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Doug Casey über Politik, den Euro im Abwärtsstrudel und Goldinvestments

19.10.2016
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Handlungen haben letzten Endes Konsequenzen. An dem Wirtschafts- und Währungssystem wurde jahrzehntelange herumgebastelt und man hat die abenteuerlichsten Experimente gewagt. Der Preis dafür muss nun endlich bezahlt werden. Der Euro befindet sich bereits auf dem Weg zu seinem intrinsischen Wert - wenn Sie sparen, dann sollten Sie das besser in Gold tun.


Natalie Vein, BFI: Kommen wir für einen Moment auf die USA zu sprechen. Wie stehen Sie zum Wahlkampf und zum Ausgang der Präsidentschaftswahl? Besteht Ihrer Ansicht nach die Chance, dass einer der Kandidaten echte Lösungen anbieten wird, um die Wirtschaft wieder auf den richtigen Weg zu bringen?

Doug Casey: Beide Kandidaten, Trump und Clinton, sind eine Katastrophe. Für mich ist das ein Zeichen des Niedergangs der Vereinigten Staaten. Noch vor einem Jahr hatte man die Wahl zwischen Hillary Clinton, der Frau eines ehemaligen Präsidenten, die eine ähnliche Rolle spielt, wie Evita Peron nach Juan Perons Tod, und Jeb Bush, dem Bruder eines ehemaligen Präsidenten und Sohn eines weiteres Präsidenten. Die USA sind so tief gesunken, dass wir jetzt nur noch entscheiden können, welche Familiendynastie wir an der Spitze der Macht bevorzugen. Wenn es doch nur einen Kennedy gäbe, den wir auch noch ins Rennen schicken können...

Die Wahlen sind offen gesagt bedeutungslos. Die beiden korrupten Parteien, die Republikraten und Demoblikaner, werden von politischen Mitläufern geführt und von Interessengruppen gesponsert. Sie ernennen einfach die Kandidaten, die ihnen genehm sind, und präsentieren dem amerikanischen Volk dann die Illusion einer Wahl.

Wenn ich gezwungen wäre, mich für einen der beiden Kandidaten zu entscheiden, würde ich Trump wählen, allein deshalb, weil er irgendwie ein Außenseiter ist. Die Medien, Hollywood, die Akademiker und das Establishment hassen ihn. Und ich glaube, er hasst sie. Sollte er gewählt werden, wird er in Washington wohl Einiges über den Haufen werfen und die Pläne mancher Nutznießer des "Deep State" durchkreuzen. Leider ist Trump kein Liberalist - aber das ist auch der unterbelichtete Kandidat der Libertarian Party nicht.

Kann Trump die sinkende US-Wirtschaft retten? Als Geschäftsmann wird er einerseits die Ausgaben reduzieren wollen, was schon einmal gut ist. Möglicherweise reißt er sogar die ein oder andere Behörde mitsamt der Wurzel aus... Andererseits will er genau wie Hillary Clinton das Militär stärken. Wenn er gewählt wird und etwas wirklich Radikales versuchen sollte, dann wird er wohl zunächst ein Gespräch mit einer Reihe von Generälen und Vorsitzenden der prätorischen Behörden wie dem FBI, der NSA und der CIA haben.

Dieser werden ihn höflich, aber bestimmt darüber informieren, wie die Dinge wirklich laufen. Und wenn er nicht auf sie hört, wird der Kongress ihn seines Amtes entheben, bevor er überhaupt Gelegenheit hatte, wirklich etwas zu verändern. Vergessen Sie nicht, dass fast 50% aller Amerikaner Netto-Empfänger staatlicher Leistungen sind. Sie haben Obama nicht nur gewählt, sondern auch wiedergewählt, nachdem sie das Gleiche zuvor mit dem fürchterlichen Bush-Nachwuchs getan hatten. Egal wie diese Wahl ausgeht - ich glaube nicht, dass es noch Hoffnung gibt.


