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Jim Rogers - Preisinflation, Asien und ein boomendes China (2/2)

02.12.2013
Den ersten Teil des Interviews mit Jim Rogers können sie hier lesen ...


Daily Bell: Thema China: Was passiert eigentlich gerade in diesem riesigen Land? Wie effektiv ist das neue Regime bei der Lösung seines Korruptionsproblems?

Jim Rogers: Auf jeden Fall veranstalten sie Einiges, sie hängen das Thema Korruption hoch. Sehr viele Entscheidungsträger wurden aus dem chinesischen Staatapparat entfernt und verhaftet, nicht nur aus der Gruppe der derzeitigen Entscheidungsträger, sondern auch die früheren. Jetzt schauen Sie sich die Vereinigten Staaten an, wo in den letzten 10 Jahren trotz der großen Problem keiner - oder höchstens ein, zwei - ins Gefängnis gewandert sind; in China sind dafür tausende Menschen ins Gefängnis gekommen. Sie machen also bessere Arbeit als wir in den USA und vielleicht sogar im gesamten Westen. Bezüglich der Korruption in China werden wir bald viel mehr erfahren. Sie wird verfolgt, und es sind wie gesagt schon tausende Menschen in Gefängnis gekommen.

Während wir dieses Interview führen, wird in Peking ein offizielles Treffen zur chinesischen Wirtschaft abgehalten. Es findet gerade die Plenarsitzung statt, die nur in langen zeitlichen Abständen abgehalten wird. Das erste Treffen fand 1978 statt, damals entschied Deng Xiaoping, die chinesische Wirtschaft zu öffnen - für die Weltwirtschaft war das mit Sicherheit das wichtigste Ereignis der letzten 35 Jahre. 1993 hatte es eine weitere Sitzung gegeben, wieder mit drastischen Folgen.

Die Chinesen sagen, dass auch das aktuelle Treffen ähnlich drastische und dynamische Folgen haben und sehr wichtige Veränderungen hervorbringen wird. Nächste Woche werden wir schon viel mehr darüber wissen, was die Chinesen vorhaben. Dieses Treffen könnte so wichtig sein wie die Treffen von 1993 oder 1973. Wenn China, nach eigenen Aussagen, Großes vorhat, dann werden die kommenden Entscheidungen vielleicht zum wichtigsten Faktor, der die Weltwirtschaft in den nächsten 10 oder 20 Jahren beeinflussen wird.


Daily Bell: Ist jetzt der Zeitpunkt, in China zu investieren? Falls ja: Warum?

Jim Rogers: Es wäre gut, gemäß der Entscheidungen des Treffens zu investieren. Diese Woche wird entschieden, in welchen Industrien oder in welchen Sektoren der chinesischen Wirtschaft es Veränderungen geben wird, und zwar drastische Veränderungen; daraus dürften sich auch Investitionsgelegenheiten ergeben. Ich würde die auch sehr gerne kennen, ich habe aber keine Insider-Informationen.

In den letzten Tagen habe ich zwar ein paar Aktien eines Finanzunternehmens gekauft; doch bin ich deshalb der Meinung, dass China seinen Finanzmarkt verstärkt öffnen wird? Der ist nun schon lange Zeit sehr verschlossen. Falls es aber passiert und falls auf eine Entkopplung des Renminbi hingearbeitet wird, dann wäre der chinesische Finanzsektor ein sehr verlockender Sektor der Weltwirtschaft und der chinesischen Wirtschaft. Aktuell bin ich nicht sehr optimistisch, was den chinesischen Finanzsektor angeht, aber warten wir ab, ob er sich nach vielen Jahrzehnten vielleicht doch öffnen wird. Der Rest hängt wirklich von den Entscheidungen ab. Ich könnte mit Ihnen jetzt darüber spekulieren, aber wozu? Ich werde einfach noch eine Woche warten, und dann wissen wir, was sie vorhaben, wir werden dann wissen, welche Sektoren der chinesischen Wirtschaft einen kräftigen Schub von staatlicher Seite bekommen; und dort sollte man investieren.

