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Der Silberkrieg

01.08.2012  |  Theodore Butler
Es herrscht ein organisierter Krieg gegen den Silberpreis, an dem sich auch die US-Regierung beteiligt! Es hat mehr als 25 Jahre gebraucht, bis ich dieses Fazit, das ich nie ziehen wollte, wirklich begriffen habe. Zur Beteiligung der US-Regierung kam es meiner Meinung nach fast ohne Absicht. Aber auch wenn ihre Teilnahme in gewisser Weise unbeabsichtigt war, so wird die Schwere dieser illegalen Aktivitäten auf höchsten Ebenen (anders lässt es sich nicht mehr beschreiben) nicht geringer. Meine Gefühle schwanken dahingehend zwischen Trauer und Empörung.

Ab 1985 war ich überzeugt, dass der Silberpreis durch gemeinschaftlich verabredete und konzentrierte Terminmarktpositionen manipuliert wurde, die von Marktakteuren aus der Kategorie der Commercials an der weltweit führenden Rohstoffbörse für Edelmetalle, der COMEX, leerverkauft wurden. Da ich seit 1972 mit dem aktiven Terminmarkthandel vertraut war, leuchtete mir immer mehr ein, dass der Silberpreis durch konzentrierte und orchestrierte Leerverkäufe dominiert und daher auch manipuliert wurde. Nach dieser Entdeckung reichte ich sofort Beschwerde bei den Aufsichtsbehörden - bei der CFTC und bei der COMEX - ein, um sie davon in Kenntnis zu setzen, dass an ihrem Markt das schwerste aller möglichen Marktverbrechen begangen wird. Meine Beschwerden stießen auf taube Ohren, aber ich hörte nicht auf, ihnen weitere Beschwerden zu schicken - und das bis heute. Da das Internet damals noch nicht existierte, war ich aufgrund der eingeschränkten Verbreitungsmöglichkeiten noch darauf verwiesen, Leute persönlich von der Silbermanipulation zu überzeugen. Vor 25 Jahren verlief die Kommunikation eben noch ganz anders.

Ab ca. 1996 hatte ich zum ersten Mal Zugang zum Internet, und in meiner Freizeit begann ich über dieses Medium zum Thema Silber-(und Gold-)Manipulation zu schreiben. In Folge dessen interessierten sich immer mehr Marktbeobachter für das Thema Manipulation, und die Zahl jener, die sich der Aufdeckung und Beendigung dieses schweren Marktverbrechens widmeten, stieg. Ohne Internet würde es auch heute noch keine breite Diskussion über eine Silber- oder Goldmanipulation geben. Diese Diskussion hat zweifellos auch dazu geführt, dass die CFTC in den letzten 10 Jahren verschiedene offizielle Untersuchungen des Silbersektors auf Manipulation in Gang brachte. Ich wüsste nicht, dass es an anderen Märkten jemals Untersuchungen gegeben hatte, die von erheblichem öffentlichem Druck auf die Agentur begleitet waren. Sicher sträuben sich auch heute noch viele dagegen, die Manipulation des Silber- und Goldmarktes als gegeben hinzunehmen. Aber zumindest wird jetzt darüber diskutiert - dank des Internets.

Warum aber dauerte es so lange, bis ich die Beteiligung der US-Regierung an der jahrzehntelang laufenden Silbermanipulation erkannte? Zum einem glaube ich immer noch nicht, dass die Silbermanipulation (die 1983 begann) von Beginn an ein Werk des Staates war. Ich bin mir zudem bewusst, dass viele glauben, die Silber- und Goldmanipulation sei ein Mittel der US-Regierung, um den US-Dollar an den Währungsmärkten stark zu halten. Das glaube ich nicht. Ich glaube hingegen, dass sich die Ursprünge der Manipulation auf verabredete, konzentrierte Leerverkäufe zurückführen lassen, mit denen große Finanzinstitutionen Gewinne abschöpften - zuerst Drexel Burnham, dann Bear Stearns und schließlich JP Morgan. Diese Firmen führten den Krieg gegen den Silberpreis, in den später auch die US-Regierung eintrat.

Der Silberkrieg ist kein Krieg zwischen Produzenten und Verbrauchern, denn das sind die essentiellen Marktteilnehmer, die zwangsläufig an jedem Markt interagieren müssen. Alle Rohstoffproduzenten möchten eine kräftige und stetige Nachfrage nach ihren Produkten - und zwar von soliden, finanziell-gesunden Verbrauchern, die auch in Zukunft als Käufer auftreten werden. Zwar wollen die Rohstoffproduzenten den höchstmöglichen Preis für ihre Produktion erzielen, schaden wollen sie den Käufern der eigenen Produktion jedoch nicht. Zwischen den tatsächlichen Produzenten und Verbrauchern von Rohstoffen herrscht kein Krieg, am Markt interagieren beide Seiten nach dem Gesetz von Nachfrage und Angebot.

Es waren hingegen einige Finanzfirmen und Banken mit guten Verbindungen, die - mit dem Ziel der Preiskontrolle - den Krieg gegen alle Silbermarktteilnehmer anzettelten. Preiskontrolle ermöglicht JP Morgan und anderen Firmen Gewinnabschöpfungen bei diversen Derivattransaktionen, zu denen auch COMEX-Futures und Optionen zählen. Aus genau demselben Motiv manipulierte auch Barclays den LIBOR; man manipulierte die Zinssätze, um meist kurzfristige Gewinne bei Derivat-Kontrakten abzuschöpfen, deren Wert von den manipulierten Zinssätzen abhing. JP Morgan und andere manipulieren den COMEX-Silberkurs, um kurzzeitig Gewinne bei ihren Silber-Derivatkontrakten abzuschöpfen.

Der Silberkrieg hat aber eine entscheidende Eigenschaft: Der zentrale Kriegsschauplatz ist die Welt der Derivate und nicht die reale Welt der Metallproduktion und des Metallverbrauchs. Der Hauptziel JP Morgans und anderer Silbermanipulatoren: Sie wollen den Gegenparteien und Haltern der entgegengesetzten Derivatepositionen so viel Geld wie möglich abjagen. Dennoch tragen auch alle Produzenten und Metalleigentümer Schaden, wenn Derivatemanipulation die Silberpreise ohne legitime Begründung durch Angebot- oder Nachfrageveränderungen (was für einen Silbermarkt eigentlich normal wäre) sinken lässt. Und das liegt daran, dass das Ausmaß und die Stärke des COMEX-Derivatehandels heute viel größer ist als der Markt für das eigentliche Metall. Es ist überhaupt nicht abwegig zu behaupten, dass die eigentlichen Produzenten und Metalleigentümer unschuldige Beobachter und Opfer einer privaten Schießerei zwischen gegnerischen Derivate-Tradern sind. Echte Produzenten und Metalleigentümer werden von einigen Derivate-Tradern terrorisiert - allen voran von JP Morgan.




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