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Gold vs. Wall-Street-Algotrader

06.11.2013  |  Clif Droke
Nach einem Zusammentreffen mit der wichtigen 150-Tage-Linie (30-Wochen-Durchschnitt) bekam Gold letzte Woche Ärger. Der 150-Tage-Durchschnitt, ein wichtige psychologische Widerstandshürde, die in vielen Trading-Algorithmen der Wall Street programmiert ist, wurde vor wenigen Tagen berührt, konnte dann aber nicht überstiegen werden. Ich mache seit langen darauf aufmerksam, dass der 150-Tage-Durchschnitt eine psychologisch wichtige Schwelle für den Gold-ETF ist - als Unterstützungs- und als Widerstandslinie. Diese Feststellung wurde durch die Kursentwicklung des GLD in den letzten Tagen erneut bestätigt.

Zur Verdeutlichung der technischen und psychologischen Bedeutung der 150-Tage-Trendlinie: In den Boom-Jahren 2009-2011 wurde der 150-Tage-Durchschnitt als “Schmerzgrenze“ bei Korrekturen vom Gold und vom Gold-ETF immer respektiert. Während der gesamten Rally 2009-2011 unterschritt der Gold-ETF nicht einmal die 150-Tages-Linie; das passierte erst Ende 2011, als der letzte Aufschwung endete.

In den letzten Tagen haben die Verkäufer die Initiative übernommen und sich von den Bullen verabschiedet. Der SPDR Gold Trust ETF (GLD), eine zuverlässige Bezugsgröße für Gold, versuchte sich am 31.Oktober erfolglos am Test der 150-Tage-Linie, wie man unten im Diagramm sehen kann. Solange Gold und der Gold-ETF unterhalb der 150-Tage-Linie bleiben, können die Bären die Kontrolle über den zwischenzeitlichen Trend für sich reklamieren. Schlösse der GLD allerdings oberhalb der 150-Tage-Linie, hätten wir die Voraussetzungen für einen erneuten Test der Hochs von Ende August, und die Bullen ein attraktives Ziel, um das vor vier Monaten begonnene Bodenbildungsmuster zu komplettieren.

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Vielleicht ist es kein Zufall, dass die Marktoptimisten kurz vor Halloween einen Schreck bekamen. Im Geiste dieses Feiertages veröffentlichte Lawrence Lewitinn von Yahoo Finance einen Artikel unter dem Titel “Gold sieht zum Fürchten gut aus“, der auch ein Interview mit MacNeil Curry von der Bank of America Merrill Lynch enthielt. Vielleicht sagt Ihnen der Name Curry etwas: Letzten Mai gab der leitende Stratege für Markttechnik bei der Bank of America seine korrekte Prognose zum Gold-Selloff ab, in der er einen Preiseinbruch bis auf 1.250 $ pro Unze bis Juni vorhersagte (auf Tagesschlussbasis sank Gold sogar auf 1.215 $).

Obwohl Gold aller Voraussicht seinem ersten Verlustjahr seit 2000 entgegengeht, ist Curry der Auffassung, dass sich Gold in der Bodenbildung befindet und kurz vor einer Aufwärtsbewegung im Bereich von ca. 180 $/ oz steht. Wie Curry gegenüber Lewitinn von Yahoo meinte, könne das gelbe Metall in den kommenden Monaten vielleicht sogar bis auf 1.500 $/ oz steigen. “Wie Curry jüngst in einer Mitteilung an Investoren schrieb”, so Lewitinn, “seien die Kursbewegungen der letzten zwei Wochen ausschlaggebend für eine Wende in seiner Prognosebetrachtung gewesen. Er schrieb:

‘Wir haben unseren Ausblick für Gold von negativ zu positiv geändert. Die impulsiven Gewinne am 15.Oktober nach Erreichen des Tiefs bei 1.251 und das Durchbrechen des 2-monatigen Abwärtstrends (bestätigt beim Durchbruch durch 1.330) sagen uns, dass sich eine mittelfristige Bodenbildung und eine positive Wende abzeichnet. Wir warten noch auf einen finalen Durchbruch der Hochs vom 28.August bei 1.433, mit POTENTIAL für einen Kursdurchstoß in Richtung des langfristigen Widerstands bei 1.500/ 1.533. In den nächsten Handelstagen würden wir einen Rücksetzer bis 1.309 kaufen. DIESE TAKTIK IST ABER FALSCH, WENN 1.251 UNTERSCHRITTEN WIRD. Wer noch auf weitere Bestätigung für eine Marktwende warten will, sollte sich auf einen Durchbruch durch 1.375 konzentrieren (Hoch vom 19.Sept. & rechte Schulter eines mehrmonatigen Kopf-Schulter-Tops).‘

Zur Stützung seiner Aussage, dass der langfristige Goldbullenmarkt weiterhin intakt sei, verwies Curry auf den langfristigen logarithmischen Monatschart für Gold. Er erkennt hier eine Aufwärtstrendlinie, mit der der Goldpreis bald in Kontakt kommen wird (siehe Chart unten). “Wir haben immer noch einen langfristigen Bullmarkttrend”, so Curry. “Der langfristige Aufwärtstrend, der um die Jahrhundertwende eingesetzt hatte, ist weiterhin unbeschadet.“

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Obgleich ich mit Curry einer Meinung bin, dass der langfristige Aufwärtstrend beim Gold weiterhin intakt sein dürfte, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Kursdurchstoßes in den Bereich von 1.500 $ noch solange in Zweifel zu ziehen, solange der 150-Tage-Durchschnitt nicht nach oben durchbrochen wurde (siehe GLD-Chart oben). Bis dahin sollte der zwischenzeitliche Trend respektiert werden.

Viele Investoren fragen sich, warum Gold nicht in der Lage gewesen ist, wieder den Gleichschritt mit dem Dow aufzunehmen, der seit letztem Jahr zu immer höheren Ständen marschiert. Der Grund für die mehrjährige Korrelation zwischen Gold und Aktien wird kurz und bündig von Eric Hadik, Herausgeber des The INSIIDE Track, beschrieben. Er schreibt: “Märkte folgend nur dann anderen Märkten, wenn der führende Markt parabolisch zuwächst oder sich in einer extremen Phase befindet. Zudem sind Korrelationen nur dann effektiv, wenn man sich auch dem aktuellen Fokus der Trader SICHER sein kann.”

Seit den explosiven, parabolischen Goldkursbewegungen des Jahres 2011 sind das gelbe Metall und der Dow über längere Phasen hinweg unkorreliert geblieben. Damit sich unter den Händlern wieder eine vorteilhafte Haltung gegenüber dem Metall einstellt, werden die Aktien wahrscheinlich erst einen Rücksetzer erleiden müssen und ihren bevorzugten Status verlieren; und das könnte im Jahr 2014 passieren, wenn der langfristige Kress-Zyklus zu seinem finalen Abgang ansetzt. Im Vergleich würde Gold dann als Sicherer Hafen viel attraktiver wirken.

Solange Gold aber oberhalb des Ende Juni markierten Tiefs bleibt, solange bleibt auch das mittelfristige Bodenbildungsmuster intakt. Und je höher sich Gold in der derzeitigen Rückzugsphase oberhalb des Juni-Tiefs halten kann, desto besser sind seine Chancen auf eine nachhaltige Wiederaufnahme einer Marktwende auf dem Weg ins Jahr 2014.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 04.11.2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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