Jeff Thomas: Die vierte Wende - Der Wendepunkt

Eine vierte Wende ist eine Periode in der Geschichte, in der alle negativen Entwicklungen über einen Zeitraum von vier Generationen einen Höhepunkt erreichen - eine Zeit, in der die Soziopathen die Herrscher sind und die Bevölkerung unter Druck setzen. Neben dem Bestreben, eine totalitäre Herrschaft zu errichten, zeigen sich Symptome wie der Zusammenbruch von Moral und Logik. Schwarz ist weiß; oben ist unten. Verwirrung und Chaos nehmen mit dem Fortschreiten der vierten Wende sowohl an Häufigkeit als auch an Ausmaß zu.

Libertär eingestellte Menschen neigen dazu, besonders sensibel und aufmerksam auf diese Symptome zu reagieren. Da sich eine klassische vierte Wende über einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren erstreckt, kann es nach der Hälfte der Zeit, wenn die Symptome ihren Höhepunkt erreicht haben, so aussehen, als ob "es einfach immer schlimmer wird. Werden die Menschen nicht irgendwann aufwachen und begreifen, dass das verrückt ist?" Nun, historisch gesehen war die Antwort immer "Ja".

Es gibt immer einen Wendepunkt, auch wenn es scheint, dass er nicht nur lange auf sich warten lässt, sondern dass es kein Maß an Unterdrückung gibt, das von den Massen nicht toleriert werden könnte. Der Grund dafür ist, dass eine vierte Wende durch Selbstgefälligkeit ermöglicht wird. Obwohl das Selbstvertrauen und die Vernunft seit drei Generationen abgenommen haben, wird eine Bevölkerung erst in der letzten Phase wirklich selbstzufrieden. Je tiefer die Selbstgefälligkeit, desto größer die Unterdrückung durch die Führer.

Interessanterweise ist die Selbstgefälligkeit in den Bevölkerungen am größten, in denen zuvor der größte Wohlstand herrschte. Daher sind in der gegenwärtigen vierten Wende die Länder am stärksten betroffen, die zuvor am wohlhabendsten waren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass das Ausmaß an staatlicher Kontrolle und Unterdrückung der sozialen Freizügigkeit in den USA, Großbritannien, Kanada, der EU usw. am extremsten ist, da diese Länder seit der letzten vierten Wende in den 1940er Jahren weltweit führend im Wohlstand waren. In den Ländern der Zweiten und Dritten Welt ist das Ausmaß der Unterdrückung - und des damit einhergehenden Chaos und der Verwirrung - deutlich geringer.

Wenn wir also einen Wendepunkt erleben werden, wann wird er eintreten und was wird ihn auslösen? Historisch gesehen gibt es in der Regel sowohl einen politischen als auch einen sozialen Wendepunkt. Sie fallen nicht immer zusammen, und das ist auch dieses Mal der Fall. Im Februar 2022 verhängten die USA als Folge des Ukraine-Kriegs Sanktionen gegen Russland. Das war vorhersehbar. Allerdings beschlagnahmten die USA gleichzeitig das Privateigentum russischer Bürger. Damals wurde dies im Westen nicht sehr publik gemacht, aber ich glaube, dass dies im Nachhinein als politischer Wendepunkt angesehen werden würde.

Der Grund dafür ist, dass die meisten Länder der Welt sich nicht als Weltmächte sehen. Sie sehen sich als Länder, die ständig von Weltmächten beeinflusst werden. Als solche versuchen sie, mit den Großen zu kooperieren und so wenig wie möglich unter dem zu leiden, was die Großen tun. Für sie war die Ankündigung der USA eine direkte Drohung: "Oh Gott, wenn sie das Vermögen des russischen Volkes beschlagnahmen, könnten sie das auch mit uns tun."

