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Amerikas zweitgrößte Bankenpleite

16.07.2008  |  James Turk
Letzten Freitagnachmittag (11. Juli) schossen die Aufsichtsbehörden der Regierung in die in Kalifornien ansässige Bank IndyMac und schlossen ihre Türen. Mit Anlagen in Höhe von 32 Milliarden $ handelt es dabei, laut den Angaben der Los Angeles Times, um die zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte. IndyMac wird die Türen wieder am Montag öffnen - unter der Vormundschaft der FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation - Bundeseinlagensicherung).

Ein wenig Hintergrund wird notwendig sein, um sich ein besseres Bild von der Bankenpleite zu verschaffen. IndyMac ist der Ground Zero der Subprime-Krise und ein Aushängeschild für unvorsichtige Kreditvergabe. 1985 durch die Countrywide Bank gegründet (deren eigene Pleite von einer Übernahme durch die Bank of America überdeckt wurde), gehörte IndyMac zu den Vorreitern, die sogenannte Alt-A-Hypotheken an Kreditnehmer herausgaben. Diese Kreditnehmer legten ihre Einkommensverhältnisse und ihr Vermögen nicht vollständig offen - normalerweise handelt es sich dabei um Kreditnehmer mit mangelhafter Kreditvergangenheit oder Immobilienspekulanten, die während der Bubble-Jahre versuchten, einen "schnellen Pfenning" mit Immobilien zu machen. Alt-A-Hypotheken galten weniger riskant als Subprime-Kredite, mit denen im letzten Jahr die derzeitige Finanzkrise begann; die IndyMac-Misere müsste also jetzt - was das Märchen von der Kreditqualität betrifft - so ziemlich jeden zum Umdenken bewegen.

Die von IndyMac vergeben Kredite wurden fast alle verkauft, aber man trank dort auch vom eigenen Gift, da sich einige dieser Kredite auch in den Büchern der Bank befanden - was auch der springende Punkt ist. Der Abwicklungswert der Anlagen IndyMacs könnte sich als aufschlussreich herausstellen und uns verstehen helfen, was mit der Ausweitung der Finanzkrise noch vor uns liegt. Wenn wir die Ereignisse bei IndyMac auf den Wert der fragwürdigen Hypothekenanlagen, die sich immer noch im globalen Bankensystem befinden, übertragen, dann können wir auch in ersten Ansätzen den Umfang und das Ausmaß des Problems verstehen.

IndyMacs Anlagen im Wert von 32 Milliarden $ gründen sich auf Bankeinlagen im Wert von 19 Milliarden $ und einem Rest von 13 Milliarden $, der hauptsächlich aus Schuldenverschreibungen und ein wenig Eigenkapital besteht. Einlagen in Höhe von ca. 1 Milliarde $ befinden sich außerhalb der Versicherungsgrenzen, durch die FDIC werden also Einlagen im Wert von ungefähr 18 Milliarden $ abgesichert und gedeckt, aber hier kommt der interessante - und erschreckende - Teil. In einer Pressmeldung der FDIC heißt es: "Nach vorläufigen Berechnungen werden die geschätzten Kosten für die Auflösung durch den Deposit Insurance Fund zwischen 4 Milliarden $ und 8 Milliarden $ betragen."

Denken sie einen Moment über diese Aussage nach. Die Liquidierung der Bankanlagen wird immer noch nicht ausreichen, IndyMacs Schulden bei Anteilseigner und Anlegern zu tilgen, der FDIC-Versicherungsfond muss weitere 4 Milliarden $ bis 8 Milliarden $ zuschießen, damit die versicherten Einlagen in Höhe von 18 Milliarden $ abgedeckt werden können. Fangen wir also an, ein wenig zu rechnen.

Nach der Liquidierung der Anlagen in Höhe von 32 Milliarden $ muss die FDIC immer noch 4 Milliarden $ bis 8 Milliarden $ zuschießen, damit Einlagen in Höhe von 18 Milliarden $ komplett gedeckt werden können. Im schlimmsten Fall beträgt der Liquidationswert der IndyMac-Anlagen in Höhe von 32 Milliarden $ nur 10 Milliarden $ - oder anders ausgedrückt: Der wahre Marktwert der Anlagen von IndyMac liegt bei nur 31% des angegebenen Bilanzwertes. Im besten Fall liegt der Liquidationswert der IndyMac-Anlagen in Höhe von 32 Milliarden $ bei 14 Milliarden - was immer noch nur ganze 44% des angebenden Bilanzwertes sind.

Hier kommt also die über alles wichtige Frage. Können wir aus der Analyse der Abwicklung IndyMacs schließen, dass der wahre Wert der sich noch im Bankensystem befindlichen Subprime- und Alt-A-Hypothekenschulden auf weniger als 50% des angegebenen Bilanzwerts beschränkt?

Ich muss diese Frage nicht beantworten. Wenn es irgendjemand müsste, dann die Banker selbst - und die reden nicht. Sie wollen nicht offenlegen, wie schlecht es um sie steht, auch nicht, nachdem sie schon weltweit Anlagen im Wert von 300 Milliarden $ abgeschrieben haben (wie die Financial Times London berichtet hat). In Anbetracht dessen, was noch kommt, müssen sie zweifellos panisch sein.

Wie groß ist also das potentielle Ausmaß des Problems? Ich vermute, dass selbst die Banker die Antwort nicht wirklich kennen, aber es gibt einige Schätzung, die in Erwägung gezogen werden können.




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