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Bildung einer neuen Weltwährungsordnung - Währungsreform ante portas?

22.04.2009  |  Dr. Dietmar Siebholz
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Das Jahr 2009 begann mit einem Paukenschlag: In den ersten beiden Monaten flossen nicht die erforderlichen Kapitalanlagebeträge von geschätzt 150 Mrd. $ zu, sondern es flossen insgesamt 243,8 Mrd. $ ab; es ist leicht nachzurechnen, dass die USA somit eine Unterdeckung von mehr als 390 Mrd. $ zu finanzieren hatten, um ihre Liquidität aufrecht erhalten zu können, und das nur in zwei Monaten!

Ab April 2008 häufen sich nun die Veröffentlichungen von chinesischen Stellungnahmen, wie üblich von hochrangigen Funktionären zu den Ängsten der chinesischen Regierung, die ja den größten Teil ihrer Währungsreserven von nun mehr als 2.000 Mrd. $ (das sind 2 Billionen - gewöhnen Sie sich schon einmal daran, in Zukunft immer die Anzahl der Nullen zu zählen - also eine 2 mit zwölf Nullen) in US-Dollars oder US-Bonds halten. Genutzt haben diese Mahnungen, die im Prinzip ja berechtigte Drohungen sind, nichts. Die US-Repräsentanten haben die Chinesen der Währungsmanipulation gescholten. Das ist genauso iditiotisch wie beispielsweise mein Vorwurf gegenüber meinem Sohn, durch seine nachhaltigen sportlichen Übungen manipuliere er meine im Vergleich zu ihm bestehenden körperlichen Nachteile (= vier Bypässe).

Nachdem die Chinesen wohl gemerkt haben, dass sie nichts als leere Versprechen erhalten haben, und bei den von den US-Behörden abgeblockten Versuchen, ihre rechtmäßig erworbenen Dollarguthaben in den USA in Substanzen zu tauschen wie z.B. Rohstoff- und ölverarbeitende Firmen zu erwerben, haben sie angefangen, über ihr Geld anders zu disponieren. Sie sind in Kanada, in Mittel- und Südamerika, in Afrika aber vor allem in Australien tätig und fündig geworden, seien es über Firmenkäufe, Rohstoff-Finanzierungen oder Währungsswaps. Viele Milliarden US-Dollars sind inzwischen in diese Länder geflossen, was bei den von mir in Australien verwalteten Aktienanlagegemeinschaften dazu führte, dass bei vielen Gesellschaften, deren Börsenkurse durch die Finanzmarktkrise nahezu anulliert wurden, die Aktien auf billigstem Niveau von chinesischen Firmen und Institutionen erworben wurden, so u.a. bei Perilya, bei OZ-Minerals, bei Golden Cross, bei Arafura und bei vielen anderen.

Sie fragen, was das mit einer neuen Weltwährungsordnung zu tun hat? Ganz einfach, irgendwann einmal müssen die Chinesen nicht - wie ich es in einem Essay aus dem Oktober 2004 vorhergesagt habe - zur Vernichtung der USA dem US-Schatzamt deren Anleihen zur Bezahlung präsentieren, sondern sie lassen die USA langsam ausbluten, indem sie ihre US-Dollars nicht mehr in Anleihen, sondern in realen Werten außerhalb der USA reinvestieren. Da derzeit die Exportüberschüsse der Chinesen gegenüber den USA auch zusammenbrechen, aber die Obama-Regierung neue Schulden macht oder machen muss, um die auch von der Obama-Crew bevorzugte Elite der Finanzkonzerne zu retten, fehlt die dafür erforderliche Liquidität, wenn die Chinesen statt US-Anleihen zu kaufen, ihre Mittel anderweitig anlegen.

Über einen ganz aktuellen neuen Weg der FED, Liquidität außerhalb der Geldmengenstatistik zur Verfügung zu stellen, unterrichteten mich meine GATA-Partner am 10.04.2009; in den USA wurden die sonst geheim gehaltenen Protokolle des FED-Lenkungsausschusses (Federal Open Market Committee) veröffentlicht. Damit die - einfach ausgedrückt - Geldschöpfung aus dem Nichts sich nicht so offen und nachvollziehbar in den Statistiken niederschlägt, hat die FED Swap-Vereinbarungen mit den großen Notenbanken (EZB, Bank of Japan, Schweiz. Nationalbank, Bank of England) über Devisen-Swaps getroffen, bei denen die FED Dollars gegen die Währungen der o.g. Notenbanken tauscht (=Swap).

