunehmen; ich halte folgende Überlegungen für zweckmäßig:
  • 1. Alle Immobilienfinanzierungen - vor allem für die Sicherung der eigenen Wohnung/des eigenen Hauses - sollten sofort und mit langfristig festgeschriebenen Konditionen abgeschlossen werden, solange die Banken noch über ausreichende Mittel verfügen, die sonst in die Staatsfinanzierung nolens-volens abfließen müssten.

  • 2. Verkaufen Sie alle langfristigen Festverzinslichen, wenn Sie nicht absolut sicher sind, dass Sie die dort investierten Mittel nicht in den nächsten 5 bis 10 Jahren benötigen werden.

  • 3. Verkaufen Sie insbesondere US-Anleihen, denn von dort drohen doppelte Gefahren, nämlich Kurs- und Währungsverluste.

  • 4. Erwerben Sie Edelmetalle oder edelmetallbezogene Anlagen, die Ihnen eine Versicherung gegen die drohende Geld- bzw. Kaufkraftentwertung bieten.

  • 5. Sorgen Sie für ausreichende Liquidität, die aber nicht in kurswertgefährdeten Titeln angelegt werden darf.


Warum diese so strikte Haltung? Die Diskussionen über die Möglichkeit von Deflation, Inflation, Rezession, Stagflation wird seit geraumer Zeit und sehr wissenschaftlich geführt; den Betrachtern bietet sich ein Bild totaler Verwirrung. Dabei könnte das betroffene Wirtschaftssubjekt (also Sie selbst) seine/Ihre Entscheidungen aus einem relativ einfachen Vergleich ableiten und auf die Beeinflussung durch Politik und (Fach-)Presse gut und gern verzichten.

Denn, wenn der Geldmengenzuwachs dauerhaft und extrem höher liegt als die Steigerung des Bruttosozialprodukts eines Landes, dann wird von Staatsseite immer mehr Geld in den Umlauf gebracht, als durch Leistungen erwirtschaftet mit der Konsequenz, dass langfristig unweigerlich die Preise steigen müssen.

Dieses Faktum ist durch keine noch so pseudowissenschaftliche Interpretation zu entkräften: Die Marktdaten zeigen dies überdeutlich. Kräftige Preissteigerungen können durchaus bei schwacher Konjunktur eintreten, Preisrückgänge aufgrund konjunktureller Schwächen sind kein Zeichen von Deflation, eher eine Garantie für die schlimmste aller Möglichkeiten, nämlich die Stagflation - also stagnierende Wirtschaft und eine Rezession bei stark ansteigenden Preisen.


Meine Meinung und Empfehlung

Besorgen Sie sich rechtzeitig Informationsmaterial über die letzte Stagflationsperiode aus den 70-er Jahren. Ich habe diese Periode aktiv miterlebt; sie war nicht sehr angenehm. Übrigens, was viele schon vergessen haben: In dieser Zeit gab es sogar in Deutschland kräftige Einschränkungen des freien Kapitalverkehrs. In anderen Ländern waren diese schon lange Zeit vorher üblich.

Ich erinnere an den weisen Satz: "Wer aus der Historie nicht lernen will, muss die Erfahrungen noch einmal selbst machen - und dies mit meist unangenehmen Nebenwirkungen". Schützen Sie sich vor diesen unangenehmen Nebenwirkungen rechtzeitig; anders als in der TV-Pharmawerbung wird hiervor jedoch nicht gewarnt.


© Dietmar Siebholz

Sie erreichen mich unter wthlz@freenet.de oder wthlz@compuserve.de






NS: Der von mir hochgeschätzte US-Analyst Dr. McHugh berichtet in seiner letzten Analyse für den US-Aktienmarkt über ein höchst seltenes und daher sehr zuverlässiges Warnsignal für die US-Aktienmärkte. Das so genannte "Hindenburg-Omen" - eine Zusammenballung von technischen Warnsignalen, wurde inzwischen bestätigt. Dieses Warnsignal hat in mehr als 20 Jahren wesentliche Wenden nach Haussen mit 100%-iger Sicherheit bestätigt, das letzte Mal im März 2000. Wenn Sie mehr darüber erfahren wollen, rufen Sie mein Essay "Das Hindenburg-Omen" ab.

Meine Meinung hierzu: Verwenden Sie viel Zeit, sich eine eigene Meinung über die Stabilität der Aktienmärkte zumachen und sorgen Sie für ein Rückzugskonzept für den Fall, dass sich diese Vorwarnung als richtig herausstellt.

Zum Schluss noch ein süffisanter Hinweis: Wenn Sie den Link http://data.bls.gov/cgi-bin/cpicalc.pl bemühen, erhalten Sie von der US-Regierung, genauer gesagt vom US-Bureau for Labor and Statistics (also der US-Behörde, die den Lebenshaltungskosten-Index CPI in seinen verschiedenen (nach überzeugender Auffassung vieler Fachleute ein manipulierter Index) Formen ermittelt und veröffentlicht, eine "Kalkulationshilfe", welchen Kaufkraftverlust der US-Bürger seit 1913 - das war im übrigen das Jahr der Gründung der US-Notenbank Federal Reserve Bank - erlitten hat. Hat der Wahnsinn Methode? Da hilft die Statistikbehörde, die verantwortlich für die diversen Berechnungstricks zur Reduzierung des CPI (also des Inflationsmaßstabs) ist, indem sie den Bürgern einen computergestützten Rechner zur Verfügung stellt. Nur zur Kenntnis: Wenn der Bürger im Jahre 1980 US-Dollar 1.000 für ein Gut ausgeben musste, so darf er heute dafür 2.424,76 US$ aufwenden; was nichts anderes bedeutet, dass die Kaufkraft seitdem auf 41,24% des Wertes aus dem Jahre 1980 gefallen ist. Mit Hilfe dieses Rechenprogramms kann der US-Bürger genau für die Periode der Existenz der US-Notenbank FED seinen Kaufkraftverlust ermitteln.






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