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Ist das Ende der USA-Finanzierung in Sicht?

18.02.2007  |  Dr. Dietmar Siebholz
"Ist das Ende der USA-Finanzierung in Sicht? Verfolgen Sie aufmerksam die FLOW-OF-FUNDS-Statistiken der USA."


Immer wenn ich in Gesprächen mit Fachleuten meine Bedenken äußere, dass auf lange Sicht die USA-Geldpolitik "Finanzierungen von Kriegen, Vermeidung von Firmen-Zusammenbrüchen und Rezessionen durch immer neue Geldschöpfung" - ein Prinzip, das Alan Greenspan seit seinem Amtsantritt zur Geldreligion gemacht hatte - scheitern muss, wurde mir vorgehalten, dass dieses Verfahren - solange der US-Dollar die einzige Reservewährung der Welt ist, funktionieren muss. Und meistens wurde ich sinngemäß belehrt: "Was willst Du, dieses Verfahren wird schon seit Jahrzehnten erfolgreich von den USA realisiert: Die Welt finanziert den Konsum und die Kriege der USA ad infinitum..."

Mein Gegenargument als leidenschaftlicher Motorradfahrer - "wenn ein Motorradfahrer bei 100 km/h Geschwindigkeit von seinem Motorrad abspringt, dann läuft das Motorrad dank der Massenträgheit auch noch bis zu 800 Meter weiter", wurde von den Fachleuten schlicht belächelt. Ich erhalte regelmäßig auf meine Warnung hin dann den Hinweis, "was willst Du eigentlich - sieh doch, es fährt ja immer noch weiter".

Die Gegenargumente waren umfassend, wie z.B. "wenn die anderen Staaten der Welt sich diesem Prinzip nicht unterwerfen, dann werden sie in die USA nichts mehr exportieren", "dann werden Sie wie Saddam Hussein bestraft, der ja seine Ölkontrakte nicht mehr in US-Dollars abrechnen ließ" und andere, aber das physikalische Beispiel "Motorrad" war doch damit nicht abgeschafft. Es ist keine neue Erfindung der Amerikaner, Unmögliches solange zu praktizieren, bis der allgemeine Glaube so weit geändert ist und dann physikalische und naturwissenschaftliche Fakten nicht mehr gelten. Danach tritt in der Regel der Zustand des bösen Erwachens ein...

In Puchheim bei München - wo ich von 1982 bis 1991 wohnte - gab es eine kleine Gruppe von Zauberkünstlern, zu denen ich immer gerne ging; es war faszinierend, wie es den Damen und Herren aus dieser Gilde gelang, naturwissenschaftliche Phänomene scheinbar außer Kraft zu setzen. Ähnlich handeln die Regierenden dieser Welt. Der einzige Unterschied ist die Auffassung der Betrachter (ich nenne Sie ehrlicher: "Opfer"). Bei den Zaubertricks weiß ich als Betrachter, das es nicht geht, sehe die Täuschung als real an und erwarte die Aufklärung, wo ich vom Wesentlichen abgelenkt wurde.

In der Politik glaube ich den Regierenden, müsste aber wissen, dass diese gegen mich gerichteten Zaubertricks nur ein Ziel haben: Mich von meinem Eigentum und dem Lohn meiner Arbeit zu trennen. Ich hoffe, dass es diesmal anders ist und glaube dann den Aussagen.

Besser wäre es wie bei den Zauberern, auf die Hände zu sehen, statt auf die Lippen (welcher bekannte US-Präsident rief - um sich Vertrauen zurückzuerobern - aus: "Read my lips!").Wir kennen die Folgen; er hatte gelogen.

Die Hände - um bei dem Beispiel zu bleiben - setzten die Veröffentlichung der US-Geldlaufzahlen von M3 aus; der schwarze Vorhang fiel über diese sachlich auswertbaren Statistikwerte mit der Begründung "die Kosten für deren Ermittlung seien zu hoch". Hat da jemand gelacht? Sehen Sie sich nur an, welche Unmenge an Daten in den USA (natürlich auch bei uns) gespeichert und veröffentlicht werden, nur, wenn diese Daten dann keine Freude machen, wird die Erstellung von Veröffentlichungen zu teuer. Haben Sie jetzt das Prinzip verstanden?

