Suche
 
Folgen Sie uns auf:

K.W.F.-Reihe: Illusionen und die kommende Wirtschaftskrise (1/6)

17.11.2006  |  Mag. Gregor Hochreiter
Steigende Arbeitslosigkeit, eine sich beschleunigende Schuldenspirale, ein unter dem demographischen Wandel ächzendes Sozialversicherungssystem und die sich verbreitende Armut sind untrügliche Anzeichen für eine nicht mehr zu leugnende Wirtschaftskrise, die, soviel vorweg, erst in ihren Anfangszügen steht. Eine mehrteilige von liberty.li zusammengestellte Serie blickt hinter die Kulissen, identifiziert die Gründe der Krise, die Wechselwirkungen zwischen Wirtschaftspolitik und individuellem Verhalten und bietet profunde Hilfestellung bei der persönlichen Vermögenssicherung.


Unsere Methodik

Was Sie in dieser Artikelserie nicht erwarten können, sind Daten. Ein Datum für den Börsencrash, ein Datum für den Tag, an dem Staatsanleihen wertlos werden, ein Datum, an dem Papiergeld zu seinem wahren Wert - Null - zurückkehrt. Solche Versprechen sind unredlich und können in der Ökonomie seriöserweise nicht gemacht werden. Nur die wirtschaftlichen Tendenzen können hieb- und stichfest festgestellt werden. Ein Beispiel soll diese Unterscheidung verdeutlichen. Wir können mit Sicherheit sagen, daß eine Wirtschaftskrise auf uns zukommt, weil die friedliche Interaktion der Menschen durch unzählige Eingriffe verzerrt wird. An welchem Tag die Börse(n) kollabieren und um wieviel Prozent sie fallen werden, ist hingegen nicht zu quantifizieren. Mit derselben Sicherheit kann festgestellt werden, daß mit jedem weiteren Tag der Crash schlimmer ausfallen wird. Um wieviel schlimmer, ist wiederum nicht in Zahlen zu fassen.

Methodisch vertrauen wir auf die drei Schritte "Sehen - Verstehen - Handeln":

1.) Sehen
  • a. Krisensymptome identifizieren
  • b. Häufige Wirtschaftsirrtümer und Denkfehler erkennen
  • c. Bedrohungen zeitgerecht feststellen

2.) Verstehen
  • a. Die wirtschaftlichen und politischen Dynamiken der Krise erfassen
  • b. Schein oder Sein? - Der ultimative Check: Wachstum, Vermögen, Geld, Kapital
  • c. Aus der Geschichte lernen: Was verursachte frühere Wirtschaftscrash

3.) Handeln
  • a. Kurzfristig: Wie Sie wichtigen Informationen aus den Nachrichten herausfiltern
  • b. Mittelfristig: So schützen Sie Ihr Vermögen
  • c. Langfristig: Werte für einen nachhaltigen Wohlstand vermitteln

Der Anspruch dieser Serie ist es daher, Sie kurzfristig bei der Sicherung Ihrer Werte zu unterstützen und Ihnen langfristig das schöpferische Schaffen nachhaltiger Werte zu ermöglichen. Und wie jeder Lernprozeß benötigt auch diese "Einführung in die Wirtschaftskrise" Zeit. Zeit für den nachhaltigen Wissensaufbau, von dem Sie ein Leben lang zehren können - Rom wurde bekanntlich auch nicht an einem Tag erbaut.


Einstieg - Das Wesen der Krise (Teil I)

Bevor wir die Dynamiken der Wirtschaftskrise in ihren Einzelheiten untersuchen und Gegenstrategien aufzeigen, ist zunächst folgende grundsätzliche Frage zu klären: "Wer oder was verursacht Wirtschaftskrisen?" Werden diese exogen verursacht, d.h. durch vom Menschen nicht beeinflußbare Faktoren, oder sind sie das Resultat menschlicher Handlungen? Wäre ersteres der Fall, so würde sich die Sinnhaftigkeit der Ursachenforschung darin erschöpfen, den Einzelnen vor den negativen Auswirkungen der Krise zu schützen. Wer sich das Wissen um die exogenen Einflüsse erarbeiten konnte, würde nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden. Andererseits würde ein Großteil der Gesellschaft mit unausweichlicher Notwendigkeit in den sauren Apfel beißen müssen. Jeder Versuch, dieser wiederkehrenden Vermögensvernichtung einen Riegel vorzuschieben, wäre zum Scheitern verurteilt. Schon auf den ersten Blick eine nicht sehr befriedigende Lösung, die sich zudem als nicht richtig erweisen wird.

