Eigentor der EZB kurz vor dem EM-Start
06.06.2008 | Dr. Frank Schallenberger
Mit Spannung erwarten die Fußballfans in Europa den Beginn der Europameisterschaft, die mit dem Spiel der Eidgenossen gegen die Tschechen an diesem Wochenende angepfiffen wird. Viele Fußballexperten halten das EM-Turnier sogar für anspruchsvoller als die Weltmeisterschaft. Aufgrund des relativ hohen Niveaus in Europa gibt es unter den 16 Teams, die es bis in die Endrunde geschafft haben kaum noch so genannte "leichte" Gegner. Selbst eine prominente Mannschaft wie England ist in den Mühlen der Qualifikation hängen geblieben. Das Team der EZB hat schon gar nicht an der Vorausscheidung teilgenommen - und nach dem Auftritt vom vergangenen Donnerstag wäre es auch sehr fraglich, ob der Sprung in die Endrunde gelungen wäre. Denn die EZB hat mit ihrer Ankündigung, die Leitzinsen möglicherweise schon Anfang Juli anzuheben, ein klassisches Eigentor geschossen.
Die EZB verwies sicher zu Recht darauf, dass die Inflationsrisiken aktuell sehr hoch sind. Aber abgesehen davon, dass die Konjunkturperspektiven in Italien, Spanien, Griechenland oder Irland momentan nicht so rosig aussehen, könnte eine Zinserhöhung auch der Startschuss für eine neuerliche Euro-Aufwertung sein. Das dürfte zum einen den Exporteuren in Euroland kaum gefallen. Zum anderen würde ein schwächerer US-Dollar den Anstieg der Rohstoffpreise weiter beschleunigen. Denn bislang dürfte der starke Zusammenhang zwischen Dollarschwäche und Rohstoffhausse nur der EZB entgangen sein. Damit würden aber auch die Inflationsrisiken auf absehbare Zeit sicherlich nicht kleiner werden. Seit der Trichet-Rede hat der Dollar gegenüber dem Euro gut 2 Cents verloren. Gleichzeitig ist der Ölpreis in kürzester Zeit um 8 Dollar pro Barrel gestiegen. Die acht Länder des Euro-Währungsgebiets, die bei der EM-Endrunde dabei sind, verbrauchen zusammen rund 10 Mio. Barrel Öl pro Tag. Die EZB hat die Ölrechnung dieser Länder durch ihr letztes Statement um 80 Mio. Dollar pro Tag erhöht. Bei konstanten Preisen würde dieser Zuschlag bis zum EM-Finale am 29. Juni auf fast 2 Mrd. Dollar steigen. Ob damit die Inflation gebändigt werden kann, ist sehr fraglich. Deutschland, Österreich, Portugal, Frank-reich, Italien, Holland, Griechenland und Spanien sind hoffentlich fit für die EM - Kapitän Trichet und seine Mannschaft haben aber leider bereits vor dem Anpfiff des ersten Spiels ihre EM-Untauglichkeit deutlich unter Beweis gestellt.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Die EZB verwies sicher zu Recht darauf, dass die Inflationsrisiken aktuell sehr hoch sind. Aber abgesehen davon, dass die Konjunkturperspektiven in Italien, Spanien, Griechenland oder Irland momentan nicht so rosig aussehen, könnte eine Zinserhöhung auch der Startschuss für eine neuerliche Euro-Aufwertung sein. Das dürfte zum einen den Exporteuren in Euroland kaum gefallen. Zum anderen würde ein schwächerer US-Dollar den Anstieg der Rohstoffpreise weiter beschleunigen. Denn bislang dürfte der starke Zusammenhang zwischen Dollarschwäche und Rohstoffhausse nur der EZB entgangen sein. Damit würden aber auch die Inflationsrisiken auf absehbare Zeit sicherlich nicht kleiner werden. Seit der Trichet-Rede hat der Dollar gegenüber dem Euro gut 2 Cents verloren. Gleichzeitig ist der Ölpreis in kürzester Zeit um 8 Dollar pro Barrel gestiegen. Die acht Länder des Euro-Währungsgebiets, die bei der EM-Endrunde dabei sind, verbrauchen zusammen rund 10 Mio. Barrel Öl pro Tag. Die EZB hat die Ölrechnung dieser Länder durch ihr letztes Statement um 80 Mio. Dollar pro Tag erhöht. Bei konstanten Preisen würde dieser Zuschlag bis zum EM-Finale am 29. Juni auf fast 2 Mrd. Dollar steigen. Ob damit die Inflation gebändigt werden kann, ist sehr fraglich. Deutschland, Österreich, Portugal, Frank-reich, Italien, Holland, Griechenland und Spanien sind hoffentlich fit für die EM - Kapitän Trichet und seine Mannschaft haben aber leider bereits vor dem Anpfiff des ersten Spiels ihre EM-Untauglichkeit deutlich unter Beweis gestellt.
© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst
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