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Sammeln Sie Münzen mit Bedacht, verkaufen Sie Ihre Münzschätze lukrativ

01.12.2007  |  Hans Jörg Müllenmeister
Damit dem Neusammler von Münzen einige unliebsame Überraschungen erspart bleiben, möchte ich Ihnen hier einige grundsätzlichen Aspekte der Numismatik erläutert. Eines vorab: Gedenkmünzen (Medaillen) sind als Sammlerobjekte nicht zu empfehlen. Um Ihnen die Problematik näher zu bringen, möchte ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, wie sie sich wahrscheinlich in Deutschland pro Jahr viele Male abspielt.


Verschleudern Sie Ihre Münzschätze nicht aus Unkenntnis

Zu Lebzeiten war Großvater ein eifriger Münzsammler. Seine Münzen verpackte er einzeln säuberlich in Papierbriefchen. Lieblingsenkel Fritz erhielt Opas Münzsammlung als Erbe. Lange Zeit hielt Fritz das Andenken in Ehren. Gelegentlich kramte er in der Schatulle und entfernte die lästigen Papierbriefchen, denn er wollte die Münzen ja direkt betrachten und auch anfassen. Bei dem Stöbern gerieten einige Gold- und Silbermünzen in Dauerkontakt.

Eines Tages verlor Enkel Fritz überraschend seinen vermeintlich sicheren Job. Er erinnerte sich wieder an Opas Münzschatulle - das war sein Rettungsanker. Er öffnete wieder den hinterlassenen Münzschatz. Einige Münzen zeigten rötliche Flecken - eben jene Gold- und Silbermünzen, die er seinerzeit beim Kramen unbeabsichtigt zusammengelegt hatte. Diese unschönen Male waren entstanden, weil sich, wie eine Batterie, ein elektrochemisches Spannungselement zwischen Gold und Silber gebildet hatte (Elektrokorrosion). Überhaupt sahen einige Münzen matt und unansehnlich aus.


Vorsicht vor unbedachtem Polieren

Lieblingsenkel Fritz beschloß, das Optimum beim Verkauf heraus zu holen und polierte die Münzen mit einem Silbertuch auf Hochglanz. Schließlich wollte er möglichst schnell viel Geld bei seiner Bank dafür erzielen. Damit begann Fritz einen weiteren Kardinalfehler. Opa würde sich im Grab umdrehen, hätte er es gewußt: Denn Münzen verlieren durch derartige "Reinigungsvergewaltigung" brutal an Wert, oft mehr als hundert Prozent auf den möglich erzielbaren Preis. Mit dem "schnell zu Geld kommen" war es auch nichts, denn seine Bank bat sich zwei Wochen "Bedenkzeit" aus, man müsse erst einmal in Frankfurt in der Goldkasse alles auf Echtheit prüfen.

Endlich kam es zu einer Aussage. Die Bank bot ihm für alles 50.000 Euro. Ein hübsches Sümmchen zum Überleben dachte Fritz, doch er war clever. Bei einem An- und Verkäufer am Bahnhof holte er sicherheitshalber ein weiteres Angebot ein. Das Gebot lag bei mageren 42.000 Euro, angereichert mit der Erklärung, dass er sich im Grunde nur um Einschmelzware handle, also galt: aktueller Goldwert nach Londoner Fixing minus Schmelzkosten. Damit schloß sich der Kreis. Reumütig ging Enkel Fritz zu seiner Bank zurück und verkaufte seinen Erbschatz schließlich für nur 49.000 Euro. Man erklärte ihm, dass ja inzwischen der Goldpreis wieder gefallen sei.


So funktioniert das lukrative Münz-Recycling

Nun, wie erklärt sich die Diskrepanz zwischen dem Bankpreis und dem Händlerpreis? Der Ankäufer wird zu seinem Nutzen bewußt keine Bewertung durchführen, vielfach fehlt es ihm einfach an numismatischem Sachverstand; für ihn ist nur der reine Goldwert entscheidend. Und, freiwillig zahlt ein Kreditinstitut keinen Euro mehr. Die einstigen Bankangestellten mit numismastischen Kenntnissen sind längst "entsorgt", so wie man sich auch aus diesem kostenaufwendigen Spezialgebiet zurückgezogen hat. Einzige Ansprechpartner der Banken in Sachen Numismatik sind einige Münzgroßhändler, die für ein paar Euro mehr, die das numismatische Münzgut der Banken im großen Stil "abfischen" wie heißhungrige Piranhas. Diese Ankäufer der Szene leiten das Münzgut teils mit unvorstellbaren Gewinnmargen auch in die USA an Auktionshäuser weiter. Einem unbedarften Verkäufer wäre also anzuraten, sich in einer internationalen Münzbörse in München, Berlin oder Dortmund kundig zu machen und seine guten Stücke dann in eine Auktion zu geben.


Die Keltenschüssel, "geschöpft" aus dem Gold der Isar

Die Story von Großvaters Schatulle wäre nur unvollständig erzählt, ohne die Erwähnung jenes merkwürdigen Gebildes: Es glich kaum einer Münze, eher einem verbogenen Goldnugget. In der Numismatik ist das Prachtstück als Stater bekannt. Sein Sammlerwert entspricht dem Mehrfachen seines Feingoldgewichtes. Diese auch als Regenbogentropfen bekannten Goldklumpen waren Kultsymbole der Kelten, einem Volk, dass sich einer exzellenten Gold- und Waffenschmiedekunst rühmen konnte. Das aus Isar und Donau geschöpfte Gold schmolzen und prägten sie in Schüsselform. Übrigens wurde seinerzeit im Allgäu ein ganzes Konglomerat an Statern und Goldmünzen ausgegraben. Die Römer, mit denen die Kelten Handel trieben, sahen in diesen Kultgegenständen lediglich den monetären Geldwert, der nur zum Einschmelzen taugte - genau wie die Spanier im Mittelalter mit dem Inkaschatz verfuhren oder die heutigen dümmlichen Kulturbanausen, die wertvolles Kulturgut einschmelzen.




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