Die Party ist vorbei! Dreht die Musik lauter!
19.01.2008 | Frank Meyer
Was für eine Börsenwoche! Die Bären tanzen Samba. Viel Zeit hatten sie, sich zu erholen. Nur manchmal hatten sie sich aus ihrer Höhle getraut, um von den Bullen sofort aufs Horn genommen zu werden. Wochenlang saßen sie dann vor der Börse und schnäuzten sich in ihre Taschentücher. Doch die Zeiten ändern sich. Nicht mehr zu übersehen sind die Toten aus dem Reich der Immobilienfinanzierer, die Halbtoten aus der Welt der Banken und auch die künstlich Beatmeten. Sie schwimmen bäuchlings wie ein Seeotter (Kiel oben) in rauher See. Dabei tönt die Musik so laut, dass man das Lachen der Götter nicht hört. Die Party scheint vorbei zu sein. Vorerst.
Wie hilflos wirken die Entscheider angesichts der Inflation die ihnen ins Gesicht springt, und der Rezession, die ihnen in den Allerwertesten tritt. Manche Finanzakrobaten und Politiker scheinen bei ihren Analysen nicht zwischen Sein und Schein (Mein und Dein) unterscheiden zu können. Zu viele Aussagen hatten eine Halbwertszeit von wenigen Wochen, wenn nicht gar Stunden. Doch die Internetmaschinen merken sich jedes Wort. Silben-Müll bleibt festgebrannt wie ein verschmorter Kuchen am Backblech.
Benny, Du bist zu spät, zu weit hinter der Kurve. Henry, Deine Berater hatten keine Ahnung. Alan, Du Magier der Märkte, Du bist jetzt fein raus. Aber bitte schreibe uns ein weiteres Buch, das uns und unseren Kindern zeigt, wie eine aus Geldscheinen geschnitzte Maestro-Skulptur vom Sockel kippt. Es gibt Gerüchte, wonach sich Alan Greenspan seine Honorare in Krügerrand auszahlen lassen soll. 1970 war das auch schon mal so.
Das Gebräu an den Finanzmärkten schmeckte damals ähnlich, doch heute ist es dünnflüssiger. Bette Midler soll sich damals auch ihr Honorar in Gold gezahlt haben lassen. Heute freut sie sich bestimmt. Der Goldpreis ist neben Staatsanleihen die einzige Anlageklasse mit Pluszeichen. Vielleicht hätte man vor einem Jahr in Benzinkanister investieren sollen. Die Rendite wäre beträchtlich. Jedes Stück Butter hätte mehr Prozente abgeworfen als die Standardwerte aus dem S&P500-Index. Die Hälfte der Gewinne dort stammen übrigens aus Finanzdienstleistungen. Bislang jedenfalls.
Die Flationen brennen sich durch die Welt. Die Geister, die aus Notenbankpressen entspringen, haben Namen: Inflation, Deflation und Stagflation. Bernanke und seine Mannen kämpfen an drei Fronten gleichzeitig. Ihre Geldwaffen scheinen jedoch Rohrkrepierer zu sein. Vor ein paar Wochen noch haben leiseste Andeutungen auf sinkende Leitzinsen die Party auf einen weiteren Höhepunkt getrieben. Folgen den Flationen nun die Essionen - wie Depression, Kompression oder Rezession? Bernanke sah in seiner Anhörung vor dem US-Kongress keine Rezession am Horizont. Vielleicht war es in Washington auch schon dunkel.
Über 800 Punkte hat der DAX seit Jahresbeginn verloren. Der Dow löschte in dieser Woche sämtliche Gewinne des Vorjahres aus. Über 200 der großen amerikanischen Hypothekenfinanzierer haben das Zeitliche gesegnet, MBIA und Ambac Financial haben seit ihrem Hoch im Sommer fast 90 Prozent verloren und stöhnen im Frost des Häusermarktes. Nun droht auch diesen eine Wegnahme ihre AAA-Ratings. Hatten die Herren der Ratings zuviel zu tun, oder beide nur vergessen. Wer weiß?
