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Blei-Bullenmarkt

06.07.2007  |  Scott Wright
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Letztendlich hängt alles von den Fundamentaldaten ab. Sobald sich ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellt, werden sich auch die Preise stabilisieren. Es gibt genug Blei in der Erdkruste, sodass wir es hier sicherlich nicht mit einer generellen Knappheit zu tun haben. Tatsächlich ist die abgebaute Menge an Blei im Laufe der Zeit stetig gestiegen. In den letzten 10 Jahren haben die Minengesellschaften ihre Produktion um 15% gesteigert. Dieser Anstieg des Angebots war aber zu gering und konnte die steigende Nachfrage nicht decken.

Man kann die Minengesellschaften allerdings schwer für die Angebotsdefizite verantwortlich machen. Bei den steigenden Preisen würden die Minen natürlich soviel Blei produzieren, wie sie nur können. Aber aufgrund der Charakteristik des Abbaus können die Produzenten nicht einfach einen Hahn umlegen, um die Menge an Blei, die aus ihren Minen abgebaut wird, bei steigender Nachfrage zu erhöhen.

Das Produktionsvolumen eines Minerals, das aus der Erde gewonnen wird, zu erhöhen, ist langwierig und kostspielig. Interessanterweise ist aber die Produktion in den Blei-Minen viel langsamer gestiegen als bei allen anderen Metallen. Dies hat zwar mehrere Gründe, aber entscheidend ist, dass Blei ein ungeliebtes Metall ist und typischerweise nur als Nebenprodukt beim Abbau anderer Metalle anfällt.

Eigentlich sind die meisten der großen Bleiminen dieser Welt keine primären Bleiminen. Das Blei, das in diesen Minen gewonnen wird, ist meist nur ein Nebenprodukt beim Abbau von teureren Mineralien innerhalb desselben Erzkörpers, wie zum Beispiel Kupfer, Zink und Silber. Da Blei, gemessen am Gewicht, eines der billigsten Basismetalle ist, müssen große Mengen davon verarbeitet werden, um damit Geld zu verdienen.

Wenn Minengesellschaften also ihre nächsten Bestände explorieren, ist Blei üblicherweise nicht das primäre Ziel. Bei Preisen um die 1,00 $ Dollar-Marke, knapp unter jenen von Zink und Aluminium, könnte sich der Zugang der Minengesellschaften zur Gewinnung dieses Basismetalls allerdings sehr bald ändern.

Geopolitisch gesehen kann Blei genauso beeinflusst werden wie jeder andere Rohstoff. Ein Beispiel dafür sind die Probleme, mit denen eine der wenigen primären Bleiminen dieser Welt zu kämpfen hatte. Die Magellan-Mine in Australien liefert etwa 3% des weltweiten Bleiangebots und ist seit Anfang des Jahres mit Liefer- und Regulations-Problemen unter Druck geraten. Angesichts des bereits knappen Angebots an Blei war der Einfluss dieser Dinge an den Märkten spürbar.

Einer der Gründe, warum Preise derart rasch auf Angebotsstörungen reagieren können, ist das beschränkte Angebot an bereits abgebautem Blei, das zur Verfügung steht, um solche Probleme abzufedern. Vor einigen Monaten schrieb ich über Basismetall-Lagerbestände, wie sie von der London Metal Exchange (LME), der weltgrößten Börse für Nichteisenmetalle, erfasst werden. Ich kam zu dem Schluss, dass eine Betrachtung der Höhe der Lagerbestände, insbesondere im historischen Kontext, wirkliche Unterstützung für diesen Bullenmarkt bieten kann.

Von ihrem Hoch von fast 200.000 Tonnen im Jahr 2002 sind die LME-Lagerbestände an Blei innerhalb der letzten Monate auf etwa 30.000 Tonnen abgefallen. Ein unglaublicher Einbruch der Lagerbestände um 85% in nur fünf Jahren hat zu drastischen Preisanstiegen geführt, da die Konsumenten einem sinkenden Angebot gegenüberstehen.

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Basierend auf dem jährlichen Bleiverbrauch hält die LME nur etwa die erforderliche Menge für 2 Tage des durchschnittlichen Verbrauchs in ihren Lagerhäusern. Sogar die ILZSG-Schätzung über alle weltweiten Blei-Lagerbestände zusammen ergibt nur etwa 11 Tage durchschnittlichen Verbrauchs.

Aufgrund der alarmierend niedrigen Lagerbestände ist eine starke inverse Korrelation dieser Bestandshöhen mit dem Preis zu erkennen. Ich glaube, dass Spekulanten einen Risikoaufschlag in den Bleipreis gebildet haben, der sich wahrscheinlich halten wird, bis die Lagerbestände erneut aufgefüllt werden.

Woher kommt also die Nachfrage, und für wie lange wird sie das Angebot noch übersteigen? Ich glaube, dass wir einmal mehr nach Asien blicken müssen, um die Antworten zu finden. Laut ILZSG wird die weltweite Nachfrage nach reinem Bleimetall im Jahr 2007 um 4,1% steigen. Dieser Anstieg wird auch von der chinesischen Schätzung für den Anstieg des Bleiverbrauchs in Höhe von 12% unterstützt.

Das Wachstum des Bleiverbrauchs in China wird vom Wachstum seiner Automobilindustrie getragen. China ist nun hinter den USA der zweitgrößte Markt für Autoverkäufe und der drittgrößte Autoproduzent. Der chinesische Verband der Automobilindustrie erwartet für 2007 eine Steigerung der Produktionsmenge im Automobilbereich von 15% gegenüber letztem Jahr, während viele andere Analysten ein nachhaltiges jährliches Wachstum von 15% für zumindest die nächsten 5 bis 10 Jahre sehen. Viele Analysten prognostizieren auch, dass China die USA in diesen Bereichen wahrscheinlich in den nächsten 10 bis 15 Jahren überholen wird. Viele Bleibatterien werden nötig sein, um dieses Wachstum des Automarktes zu ermöglichen.




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