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Strategien für einen schwachen Ressourcensektor - John Kaiser

30.10.2013
Es könnte noch bis 2017 dauern, bevor sich der Rohstoff-Superzyklus wieder bemerkbar macht; die stürmischen Zeiten im Bergbausektor haben aber auch einen positiven Aspekt: Sie regen die Bergbaufirmen dazu an, neue, innovative Geschäftsmethoden und -modelle zu entwickeln. In diesem Interview (hier für die erste Ausgabe des “Mining Report“) umreißt John Kaiser Strategien, mit denen sich einige Unternehmen von anderen abheben.


The Mining Report: Mr. Kaiser, Sie haben den derzeitigen Rohstoffmarkt als Bärenmarkt eingestuft, der im nächsten Jahr wahrscheinlich keine höheren Metallpreise bringen wird - die eine Ausnahme wäre vielleicht Zink. Warum kommen Sie zu einem anderen Schluss als andere Analysten, die an einen Rohstoff-Superzyklus glauben?

John Kaiser: Ich denke schon, dass der allgemeine Superzyklus weiterhin Bestand hat, da die Nationen mit sehr großen Bevölkerungen weiter kapitalistischen Ansätzen folgen. Sie beginnen mit viel niedrigeren Lebensstandards und haben noch eine lange Wachstumsphase vor sich. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass wir in so etwas wie einer Pause stecken. Wir kämpfen immer noch mit den Folgewirkungen der 2008er-Finanzkrise, einem dysfunktionalem politischen System in den Vereinigten Staaten und den Problemen in Europa.

Auch in China sinken die Wachstumsraten und das Land wechselt von einer kapitalintensiven Entwicklung der Infrastruktur und Produktionskapazität hin zu einer Stimulierung des Binnenkonsums. Hinzu kommt, dass die Bergbauindustrie im letzten Jahrzehnt angesichts der real steigenden Preise jede Menge Angebot verfügbar gemacht hat. Da der Nachfragezyklus sinkt, kommt jetzt eine Angebotsschwemme auf uns zu, und wir werden eine Zeit lang schwächere Preise sehen. Leider stiegen auch die Kosten - oder glücklicherweise, abhängig davon, auf welcher Seite man steht; die gestiegenen Kosten könnten diese Angebotsschwemme aber früher bremsen als angenommen.

Ich würde aber sagen, dass man dem Superzyklus ab 2017 wieder zu spüren bekommt. Denn auch dieser Bärenmarkt wird wieder dieselbe Situation eines Angebots-Nachfrage-Ungleichgewichts entstehen lassen, die schon vor 10 Jahren zu Beginn des großen Bullenmarktes geherrscht hatte.


The Mining Report: Welche Indikatoren signalisieren Ihnen, dass der Superzyklus erst gegen 2017 wieder in Erscheinung treten wird?

John Kaiser: Zu beachten ist vor allem das Wachstum des globalen BIP. Der Internationale Währungsfonds hat seine Wachstumserwartungen in seinem World Economic Outlook von Oktober zurückgefahren. Man hat zudem sehen können, wie die USA mit dem Problem ihrer Schuldenobergrenze umgehen; die USA werden nicht in Fahrt kommen, solange es keine politischen Veränderungen gibt - so dass nichts mehr die Geldausgaben blockiert, damit die Wirtschaft wieder in Fahrt kommen kann.

Man muss zudem abwarten, welche der projektierten Minen am Ende tatsächlich in Produktion gehen. Hier geht es viel eher um Rohstoffe, die in der realen Welt eingesetzt werden und weniger um das Gold, das in erster Linie wie eine Versicherungspolice für zukünftige Entwicklungen gehandhabt wird.

Aktuell werden viele Projekte wegen eskalierender Kosten auf die lange Bank geschoben. All dieses Leiden wird aber die Grundlage für einen zukünftigen Bullenmarkt im Rohstoffsektor bilden.


The Mining Report: Wo müsste der Goldkurs stehen, damit Minen derzeit rentabel arbeiten können?

John Kaiser: Die durchschnittlichen All-in-Kosten in der Goldproduktion liegen aktuell bei ca. 1.200 $/ oz. Auch wenn der Goldpreis seit der Stabilisierungsphase der 1980er um das Drei-, Vierfache gestiegen ist, so sind auch die Kosten mitgestiegen. Wir brauchen Kurse um ca. 1.500 $/ oz, um die Ausbeutung vieler Lagerstätten rechtfertigen können.


The Mining Report: Sind die Kupferproduktionskosten ebenfalls höher als der Verkaufspreis?

John Kaiser: In den letzten fünf Jahren haben wir überdurchschnittliche Kostensteigerung im Bergbausektor erlebt. Kapitalkosten und Betriebskosten sind mit ca. 10% pro Jahr gestiegen. Im Fall von Kupfer gilt: Wenn die All-In-Kosten 2007 noch bei ca. 2,49 $/ lb lagen und man 10% Inflation pro Jahr draufrechnet, kommt man auf einem Kupferpreis von 4 $/ lb - allein um kostendeckend zu arbeiten. Aktuell liegen wir zwischen 3,20 $ - 3,30 $/ lb.

Einige Kosten werden jetzt zwar sinken, aber wir haben immer noch Gesamtzahlen, die bei oder über den aktuellen Kassapreisen für Gold und Kupfer liegen. Nicht gerade eine tolle Situation mit Blick auf die Lagerstätten, wenn schon der Grenzgehalt gesenkt wurde und Lagerstätten mit niedrigeren Gehalten in Angriff genommen wurden, um den Nachfrageschub zu bedienen. In der aktuellen Situation müssen wir einfach auf steigende Preise warten, um einen neuen Vorstoß bei der Ausbeutung von Lagerstätten rechtfertigen zu können.


The Mining Report: Für die meisten dieser Rohstoffe und die produzierenden Juniors gilt, dass auf steigende Preise gewartet wird. Welche Konsequenzen hat das aber für die normale Ausstiegsstrategie der Juniors - d.h. Aufkauf durch ein Großunternehmen?

John Kaiser: Während der letzten sieben oder acht Jahre hat es gewaltige Übernahmerunden gegeben; mehr als 200 kanadische Juniors wurden zu einem Gesamtwert von 128 Mrd. $ übernommen. Viele dieser Lagerstätten warten jetzt auf Weiterentwicklung. Die anderen Unternehmen besitzen in der Regel Lagerstätten mit niedrigeren Gehalten und einer teureren Kostenstruktur. Aktuell sind diese Lagerstättentypen unattraktiv für die großen Unternehmen, zudem werden die Kapitalmärkte kein Interesse daran zeigen, die Entwicklung direkt zu finanzieren, weil dafür die Gewinnspannen einfach nicht stimmen.

Bei der Gruppe der staatlichen Bergbauunternehmen Chinas hat sich bislang noch nichts bewegt, und wir wissen, dass sie die Unternehmenslandschaft nach Gelegenheiten sondieren. Wenn diese chinesischen Staatsunternehmen anfangen, billige Goldprojekte zu kaufen, dann ist das Startsignal gegeben für eine eher früher als später anstehende Wende beim Gold.


The Mining Report: Welche Strategien sollten Investoren kennen, um auch in der Zwischenzeit bei der Suche nach Unternehmen Erfolg zu haben?

John Kaiser: Man sollte nach einem Unternehmen suchen, das eine Lagerstätte mit so hohen Gehalten hat, dass selbst bei den derzeitigen Metallpreisen noch eine vernünftige Gewinnspanne bleibt. Diese Unternehmen sind jetzt Schnäppchen.




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