Die Schlachtschiffe haben Schlagseite. Die Bären erwachen aus ihrem Winterschlaf. Niemand wird sie je Flocke oder Knut nennen. Sie haben Hunger und es gibt genug Speck an den sie möchten, um sich daran satt zu fressen. Die Geräusche dabei könnten unschön sein. Auch in diesem miesen Aktienmonat wird es immer wieder heftige Gegenbewegungen geben. Das könnte schon in den nächsten Stunden passieren. Dennoch: Drehen Sie ihr Radio lauter!
© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv, www.frank-meyer.tv
Wie hilflos wirken die Entscheider angesichts der Inflation die ihnen ins Gesicht springt, und der Rezession, die ihnen in den Allerwertesten tritt. Manche Finanzakrobaten und Politiker scheinen bei ihren Analysen nicht zwischen Sein und Schein (Mein und Dein) unterscheiden zu können. Zu viele Aussagen hatten eine Halbwertszeit von wenigen Wochen, wenn nicht gar Stunden. Doch die Internetmaschinen merken sich jedes Wort. Silben-Müll bleibt festgebrannt wie ein verschmorter Kuchen am Backblech.
Benny, Du bist zu spät, zu weit hinter der Kurve. Henry, Deine Berater hatten keine Ahnung. Alan, Du Magier der Märkte, Du bist jetzt fein raus. Aber bitte schreibe uns ein weiteres Buch, das uns und unseren Kindern zeigt, wie eine aus Geldscheinen geschnitzte Maestro-Skulptur vom Sockel kippt. Es gibt Gerüchte, wonach sich Alan Greenspan seine Honorare in Krügerrand auszahlen lassen soll. 1970 war das auch schon mal so.
Das Gebräu an den Finanzmärkten schmeckte damals ähnlich, doch heute ist es dünnflüssiger. Bette Midler soll sich damals auch ihr Honorar in Gold gezahlt haben lassen. Heute freut sie sich bestimmt. Der Goldpreis ist neben Staatsanleihen die einzige Anlageklasse mit Pluszeichen. Vielleicht hätte man vor einem Jahr in Benzinkanister investieren sollen. Die Rendite wäre beträchtlich. Jedes Stück Butter hätte mehr Prozente abgeworfen als die Standardwerte aus dem S&P500-Index. Die Hälfte der Gewinne dort stammen übrigens aus Finanzdienstleistungen. Bislang jedenfalls.
Die Flationen brennen sich durch die Welt. Die Geister, die aus Notenbankpressen entspringen, haben Namen: Inflation, Deflation und Stagflation. Bernanke und seine Mannen kämpfen an drei Fronten gleichzeitig. Ihre Geldwaffen scheinen jedoch Rohrkrepierer zu sein. Vor ein paar Wochen noch haben leiseste Andeutungen auf sinkende Leitzinsen die Party auf einen weiteren Höhepunkt getrieben. Folgen den Flationen nun die Essionen - wie Depression, Kompression oder Rezession? Bernanke sah in seiner Anhörung vor dem US-Kongress keine Rezession am Horizont. Vielleicht war es in Washington auch schon dunkel.
Über 800 Punkte hat der DAX seit Jahresbeginn verloren. Der Dow löschte in dieser Woche sämtliche Gewinne des Vorjahres aus. Über 200 der großen amerikanischen Hypothekenfinanzierer haben das Zeitliche gesegnet, MBIA und Ambac Financial haben seit ihrem Hoch im Sommer fast 90 Prozent verloren und stöhnen im Frost des Häusermarktes. Nun droht auch diesen eine Wegnahme ihre AAA-Ratings. Hatten die Herren der Ratings zuviel zu tun, oder beide nur vergessen. Wer weiß?
Die Schlachtschiffe haben Schlagseite. Die Bären erwachen aus ihrem Winterschlaf. Niemand wird sie je Flocke oder Knut nennen. Sie haben Hunger und es gibt genug Speck an den sie möchten, um sich daran satt zu fressen. Die Geräusche dabei könnten unschön sein. Auch in diesem miesen Aktienmonat wird es immer wieder heftige Gegenbewegungen geben. Das könnte schon in den nächsten Stunden passieren. Dennoch: Drehen Sie ihr Radio lauter!
© Frank Meyer
TV-Moderator auf n-tv, www.frank-meyer.tv