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Too Big to Fail - Too Big to Weak to Rescue?

20.01.2010  |  Philipp Vorndran
- Seite 2 -
Too Weak to Recue?

Große Rettungsaktionen können sich die immer höher verschuldeten Staaten nicht mehr leisten. Sie haben die Verschuldung einiger Staaten auf ein bis dato unbekanntes Niveau getrieben.

Wir haben vor diesem Problem seit vielen Jahren gewarnt und Mitte 2009 für fast alle Industrienationen den "Point of no Return" kalkuliert, nicht ahnend, dass der schwächste Kandidat Griechenland schon wenige Monate später zum Gegenstand heftiger Bonitätsspekulationen werden würde. Was damals noch wie Schwarzmalerei aussah, erscheint angesichts der jüngsten Entwicklungen sehr viel realistischer.

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Grafik 2 und 3 Quelle: FvS Research, IWF und Bundesfinanzministerium


Das blaue Feld in Grafik 2 auf der folgenden Seite zeigt den Anteil der Zinsausgaben an den gesamten Steuereinnahmen des Staates per Ende 2010. Griechenland dürfte dann eine Staatsverschuldung von gut 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufweisen. Bei einem durchschnittlichen Zinssatz auf alle Staatsschulden von 5 Prozent bedeutet dies, dass 30 Prozent der Steuereinnahmen für Zinszahlungen verloren gehen. Der gesunde Menschenverstand sagt uns, dass ein Staat nur einen Teil seiner Steuereinnahmen für Zinsen ausgeben kann und der größere Teil für Soziales, Bildung, Investitionen und Infrastruktur aufgewendet werden muss. Spätestens bei einem Drittel wird die Lage kritisch (gelbe Zone). Theoretisch könnte der Staat sich durch eine Erhöhung der Steuerquote Luft verschaffen. Aber auch hier gibt es bekanntlich Grenzen.

Die Grafik lässt die enorme Bedeutung des Zinsniveaus erkennen. Müsste Griechenland nur 1 Prozent Zinsen auf seine Schulden zahlen, wie Japan, wäre auch eine weitaus höhere Verschuldung problemlos zu bedienen. Würde das Zinsniveau dagegen auf 8 Prozent steigen, wäre der Staatsbankrott unausweichlich.

Ohne die niedrigen Zinsen könnte kaum noch eine klassische Industrienation ihre Schulden bedienen. Deshalb ist die Zinsentwicklung für viele Staaten inzwischen von existentieller Bedeutung, zumal sie in 2010 erhebliche neue Mittel am Kapitalmarkt aufnehmen müssen. Die Staaten befinden sich in einer verzwickten Situation. So sehr sie den Konjunkturaufschwung herbeisehnen, der zu höheren Staatseinnahmen führen würde, so sehr müssen sie den damit verbundenen Renditeanstieg ihrer Anleihen fürchten, der sie in große Finanzierungsprobleme bringen könnte.

Für Investoren bleiben Staatsanleihen unattraktiv. Bei kurzen Laufzeiten ist der Zins praktisch gleich Null. Bei längeren Laufzeiten drohen im Falle einer guten Konjunkturentwicklung empfindliche Kursverluste. Läuft die Konjunktur dagegen schlecht, könnten Zweifel an der Bonität aufkommen, die, wie im Falle Griechenlands, zu steigenden Risikoaufschlägen und fallenden Kursen führen.

Allerdings gilt es auch hier zu differenzieren. Einstweilen bleibt Deutschland der Einäugige unter den Blinden und Deutsche Bundesanleihen der relativ sicherste Hafen im Falle eines globalen Bonitäts-Tsunamis. Und dann gibt es ja noch Herrn Wang, der als Retter in größter Not die Funktion des "Lender of Last Resort" übernehmen kann. Damit würde die durch die Finanzkrise beschleunigte Verschiebung der globalen Machtverhältnisse in Richtung Osten eine neue Dimension erreichen. Mandarinunterricht wäre dann Pflichtfach in westlichen Schulen.


© Philipp Vorndran
Flossbach & von Storch



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