Ich habe vor Kurzem auch in chinesisches Immaterialeigentum investiert, weil die chinesische Regierung 2012 verlauten ließ, man wolle die Wiederbelebung der chinesischen Kultur fördern, die, wie Sie wissen, seit längerer Zeit vernachlässigt wurde. Stichwort "K-Pop" in Korea - z.B. Psys Hit "Gangnam Style", etc.. Also hat man sich in China gesagt: "Donnerwetter! Wir sollten unser eigenes Kultur-Revival haben." Die Regierung steht jetzt dahinter und setzt Markenzeichen und Patente durch. Von staatlicher Stelle heißt es, man möchte den chinesischen Kultursektor in Zukunft mit 20% pro Jahr wachsen sehen. Also habe ich eine leitende Funktion bei einer kleinen chinesischen Firma angenommen, die in diesem Bereich tätig ist. Sie heißt FAB Universal - und wird an der Ney York Stock Exchange unter dem Kürzel ‘FU‘ gehandelt. Ich habe also schon ein paar Aktien chinesischer Unternehmen gekauft, aber warten wir doch lieber bis nächste Woche ab.


Daily Bell: Wie sieht es in Asien allgemein aus? Was sind die stärkeren Länder - aus marktwirtschaftlicher Perspektive? Ist Kambodscha ein so interessanter Ort für Investitionen, wie man sagt?

Jim Rogers: Kambodscha ist ein kleines Land, das insgesamt nur 14 Millionen Einwohner hat. Das Land hat eine riesige Katastrophe hinter sich - von einfach nur gewaltigen Ausmaßen; es wird mit Sicherheit noch mehr Gelegenheiten in Kambodscha geben. Aktuell gibt es in Kambodscha nicht wirklich eine Börse; wer aber schon vor Ort sein kann oder dort nach Gelegenheiten suchen möchte, während sich der Aktienmarkt etabliert und entwickelt, der dürfte großartige Investitionsgelegenheiten finden.


Daily Bell: Was passiert in den USA? Können die USA ihren Haushalt unter Kontrolle bringen? Wird die Preisinflation in den kommenden Jahren zum größten Problem für den Westen, oder eher die lausige Situation am Arbeitsmarkt - oder beides, oder aber etwas ganz anderes?

Jim Rogers: Die USA werden ihre Haushaltssituation nicht unter Kontrolle bringen. Hier gibt es zu viele Kräfte, die das einfach nicht zulassen würden: zu viele Lobbys, zu viele Interessengruppen, die auf Washington einwirken; es gibt zu viele Leute, die von der aktuellen Situation profitieren. Also: Die USA werden ihre Situation erst dann unter Kontrolle kriegen, wenn es eine Krise gibt oder eine halbschwere Krise; dann werden wir uns gezwungen sehen, etwas zu unternehmen. Bis dahin wird es keine Veränderungen geben. Das Problem wird erst einmal nicht gelöst werden; es wird sich weiter verschlimmern.


Daily Bell: Wird es in den nächsten Jahren einen Rückstrom von US-Jobs und US-Industrie geben?

Jim Rogers: Alles ist möglich, gerade wenn wir weiterhin Geld drucken und wenn der Wert der Währung sich immer weiter entwertet. Der Markt kann alles machen, wenn wir nur weiterhin viel Geld drucken und die Währung weiterhin entwertet wird. Falls sie immer weiter Geld drucken, kann alles passieren.


Daily Bell: Sie hatte Prognosen für das Jahr 2013 abgegeben: Sie sagten uns, Zitat: "Für Baumwolle könnte es ein großartiges Jahr werden, Zucker vielleicht auch, Währungen vielleicht auch, Verkaufspositionen bei Aktien in diesem Jahr vielleicht auch. Anleihen - ich glaube nicht, dass es ein gutes Jahr für Anleihen wird." Möchten Sie diese Vorhersagen vielleicht abändern, kurz vor Jahresende? Lagen Sie mit Ihren Vorhersagen richtig, was denken Sie? Hat Sie die Kursentwicklung an den US-Aktienmärkten überrascht?




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