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Sind Edelmetalle ein sicherer Hafen in einem unmittelbaren S&P 500-Crash?

19.11.2013  |  Philip Hopf
Für alle unter den Lesern, die sich noch nicht mit diesem Index beschäftigt haben: Der S&P 500 ist ein Aktienindex, der die Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst. Er gehört zu den meist beachteten Aktienindizes der Welt. Wie der Titel schon besagt, gehe ich von einer ernsten Korrektur des S&P 500 aus, die schon um die Ecke auf uns warten könnte.

Die Frage, die für uns Edelmetall-Investoren von Belang ist: Können wir während einer solchen Korrektur mit Gold und Silber ausharren oder werden Edelmetalle mit nach unten gezogen?

Wir alle kennen Argumente, warum Metalle ein sicherer Hafen sein können und wir alle haben Argumentationen gehört, warum dies jedoch nicht immer so sein muss. Man muss gar nicht weit zurückschauen, um sich auf die Situation einer S&P 500-Korrektur einzustellen: Als 2008 die Märkte einstürzten, waren Silber und Gold alles andere als immun gegen eine breite Marktkorrektur.

Also wie darauf reagieren? Edelmetalle kaufen oder die Positionen am Markt halten und darauf spekulieren, dass Metalle den Verwerfungen am US-Aktienmarkt standhalten? Ich habe meine Zweifel, dass Metalle einer Korrektur um mehrere hundert Punkte des S&P standhalten würden.

Werfen wir einen Blick auf die Jahre 2007 - 2009. Dies sollte uns Aufschluss darüber geben, wie es laufen könnte:

Der S&P 500 fand sein Top im Oktober 2007 und begann eine 300-Punkte-Korrektur bis in den März 2008 hinein. Darauffolgend gab es einen korrektiven Anstieg für ca. zwei Monate. Während dieser ganzen Zeit befanden sich Metalle im Aufschwung und stiegen kräftig. Man könnte also daraus schlussfolgern, dass Metalle ihre Funktion als sicherer Hafen in stürmischen Zeiten erfüllt haben.

Wenn wir uns jetzt jedoch der Zeitspanne Mai 2008 bis März 2009 widmen, in der es massive Verluste im S&P 500 gab, bemerken wir, dass auch Gold und Silber in dieser Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen wurden und signifikant korrigierten. Wenn wir uns dies vor Augen führen, ist es doch plötzlich fragwürdig, Metalle prinzipiell als sicheren Hafen zu bezeichnen.

Man sollte also ehrlicherweise bei der Betrachtung solcher Situationen anerkennen, dass Gold und Silber eben nicht in jeder Situation als die sichere Anlage schlechthin zu bewerten sind. Die Kernfrage ist demnach: "Wann sind Metalle ein sicherer Hafen?"

Zuallererst muss man sich darüber im Klaren sein, dass Gold und Silber nicht per se ein sicherer Hafen sind, wie es die Perma-Goldanhänger gerne glauben möchten. Für viele Goldbugs ist diese Aussage sicher Blasphemie. Nachdem wir jedoch wissen, wie Metalle 2008 beim Crash der Gesamtmärkte reagiert haben, kann die Behauptung, Metalle würden immer als sichere Anlage gelten, nicht aufrecht erhalten werden.

Wie finden also Anleger heraus, wann Metalle eine Absicherung sind und wann nicht? Meiner Meinung nach werden sich die meisten, die sich diese Frage stellen, auf ihr Glück verlassen. Es ist also besser, Metalle nicht nur als ständige Sicherheit zu betrachten, sondern als einen von der Marktstimmung getriebenen Wert.

Ist die Marktstimmung gegenüber Edelmetallen niedrig und wir steuern auf ein von Angst getriebenes Event zu, ist es sicher die optimale Zeit, Gold als Absicherung zu nutzen. Es gibt Phasen im deflationären Szenario, in denen die Metalle als Absicherung dienen, gleichzeitig jedoch auch Phasen im inflationären Szenario, in denen Metalle dies nicht tun. Das erklärt auch, warum Metalle in manchen Phasen des Gesamtmarkt-Crashs 2007 - 2008 Sicherheit boten, in anderen jedoch mit den restlichen Indizes nach unten gerissen wurden.

Es kommt also ganz darauf an, in welcher Phase des "public sentiments" der öffentlichen Marktstimmung wir uns befinden, um zu evaluieren, ob Metalle als Sicherheit dienen oder nicht. Das führt uns zu der Kernfrage, ob Metalle in dem von mir erwarteten, kurzfristigen und heftigen Abschwung des S&P 500 standhalten würden.

Wie im letzten Artikel von mir beschrieben, erwartete ich, dass Metalle bereits Ende Oktober ihre neuen Tiefstände bei ca. 1.050 $ - 1.140 $ für Gold und Minimum 17,76 $ für Silber erreichen. In diesem Fall wären Metalle die optimale Anlage, um sich gegen die zu erwartende Aktien-Baisse zu wappnen. Da jedoch Gold sowie Silber weitere Anstiege verbuchen konnten (mein bevorzugtes Szenario also nicht eintraf), ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Metalle zusammen mit einer S&P 500-Korrektur heruntergedrückt werden - zumindest für einen gewissen Zeitraum.

Gut möglich, dass es jedoch genau umgekehrt läuft als im Jahr 2008. Ich kann mir vorstellen, dass Metalle erst mit dem Index fallen, um dann gegen den Markt zu steigen, wenn sie die eingangs von mir genannten Zielbereiche erreicht haben.

Die Fibonacci-Widerstände liegen bei Gold zwischen 1.360 $ und 1.380 $ und bei Silber zwischen 22.90 $ und 23.55 $. Solange der Markt unter diesen Ständen notiert und in einen "impulsiven" Abfall übergeht, sehen wir nach meiner Einschätzung die neuen Tiefstände in den nächsten Wochen. Verläuft die Bewegung jedoch "korrektiver" Natur in einem Zeitrahmen von zwei Wochen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Metalle darauf folgend die Fibonacci-Widerstände nach oben hin durchbrechen und sogar die September-Hochs übersteigen, und zwar auf 1.450 $ - 1.500 $ bei Gold und bis zu 27 $ bei Silber. In diesem Bereich erwarte ich dann die finale Abwärtsbewegung auf die genannten Tiefstände, bevor wir die nunmehr zweijährige Korrektur an den Edelmetallmärkten abschließen können.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG



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