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Interview mit Nick Barisheff (Teil 2/2)

18.06.2013  |  David Morgan
Den ersten Teil könen sie hier lesen ...


David Morgan: Reden wir über Goldeigentum. Sie sprechen von "fundamentalen“ Beweggründen. Was sind die fundamentalen Beweggründe für Goldeigentum?

Nick Barisheff: Das Wichtige ist dabei ist, dass man tatsächlich auch der Eigentümer des Goldes, Silbers oder Platins ist, und dass man nicht einfach nur ein Ersatzinstrument oder ein Derivat kauft; diesen Unterschied verstehen viele nicht. Sie haben sicher auch gehört, dass eine Bank in Holland einem Kunden das Gold verweigerte, das ihm seiner Meinung nach zustand. Bei der Auflösung seines Goldkontos wurde ihm nur der Geldbetrag ausgezahlt. Hier hat es scheinbar seitens der Bank einen Gold-Lieferausfall gegeben. Dem war aber gar nicht so, der Kunde war von Anfang an nie Goldeigentümer gewesen. Er hatte ein ganz gewöhnliches Konto, wie auch jedes andere Geld- oder Fremdwährungskonto; im Grunde hatte er anstatt des Goldes nur über einen Schuldschein von der Bank verfügt. Und das ist bei vielen der Fall.

Von unseren Schweizer Kunden weiß ich, dass sie sich aus Goldkonten, die sie in der Schweiz hatten, zurückziehen, weil sie eigentlich dachten, dass es sich bei diesen Konten um Konten mit zugewiesenem Gold handelte, was aber, wie sich herausstellte, nicht der Fall war. Wenn man kleine Konten eröffnet und das Gold dann mit nach Hause nimmt, dann ist das ok. Wenn man aber größere Mengen kauft, dann ist die Eigenlagerung eher unpraktisch. Wichtig ist aber der erste Schritt: Man muss erstmal Gold kaufen und sich die Eigentumsrechte daran sichern. Man kann nicht nur zugewiesenes Gold kaufen. Man muss Gold oder Silber oder Platin kaufen und dafür auch eine Dokumentation erhalten, die bestätigt, dass die Eigentumsrechte an den Käufer übergegangen sind. Man muss den Veredler kennen, die Seriennummer, das exakte Barrengewicht und den exakten Reinheitsgrad jedes Barrens, der transferiert wird. Man hat im Grunde nichts, wenn man nur die "Unzen" auf einem Bankenauszug vorzuweisen hat.

Es ist ganz ähnlich wie beim Kauf eines Autos, eines Motorrades, Bootes oder eines Hauses. Man bekommt immer eine ausführliche Beschreibung der Sache, die einem überlassen wird. Erst dann kommt der zweite Schritt: das Abschließen eines Lagervertrags mit einem vertrauenswürdigen Verwalter - idealerweise mit einem LMBA-Verwalter, um sich maximale Liquidität zu garantieren. In diesem Verwaltervertrag wird dann genau festgehalten, was der Verwalter mit den Metallen machen darf, und was er ohne Erlaubnis nicht machen darf.

Bei diesem Thema herrscht immer noch viel Verwirrung. Es gibt attraktive Angebote mit gesenkten Preisen und sehr niedrigen Lagerungskosten, das zieht die Leute an, und sie glauben, sie würden Gold kaufen. In Wirklichkeit haben sie aber keineswegs Gold gekauft.


David Morgan: Das ist sehr wichtig! Und wahrscheinlich werden damit noch viele Anleger schmerzliche Erfahrungen machen, ganz gleich wie oft Leute wie Sie, ich und andere immer wieder auf darauf hinweisen.

Nick Barisheff: Genau.


David Morgan: Es ist die Bequemlichkeit. Es ist die Einfachheit. Es sind die Gesetze. So wird es halt gemacht. Ich hatte diese Diskussion auch mit einigen Fondsmanagern; und manche scheinen es einfach ignoriert zu haben. Also: Wie würden Sie Gold kaufen? Wie würden Sie es kaufen, wenn Sie ein Fondsmanager wären tatsächlich physisches Gold wollen? Nennen Sie uns einen Weg.

