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Interview mit Doug Casey: Edelmetalle vs. US-Dollar

11.05.2011  |  The Gold Report
Ein Ergebnis der quantitativen Lockerungen und der Geldflutung des Aktienmarktes sind weitere Verzerrungen, Chaos und Unberechenbarkeit - Bedingungen also, unter denen sich Value-Investing schwierig gestaltet, wenn nicht sogar unmöglich wird, so Doug Casey, Chairman von Casey Research. Unmittelbar vor dem ausverkauften Casey Research Summit in Boca Raton (Florida) spricht Doug Casey wieder mit dem Gold Report. In diesem Exklusivinterview warnt er: "Ob man will oder nicht, man wird zum Spekulanten werden müssen."


The Gold Report: Wenn der normale Investor die Nachrichten anschaltet, oder auch die Finanzsender, bekommt er gesagt, der US-Wirtschaft würde es so gut gehen wie seit drei, vier Jahren nicht mehr. Zwar sagen die Experten auch, die Erholung würde langsamer als erwartet voranschreiten, man gehe aber davon aus, dass es am Ende auf einen langen, langsamen Wachstumszyklus wie nach dem Ende des 2.Weltkriegs hinausläuft. Sie haben eine gegenteilige Meinung.

Doug Casey: Allein die Aktien- und Anleihenmärkte laufen gut. Aber Märkte und Wirtschaft sind völlig unterschiedliche Dinge - erst bei einer sehr langfristigen Betrachtung ist das nicht mehr der Fall. Es besteht nicht zwangsläufig eine Korrelation zwischen einer gut laufenden Wirtschaft und einem gut laufenden Aktienmarkt. Ich glaube, der Markt hat die aktuell hohen Stände (der Dow steht bei über 12.000) einzig und allein deswegen erreicht, weil die Federal Reserve Billionen Dollars geschöpft hat, so wie auch andere Zentralbanken auf der ganzen Welt Billionen ihrer Währungseinheiten geschöpft haben. Diese Währungseinheiten müssen irgendwo hin, und eine Menge davon floss in den Aktienmarkt.

Ich glaube generell nicht an Verschwörungstheorien, und ich glaube nicht daran, dass irgendetwas groß genug sei kann, dass es die Märkte über einen langen Zeitraum hinweg manipulieren kann. Gleichzeitig erkennt die Regierung, dass der Dow und die Wirtschaft allgemein in eine Schublade gesteckt werden; also sorgt sie dafür, dass Geld in diesen Markt fließt, damit er oben bleibt. Natürlich möchte die Regierung diesen Markt auch aus anderen Gründen am Laufen halten - und nicht nur, weil man glaubt, die Wirtschaft hinge von der Psychologie der Menschen ab, was auch kompletter Unsinn ist. Psychologie zählt wohl zu den flüchtigsten Dingen, auf die man eine Wirtschaft aufbauen kann. Sie kann weggeblasen werden, wie ein Haufen Federn in einem schweren Sturm.


The Gold Report: Sie sagen also, wir würden die Entwicklung des Marktes mit der Leistung der Wirtschaft verwechseln?

Doug Casey: Jawohl. Fakt ist, dass es der Wirtschaft an sich sehr schlecht geht. Die Zahlen sind geschminkt und nach oben angepasst. Ich verbringe eine Menge Zeit in Argentinien. Wer nur über einem Funken Verstand verfügt, weiß, dass man den Zahlen der staatlichen Statistiken Argentiniens nicht glauben kann, genauso wenig wie den Zahlen aus Washington. Bei den Inflationsdaten werden nur jene Dinge berücksichtigt, die man in den staatlichen Stellen sehen möchte und die künstlich niedrig sind. Dasselbe gilt für die Arbeitslosenzahlen. Nichts davon ist glaubwürdig.


The Gold Report: Sind die Arbeitslosenzahlen denn kein Spätindikator für das Anziehen der Wirtschaft?

Doug Casey: Wenn Sie sich anschauen, wie die Arbeitslosenzahlen seit Anfang der 1980er berechnet werden - John Williams von ShadowStats rechnet sie beispielsweise um - dann lassen die heutigen Zahlen auf eine Arbeitslosigkeit von ca. 20% schließen. Übrigens: Obwohl die Bevölkerungszahl sogar weiter ansteigt, werden die Zahlen der tatsächlich arbeitenden Menschen als konstant oder sogar sinkend angegeben. Die meisten Indikatoren des Wirtschaftsestablishments ergeben meiner Ansicht nach überhaupt keinen Sinn. Das BIP beinhaltet beispielsweise Staatsausgaben - ein nicht geringer Teil davon wird Leuten gezahlt, die tagsüber Gräben graben, welche nachts von anderen Leuten für sie wieder zugeschüttet werden. Die sogenannten "Verteidigungsausgaben" sind komplett verschwendetes Kapital. Die heutige ökonomische Praxis ist armselig und lächerlich.




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