Sagen wir es einmal mit Bezug auf die EZB: Wir Europäer erhalten zusätzliche (wohl noch druckfrische) US-Dollars, überweisen der FED Guthaben in Euro und die FED gibt diese Euros an die Finanzinstitute weiter, die Währungsschulden haben und in Gefahr geraten könnten, diese Euro-Kredite nicht mehr oder nur zu extrem ungünstigen Konditionen tilgen zu müssen. Was soll diese Konstruktion bewirken? Wenn ich die Ausführungen der GATA-Kollegen richtig verstanden habe, muss die FED den Swap von Dollars in z.B. Euros in der US-Statistik nicht als Geldschöpfung ausweisen, obwohl es ja eine solche ist. Die EZB muss, um die Dollars bezahlen zu können, Euros neu schaffen, also ihre Liquidität leistungslos um diese Beträge erhöhen.

Die US-Banken werden auf diesem Wege ihr Währungsrisiko los, das sie bei weiterem Verfall des Dollars mit dem Rücktausch zur Tilgung ihrer Euro-Schulden erlitten hätten, die EZB hat jetzt das neue Dollarguthaben (das die Chinesen und viele andere Länder im übrigen loswerden wollen) mit dem Wertverfall-Risiko, das nun einmal dem Dollar innewohnt und die FED muss ihre Geldschöpfung in Dollars nicht ausweisen und damit die wahre Fieberkurve ihrer Geldschöpfung aus dem Nichts offenlegen. Alle sind zufrieden, aber wer zahlt die Zeche? Ich vermute, wieder einmal die Europäer und dann besonders die wirtschaftlich stärkste Macht, die durch ihre (noch relativ gute) Verfassung der Wirtschaft das Rückgrat für die Wertschätzung des Euros in der Welt bildet ("Made in Germany").

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass der G-20-Gipfel außer der Verteufelung der "Steueroasen" irgendein konstruktives Ergebnis bringen würde, denn dazu hätten sich ja die Verantwortlichen zu den Fehlern im System und zur Beseitigung der falschen Vorgaben bekennen und durchringen müssen. Aber, wer immer nur auf die nächste Legislaturperioden schielt, wird sich hüten, Wahrheiten sich verbreiten zu lassen und Konsequenzen aus Fehlern der Vergangenheit zu ziehen, die seiner Reputation bei den noch verwöhnten Wählern abträglich sind. Diese Wahrheiten - wenn sie dann doch unvermeidbar offen gelegt werden müssen - werden uns wieder zu extremen alternativen gesellschaftlichen Verwerfungen führen.

Gestatten Sie mir eine persönliche Anmerkung: Ich habe mich in meinem Verständnis als frei erzogener und mündiger Jugendlicher (in meinem Vorabiturszeugnis steht eine Bemerkung über mein Verhalten im 12. Schuljahr, die meine Eltern sehr geärgert, mich aber stolz gemacht hat, und zwar "zu Dietmars Bestreben, stets seine Meinung zum Besten geben zu müssen, sollte noch eine Menge Selbstdisziplin treten.") sehr kritisch über die Unfähigkeit meiner Elterngeneration zu den Entwicklungen ab 1933 geäußert. Inzwischen verstehe ich immer mehr die Fehlreaktionen meiner Elterngeneration, die sich mit ähnlichen Problemen, über die wir heute erst nur als Gefahr für unsere Demokratie bezeichnen und in die Zukunft projizieren, herumschlagen mussten. Das heutige Bild zeigt Ähnlichkeiten zu damals. Damals hiessen die bösen Institute "Creditanstalt" (Österreich), "Darmstädter Nationalbank" u.v.a.. Heute heissen sie Lehman Bros., Industriekreditbank oder Landesbank XYZ und so weiter. Ich bin mir ganz sicher, dass unsere Generation und die unserer Kinder angesichts der fast unvermeidlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsprobleme wohl den gleichen falschen Weg einschlagen werden, den unsere Eltern genommen und bitter bezahlt haben.




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