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Resilienz des globalen Aktienmarktes

03.09.2025
Wie wir aus über 125 Jahren historischer Renditedaten wissen, sind Aktien zwar die ertragreichste aller Anlageklassen aber eben auch eine der schwankungsintensivsten (volatilsten) mit hohem zeitweiligem Drawdown-Risiko. In diesem Beitrag befassen wir uns mit der Frage, wie resilient ein Investment in die Anlageklasse Aktien-Global ist, sprich wie tief Aktienkurse fallen können, wie lange ihre Erholung nach tiefen Einbrüchen dauert und was die Voraussetzungen dafür sind, an nachhaltigen Erholungen tatsächlich teilzunehmen.


Die schlimmsten Aktienmarkt-Crashes seit 1900

Tabelle 1 zeigt verschiedene Downside-Kennzahlen zu den sechs schwersten globalen Aktienmarktcrashes in den letzten 125 Jahren. Das Kriterium für diese sechs Aktiencrashes war ein maximaler kumulativer Verlust (Maximum Drawdown) von inflationsbereinigt (real) mindestens 45%.

Für die Zeit von 1900 bis 1970 werden in der Tabelle US-Aktienmarktdaten statt globale Daten betrachtet, weil für den globalen Aktienmarkt vor 1970 lediglich jährliche Renditedaten vorliegen, keine Monatsdaten. Um maximale Drawdowns in einem Crash hinreichend genau messen zu können, sind jedoch Monatsdaten erforderlich.

Verwendet man Jahresrenditedaten resultieren weniger extreme, geringere Drawdown-Zahlen. Da der globale Aktienmarkt relativ hoch mit dem US-Markt korreliert, stellen US-Daten für diesen Zeitraum einen methodisch vertretbaren – wenn auch nicht perfekten – Ersatz dar. Die auf Basis der US-Daten berechneten Drawdowns haben wir zudem mit den globalen Jahresdatenwerten abgeglichen und als plausibel verifiziert.


Tabelle 1: Ausgewählte Risikokennzahlen zu den sechs Einbrüchen des US-Aktienmarktes bzw. globalen Aktienmarkts im Zeitraum von 1900 bis 2024 mit einem maximalen kumulativen Verlust (Maximaler Drawdown) von real 45% oder mehr

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► In USD, inflationsbereinigt, ohne Kosten und Steuern. ► USA-Aktienmarkt in USD von 1900 bis 1969 (S&P Composite Index 1900–1926, CRSP 1–10 Index 1927–1969), da vor 1970 keine Renditen auf Monatsbasis für den Weltaktienmarkt verfügbar sind. 1970 bis 1987 MSCI World Standard Index, 1988 bis 1995 MSCI ACWI Standard Index, ab 1996 MSCI ACWI IMI Index. ► [*] Pandemie Spanische Grippe: Sie dauerte von Februar 1918 und April 1920. Schätzungen zufolge starben an ihr zwischen 1% und 5% der damaligen Weltbevölkerung. ► [**] Der hier dargestellte Maximale Drawdown für den Great-Depression-Crash auf Basis der US-Aktienmarktdaten ist eine Überzeichnung/Übertreibung (siehe Erläuterungen im laufenden Text weiter unten).


Tabelle 1 illustriert, dass schwere Aktienmarkteinbrüche in den vergangenen 125 Jahren gar nicht so selten waren – es gab immerhin sechs, einschließlich einen während einer dramatischen Pandemie. Hätte man das Drawdown-Filterkriterium "weicher" gewählt (z. B. real minus 30% statt minus 45%), dann wären es naturgemäß mehr als sechs Aktienmarktkrisen gewesen.

Der Corona-bedingte globale Aktiencrash ab dem 20. Februar 2020, der nicht in Tabelle 1 enthalten ist, führte zu einem Einbruch von Weltaktienindizes (z. B. des MSCI ACWI Index) von knapp unter 40% auf Tagesrenditebasis. Der Markt brauchte in diesem Fall jedoch nur kurze zehn Monate nach Erreichen des Tiefpunktes, um sich vollständig zu erholen.


Mythen über den Crash von 1929

Zum Great-Depression-Crash in den USA ab 1929 werden von Vertretern der Finanzbranche, in vielen Ratgeberbüchern und von Finfluencern regelmäßig falsche, weil negativ übertriebene Zahlen angegeben – sowohl, was die Tiefe des Aktienmarkteinbruches angeht, als auch, was die Dauer bis zur vollständigen Erholung des Einbruches betrifft. Vielfach heißt es, die Kompletterholung habe 25 Jahre bis 1954 gebraucht.

Tatsächlich richtig sind aber sechs bis sieben Jahre, je nachdem, in welcher Währung man rechnet. Auch die Tiefe des 1929er-Crashs wird erstaunlich oft falsch und übertrieben dargestellt. Die immer wieder behaupteten 89% Einbruch sind um mindestens zehn Prozentpunkte überzogen und wenn man noch etwas genauer analysiert, vermutlich sogar um rund dreißig Prozentpunkte. Auf diesen faszinierenden Sachverhalt sind mein Kollege Felix Großmann und ich in einem gesonderten Blog-Beitrag genauer eingegangen (Link hier).

Im globalen Aktienmarkt – in Abgrenzung zum US-Aktienmarkt als bloßer Teilmarkt – war der Crash von 1913 bis 1924 der tiefste seit dem Jahr 1900, sowie der am längsten bis zur vollständigen Erholung dauernde, und eben nicht der 1929er-Crash. Allerdings existieren für den globalen Aktienmarkt, wie oben erläutert, für diese Zeit nur Daten auf Jahresbasis, nicht auf Monatsbasis. Die Hauptursachen des 1913er-Crashs werden weiter unten erläutert. Der Crash von 1913 scheint jedoch für die Mehrzahl der Experten, die sich allgemein zu Risiken von Aktiencrashs äußern, gar nicht zu existieren.


Wie wirken sich große Kriege auf den Aktienmarkt aus?

Den Erfahrungen seit dem Jahr 1900 nach zu urteilen, wirken sich große Kriege (schwere militärische Konflikte, an denen mindestens eine Weltmacht teilnimmt), weniger schädlich auf den globalen Aktienmarkt aus als schwere Wirtschaftskrisen. Das zeigen die Daten in Tabelle 2.


Tabelle 2: Renditen des globalen Aktienmarktes während der sieben vermutlich größten internationalen Kriege in den letzten 125 Jahren – real in USD

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► In USD, inflationsbereinigt, ohne Kosten und Steuern. ► Daten wie in Tabelle 1. ► [*] Anfänglich US-Aktienmarkt, später Weltaktienmarkt: siehe Erläuterungen zu Tabelle 1. ► Rendite berechnet jeweils per Ende des auf den letzten Kriegsmonat folgenden Monats



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