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Wenn das Geld stirbt: Interview mit Doug Casey (Teil I)

30.09.2011  |  The Gold Report
Wenn das Dollar-Dumping von einem Rieseln in eine Flut übergeht, dann heißt es Achtung. als In Folge der Dollarentwertung werden explodierende Preise (alias exorbitante Preisinflation) die Probleme, die wir 2007-2009 erlebt hatten, weiter verschärfen. Wenn alle begreifen, dass der Dollar ein "Ich-Schulde-Dir-Nichts-Schein" ist, wird es zur Katastrophe kommen. Das ist die negative Kehrseite des vor uns liegenden Jahrzehnts (Jahrzehnte), so Doug Casey, Chef von Casey Research. Casey, der im Herzen ein Optimist ist, findet in diesem Exklusivinterview aber auch Gründe zur Hoffung.

The Gold Report: Sie sprachen von zwei tickenden Zeitbomben. Die eine sind die Billionen Dollars, die außerhalb der USA gehalten werden, und die, sollten die Anleger das Vertrauen verlieren, potentiell auf dem Markt geworfen werden. Und die andere Zeitbombe sind die Billionen Dollars, die innerhalb der Vereinigten Staaten geschöpft wurden, um die Folgen der Krise, die 2007 begann, im Geld zu ertränken. Wird all das nicht vielleicht doch nur in einem schweren, aber zu bewältigendem Kater enden?

Doug Casey: Beides, aber der Reihe nach. Eines ist sicher: Obwohl die USA das Epizentrum dieser Krise sein wird, wird diese Krise im wahrsten Sinne des Wortes weltweite Konsequenzen haben. Der US-Dollar ist von Rechts wegen Landeswährung dreier Länder, und Defacto-Landeswährung von ca. 50 anderen. Der Exportschlager der USA sind seit vielen Jahren die Papierdollars; im Gegenzug schicken uns die netten Ausländer Autos von Mercedes, Elektronik von Sony, Kokain, Kaffee - und fast alles andere, was wir in den Regalen von Wallmart so finden. Seit Jahrzehnten war das eine Einbahnstraße, eine Freifahrschein - aber die Party ist vorbei.

Keiner kennt wirklich die genauen Zahlen, aber die ausländischen Zentralbanken und Privatinvestoren außerhalb der USA besitzen US-Dollars im Umfang von grob gesagt 6 oder 7 Billionen $. Gerade während der jüngsten Krise hat die Fed Billionen neuer Dollars geschöpft, um die großen Finanzinstitutionen zu retten. Ab einem bestimmten Punkt werden die ausländischen Dollar-Halter mit dem Ausverkauf anfangen; sie begreifen jetzt, dass es wie beim Schwarzen Peter funktioniert, und der Schwarze Peter ist hier der Dollar. Ich weiß nicht, was nun genau der Auslöser sein wird, aber die Märkte sind jetzt schon sehr nervös. Diese Nervosität zeigt sich deutlich am Goldpreis, der 1.900 $ erreicht hat, an den Kupfer-Allzeithochs und einem Ölpreis bei 100 $ pro Barrel - am Boom der Rohstoffpreise.

Einige Länder versuchen schon jetzt, vom Dollar loszukommen, aber wenn sich die Verkäufe von einem Rieseln in eine Flut verwandeln, könnte sich zur Panik ausweiten. Wir haben hier also wirklich eine Zeitbombe, die darauf wartet hochzugehen, oder vielleicht eine Landmine, die wartet, bis jemand drauftritt. Wenn im Theater Feuer ausbricht und eine Person rausrennt, dann werden kurz darauf alle zur Tür stürzen und sie werden sich alle gegenseitig niedertrampeln. Die Situation ist sehr ernst.


The Gold Report: Sollte die US-Dollar-Panik ausbrechen, würden dann Produkte, die in den USA hergestellt wurden, spottbillig oder superteuer werden?

Doug Casey: Sie würden spottbillig werden. Alle behaupten ja, die Entwertung des US-Dollars würde die US-Industrie stimulieren, weil sich die Produkte dann verbilligen und im Ausland Absatz finden würden. Das ist eine Riesenente, die jeder aufgreift und wiederholt, ohne darüber nachzudenken. Sicher, einer Zeit lang funktioniert vielleicht so; aber wäre Währungsentwertung der Schlüssel zum Wohlstand, dann müsste Zimbabwe das Land der Prosperität schlechthin sein, denn zum Währungszusammenbruch haben sie es ja schon gebracht.

Eine starke Währung ist essentiell für eine starke Wirtschaft. Sicher kann eine starke Währung den Exporteuren eine Weile Probleme bereiten. Aber eine starke Währung ermutigt Hersteller, in Technologien zu investieren und effizienter zu werden. Sie belohnt das Anlegen von Ersparnissen und führt zur Kapitalbildung, was entscheidend für Wohlstand ist. Mit einer starken Währung können Geschäftsmänner ausländische Unternehmen und Technologien zu Schnäppchenpreisen aufkaufen.

Das führt zu einem höheren Lebensstandard im Land und bringt soziale Stabilität als Bonus mit sich. Die Ansicht, der sinkende Wert einer Währung würde die Exporte ankurbeln, ist nur eine kurzlebige, dumme und kontraproduktive Problemlösung. Man scheint zu vergessen, dass die deutsche Währung seit 1971 um das ca. Sechsfache und der japanische Yen um das ca. Vierfache gestiegen waren und dass diese Länder zu den größten Exportnationen der Welt wurden. Dazu kam es nicht trotz einer starken Währung, sondern zum großen Teil aufgrund der starken Währung.




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