Zurück zu den US-Daten über den FLOW-OF-FUNDS. Ich habe die Einstellung der Veröffentlichung der US-Geldmengenzahlen sehr aufmerksam verfolgt und war sofort der Auffassung, hier tritt der gleiche Effekt wie bei den Zauberern ein, wenn die hübsche leicht geschürzte Dame, die häufig bei den Zauberern als Ablenkung eingesetzt wird (finde ich wesentlich hübscher als die Erklärung mit den Kosten bei der M3-Menge) die Bühne betritt. Von da ab habe ich jede noch so kleine Information dahingehend abgeklopft, ob der Vortrieb und die Radialkraft des noch rollenden Motorrades sich nicht bereits erschöpft haben könnten.

Ich glaube, dieser Moment ist gekommen. Beobachten Sie bitte in den nächsten Monaten, ob sich die aktuellste Situation bei den FLOW-OF-FUNDS-Daten wiederholt oder neue statistische Taschenspieltricks eingeführt werden, um die Lage erneut zu verschleiern.

Warum ich so aufgeregt bin? Sehen Sie, bisher haben sich die Verschuldung und die Defizite der USA immer wieder durch den Rückfluss an Kapital aus den Empfängerländern in den Zahlungsströmen ausgeglichen: Das USA-Prinzip funktionierte. Die Dezember-Zahlen lassen aufhorchen. Während im November 70,5 Mrd. US$ zurückflossen und damit die Defizite liquiditätsmäßig ausglichen (also etwa 2,5 Mrd. US$ pro Tag zum Ausgleich dieser Defizite) setzte im Dezember ein völlig neuer Trend ein:

Im Dezember 2006 verkauften private Investoren Wertpapiere über 42,5 Mrd. US-Dollars; offizielle ausländische Institutionen kauften Wertpapiere für 31,5 Mrd. US$, die langfristigen Kapitalzuflüsse reduzierten sich von 84,9 Mrd. US$ im November auf 15,6 Mrd. US$.

Was das bedeutet, dürfte klar sein: Die ausländischen Privatanleger meiden (zumindest im Dezember) die Anlagen in US-Titeln und die ausländischen Institutionen vermindern ihre Investments in US-Dollars erheblich. Was nichts anderes heißt, als dass die USA ihre tägliche "Liquiditätsdroge" von mindestens 2,5 bis 3,0 Mrd. US$ nicht mehr erhalten, damit sie ihren übermäßigen Konsum, ihre sonstigen Defizite und ihre Kriege finanzieren können.

Es kann auch bedeuten, dass der stille Trend, sich bei den Anlagen der Notenbanken unauffällig aus dem Dollar zu entfernen, wie es die Italiener, die Schweden, die Emirate, die Iraner, die Russen (und wahrscheinlich auch die Chinesen taten, verstärkt fortgesetzt wird. Denn diese Käufe der Notenbanken haben sich wohl offenbar stark reduziert.

Kein Wunder, denn die Defizitfinanzierung qua Gelddruckpresse und den berühmten Computerklick dürfte bei den Empfängern der US-Dollars nicht auf große Gegenliebe stoßen.

Wie gesagt, vielleicht höre ich die Flöhe husten, aber dieses wirklich neue Faktum sollte sorgfältig beobachtet werden: Wenn es sich fortsetzt, dann ist mit einer beschleunigten Talfahrt des US-Dollars zu rechnen. In diesem Falle kann die FED nur noch Liquidität dadurch schaffen, dass sie alle Assets monetarisiert, sprich zu Liquidität macht, um das geschwächte US-Finanzsystem (nach dem FLOW-OF-FUNDS-Prinzip) zu verbessern.

Das wäre das letzte Signal, das die Welt benötigt, um zu erkennen, dass es in die letzten und entscheidenden Runden des Kredit-Geld-Systems geht.

Wie man sich schützen kann? Metalle und Edelmetalle sind nicht durch Erlasse, schriftliche Versprechen und Derivate zu schaffen; sie haben einen inneren Wert, der beim Papiergeld letztendlich immer gegen NULL tendiert.

Mein Rat: Beachten Sie diese entscheidenden Fakten der Kapital-Fluss-Statistik. Vertrauen Sie nur den Substanzen, nie den Versprechungen!


© Dietmar Siebholz
(Sie erreichen mich unter wthlz1@freenet.de.)




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