Zwei schwerwiegende Probleme tauchen bei diesem Ansatz auf. Zum einen wäre damit nicht die Wiederholung von Wirtschaftskrisen zu erklären. Diese zeichnet sich unter anderem durch eine Anhäufung von Unternehmenskonkursen aus. Es gäbe daher einen großen Anreiz für Unternehmer hinter die Ursache des Crash zu gelangen, entweder um das eigene Unternehmen zur retten oder um mit der Verbreitung des Wissens Geld zu verdienen. Sobald das Wissen um Ursache und Wirkung bekannt wäre, könnte sich nahezu jeder auf die negative Wirtschaftsentwicklung vorbereiten. Diese Vorbereitung würde das Eintreten einer abrupten Krise jedoch vorwegnehmen und somit zu einer harmonischeren Wirtschaftsentwicklung führen.

Zudem würde man berechtigterweise erwarten, daß mit fortschreitender wirtschaftlicher Entwicklung die Krisenhäufigkeit abnimmt. Während eine bäuerliche Gesellschaft von den Launen des Wetters sehr abhängig ist, schließlich führt schlechtes Wetter zu einer schlechten Ernte, trifft dies auf eine industrialisierte Gesellschaft immer weniger zu. Auf der einen Seite, weil extreme Wetterphänomene immer besser prognostiziert werden können, auf der anderen Seite, weil Gebrauch und Produktion von Gütern und Dienstleistungen in einem Industrieland vom Wetter kaum mehr beeinflußt werden. Trivial ausgedrückt, ein Geschirrspüler wäscht das Geschirr bei jedem Wetter. Dank der Erfindung der Schneekanon schneit es auch ohne Schneefall. Und die Spielfeldheizung erlaubt den Anpfiff von Fußballmatchen selbst bei eisiger Kälte.

Allerdings war gerade das 20. Jahrhundert von Wirtschaftskrisen und Börsencrashs nur so gebeutelt. Während viele Kritiker dies als Beweis für die inhärente Krisenanfälligkeit einer freien Wirtschaft sehen, werden wir als die wahre Ursache in einem durch und durch unfreien Eingriff in die freie Wirtschaft identifizieren. Zweitens entläßt eine exogene und damit deterministische Betrachtungsweise den einzelnen aus der Verantwortung für sein Handeln und öffnet damit der persönlichen wie politischen Verantwortungslosigkeit Tür und Tor.

"Wenn mein Handeln sowieso nichts verändert, wieso soll ich dann verantwortungsbewußt agieren", ist eine nur allzu menschliche Reaktion, die schon jeder in seinem Umfeld (und wohl auch bei sich selbst) beobachten konnte. Doch es sind insbesondere Eingriffe in das Geldwesen, die zunächst künstliche Boomphasen des Überschwangs verursachen und damit den Samen für die katastrophale Crashs wie den im Jahr 1929 oder die dot.com-Bubble im Jahr 2000 sähen.


Halten wir fest:

Es sind menschliche Institutionen die das Auf - Boom - und das Ab - Rezession - des Konjunkturzyklus verursachen. Am Ende dieser wohlfahrts- und freiheitsfeindlichen Schwankungen steht immer ein Crash wie eben jener von 1929. Ein ausführlicher Artikel wird sich mit dem Konjunkturzyklus im Allgemeinen und dem Crash von 1929 beschäftigen.

Da aber gesellschaftliche Institutionen wie das Geldwesen immer der Ausdruck der Handlungen aller Personen einer Gesellschaft ist, ist diese Entwicklung nicht gottgegeben. Sie spiegelt die unzähligen Handlungen jedes Menschen wider. Und dieses Verhalten, ob wir beispielsweise Papiergeld wie den Euro akzeptieren oder nicht, hängt wiederum von unserer Einschätzung der wirtschaftlichen Abläufe ab.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"