Natalie Vein, BFI: Was denken sie über den Wahlkampf selbst? Viele sind der Meinung, dass beide Seiten zu weit gegangen sind mit ihren spalterischen Strategien, den Botschaften, die die Stimmung im Land vergifteten, und den persönlichen Angriffen. Sehen Sie das auch so? Ist diese Wahl anders als vorherige?

Doug Casey: Diese Wahl ist tatsächlich anders als alles, was ich zuvor erlebt habe. Am ähnlichsten war die Situation 1964, als sich Lyndon Johnson - der in meinen Augen nach Lincoln, Wilson und Roosevelt der viertschlechteste Präsident war - in einem Erdrutschsieg gegen den prototypischen Liberalist Barry Goldwater durchsetzte. Aber Sie haben recht, beide Seiten sind extrem antagonistisch. Die Leute hassen entweder Donald Trump oder sie hassen Hillary Clinton. Egal wer gewinnt, die andere Seite wird sehr, sehr unzufrieden sein.

Angesichts der Spannungen, die ohnehin schon im Land zu spüren sind und vor dem Hintergrund der kulturellen, ethnischen und sozialen Auseinandersetzungen, entsteht schon fast der Eindruck, als stünde den USA ein Bürgerkrieg bevor. Allerdings sah es auch Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre nach Bürgerkrieg aus, als es nicht nur ein paar, sondern tausende von Bombenattentaten gab und nicht nur kleine Unruhen wie in Ferguson und Baltimore, sondern regelrechte Flächenbrände wie in Watts, DC, und Detroit, wo die Nationalgarde mit großkalibrigen Waffen anrücken musste. Doch damals wuchs der Wohlstand des Landes noch, während wir heute am Rand der Größeren Depression stehen. Es könnte wirklich unangenehm werden.


Natalie Vein, BFI: Sie sind viel und weit gereist und haben währenddessen einen außerordentlichen Erfahrungsreichtum angesammelt. Sie hatten Kontakt zu Regierungen und Unternehmern in allen Ecken der Erde. Was ist die wichtigste Lektion, die Sie auf Ihren Reisen gelernt haben?

Doug Casey: Es ist unabdingbar, seine Anlagen politisch zu diversifizieren. Wohlhabende Leute verstehen normalerweise, wie wichtig es ist, ihre Investitionen auf verschiedene Anlageklassen zu verteilen. Sie besitzen Immobilien, ein bisschen Gold, Aktien, Anteile an Privatunternehmen etc. Aber nur sehr wenige sind auch geografisch und politisch diversifiziert und stellen sicher, dass sich nicht all ihre Vermögenswerte unter der Kontrolle einer einzigen Regierung befinden.

Das ist ein großer Fehler, den sehr viele Investoren begehen, denn die Regierungen sehen Sie als Milchkuh an, und wenn schwere Zeiten aufziehen, sehen Sie in Ihnen womöglich auch ein Schlachtrind. Die finanziellen Risiken sind heutzutage gewaltig, aber die politischen Risiken sind noch größer. Um das zu vermeiden, müssen Sie Ihre Assets international diversifizieren. Setzen Sie nicht alles auf eine Karte.


Natalie Vein, BFI: Sie waren die treibende Kraft hinter La Estancia de Cafayate, einem beeindruckenden Immobilienprojekt in Salta, Argentinien. Was hat Sie dazu bewegt, diese Region auszusuchen?

Doug Casey: Ich habe etwa 160 Länder besucht und bisher in zehn Ländern gelebt. Argentinien stach aus einer Reihe von Gründen hervor. Obwohl das Land seit fast 70 Jahren eine kriminelle und wahnsinnige Regierung nach der anderen hat, hat es den anderen lateinamerikanischen Ländern in kultureller Hinsicht meiner Meinung nach einiges voraus. Es ist äußerst kultiviert, offen und hat auf dem gesamten Kontinent die mit Abstand beste klassisch-liberale Wirtschaftstradition.


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