Nick Barisheff: Normalerweise sollte man am besten mit einem LBMA-Mitglied Geschäfte machen, und die Barren tatsächlich auch kaufen. Wir machen mit der ScotiaBank Geschäfte, die LBMA-Mitglied ist, und auch mit BMG (eine niederländische Bank, die auf internationale Finanzdienstleistungen spezialisiert ist), unsere Barren erfüllen auch die LMBA-Voraussetzungen und Standards. Wir haben ein Programm, bei dem man seine Gold-, Silber- oder Platinbarren kauft und dann anschließend lagern lassen oder sich ausliefern lassen kann. Mit den eigenen Barren kann man machen, was man möchte. Wir vereinfachen dabei nur die Prozesse. In letzter Zeit hatten wir eine Welle von Investoren, die erkannt hatten, dass sie doch nicht wie gedacht physisches Gold besaßen, sondern ein Finanzinstrument, das an den physischen Goldpreis gekoppelt war oder ein Derivat.


David Morgan: Genau. Ok, in Ihrem letzten Kapitel schreiben Sie über Gold, das niemals schläft und die Chinesen. Können Sie uns erklären, wo und warum es diese Goldverschiebung gibt?

Nick Barisheff: Sie wissen ja, dass China jetzt der größte Goldproduzent der Welt ist, und dass sie ihre gesamte interne Produktion aufgekauft haben. Russland hat zwei Drittel seiner internen Produktion aufgekauft; und China importiert darüber hinaus auch noch große Mengen. Ich denke, es ist klar, dass China eine weitere Reservewährung schaffen möchte; sie haben ja auch schon um die 20 Handelsabkommen mit den unterschiedlichsten Ländern geschlossen, wobei die jeweiligen Handelsdefizite in den jeweiligen Währungen beglichen werden. Die Chinesen bauen sich also eine Goldunterstützung für den Yuan, um ihn zu einer wahrhaft internationalen Reservewährung zu machen.

Aus China bekommen wir überhaupt keine zuverlässigen Zahlen, die Zentralbank zeigt auch nicht, dass sie Gold kauft. In der Vergangenheit wurde dazu Gold über Staatsfonds gekauft, deren Aktivitäten nicht rechenschaftspflichtig sind. Vor einigen Jahren hieße es schon einmal von offizieller Seite: "Ach übrigens, wir haben gerade sechshundert Tonnen aus dem Staatsfonds zur unserer Zentralbank transferiert." Wahrscheinlich wird das in nächster Zukunft wieder passieren. Über den Staatsfonds wurde gerade wieder Gold akkumuliert.

Ähnliches passiert aber auch in anderen östlichen Ländern, ob nun Südkorea, Russland oder Indien. Diese Länder erhöhen ihre Goldreserven und versuchen sich so schnell wie möglich aus dem US-Dollar zurückzuziehen. Dieser Trend läuft. Man muss nur daran denken, dass die Zentralbanken in der Vergangenheit ca. 500 Tonnen Gold jährlich verkauften, jetzt aber mehr als 500 Tonnen pro Jahr einkaufen. Das ist eine Differenz von rund 1.000 Tonnen, während der jährliche Bergbau-Output bei ca. 2.500 Tonnen liegt. Das macht schon einen Unterschied, würde ich sagen.


David Morgan: Sie schreiben auch darüber, persönliche Verantwortung zu übernehmen; und das bedeutet eben nicht, "den Kopf in den Sand zu stecken", sondern das Gegenteil. Das braucht Übung und Disziplin, und auch Mut. Könnten Sie das ein wenig erläutern, und auch erklären warum es für Sie ein Thema ist?

Nick Barisheff: Ich denke eben, dass wir in den westlichen Gesellschaften persönliche Verantwortung in vielen Lebensbereichen häufig aufgegeben haben. Aber auf zwei Gebieten kann man die Eigenverantwortung einfach nicht aufgeben: Finanzen und Gesundheit. Hier muss man seine Hausaufgaben machen und sich bilden. Wer das missachtet (außer jemand kümmert sich um ihre Finanzen oder Gesundheit), der wird mit unangenehmen Folgen zu kämpfen haben.




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