Dies führte zu einer stillen Abkehr vom Einfluss der USA. Vertreter vieler Länder begannen, nach Moskau und Peking zu reisen, um neue Allianzen, neue Handelsabkommen und neue Loyalitäten als Ersatz für die immer riskanter werdenden Beziehungen zu den USA zu schließen. Solche Veränderungen geschehen nicht über Nacht, aber im letzten Jahr haben wir eine Abkehr vom Petrodollar, der US-Reservewährung, und eine Zunahme der Anträge auf Beitritt zu den BRICS erlebt. Kürzlich gab Malaysia als erstes Land bekannt, dass seine Vorbereitungen zur Abkehr von den USA abgeschlossen sind und es sich offiziell von den USA distanziert. Dieser Trend wird sich im kommenden Jahr noch verstärken, wenn weitere Länder ihre Absicht bekunden - ein Trend, der sowohl zur Isolierung der USA als auch zur Stärkung der kollektiven Stärke der BRICS beitragen wird.

Aber was ist mit der anderen Sorge - dem sozialen Kipppunkt? Auch hier ist Selbstgefälligkeit der größte Stolperstein. In den letzten Jahren haben sich konservative Denker mehr und mehr über sozialistische Vorstellungen und insbesondere über den Wokeism geärgert. Die Auswüchse von Black Lives Matter, Klimawandel, LGBTQ-Rechten, vermeintlichen weißen Privilegien und Impfvorschriften sind immer dominanter geworden und scheinen kein Ende zu nehmen. Aber in letzter Zeit gab es Risse in der sich scheinbar entwickelnden Permanenz des Wokeism. So zum Beispiel:

• Studenten der Stanford Law School vertrieben einen konservativen Redner mit wütenden Beleidigungen, wobei die Studenten sogar die Vergewaltigung seiner Töchter forderten. Der moderierende Administrator fachte das Feuer noch an, indem er den Redner anprangerte, als dieser die Veranstaltung verließ. Überraschend suspendierte der ansonsten liberale Dekan den Verwalter und kündigte an, dass alle Studenten an einer Schulung über "Redefreiheit und die Normen des Rechtsberufs" teilnehmen müssten.

• Ana Kasparian von den linksgerichteten "Young Turks" brach mit ihren Kollegen und erklärte unmissverständlich: "Ich bin eine Frau. Bitte bezeichnen Sie mich niemals als eine Person mit einer Gebärmutter, eine gebärende Person oder eine Person, die menstruiert - wie können Menschen nicht erkennen, wie erniedrigend das ist?"

• Andrew Tate, ein ehemaliger Kickboxer, ist bei jungen Männern und Jungen sehr beliebt, weil er sich als ultra-männlich präsentiert. Seine Anhänger sagen, Tate verkörpere "all das, was sie von Natur aus unterdrücken mussten."

Dies ist nur ein Beispiel für eine zunehmend überraschende Umkehrung des Woke-Trends. Und der Schlüssel dazu ist, dass er nicht von der konservativen Seite ausgeht; er kommt von den Liberalen selbst. Im Wesentlichen sehen wir die Auswirkungen der Überlastung - diejenigen, die früher den Wokeism unterstützt haben... bis er ihr Leben übernommen hatte. Bei immer mehr Liberalen wird eine Bruchstelle erreicht, da der Wokeism einfach unerträglich wird. Was bedeutet das nun für die Zukunft? Ist der globalistische Vorstoß bald zu Ende? Nein, leider nicht, denn selbst wenn er besiegt werden sollte, hat er noch Jahre vor sich. Und das Schlimmste steht uns noch bevor. Aber die Gegenbewegung ist jetzt zum ersten Mal leise in Gang gekommen.

Ist der Wokeism eine tote Ente? Wohl kaum. Aber vielleicht erleben wir gerade den Wendepunkt - den Punkt, an dem das Narrativ für eine wachsende Zahl von Menschen unerträglich wird und sich das Blatt wendet. Natürlich werden die Führer der von ihnen geschaffenen Rhetorik nie müde. Aber früher oder später haben ihre Lakaien - diejenigen, die ihre Propaganda verbreiten - die Nase voll und ziehen weiter. Das geschieht nicht über Nacht, aber vielleicht erreichen wir einen Wendepunkt, an dem die Propaganda bei denjenigen, die sie verbreiten, an Attraktivität verliert.


© Jeff Thomas



Der Artikel wurde am 3. April 2023 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.