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Das Gold-Silber-Preis-Ratio

14.05.2004  |  Richard Mayr
Per Definition handelt es sich beim Gold-Silber-Preis-Ratio (GSPR) um eine Maßzahl, die den Wert des Goldes zum Silber in Relation setzt. Errechnet wird das GSPR, indem man den Preis einer Unze Gold durch den Preis einer Unze Silber dividiert. Je höher der Quotient, umso niedriger ist das Silber zum Gold bewertet und umgekehrt. Das historische Tief des GSPR liegt bei 3, das historische Hoch bei über 100. Ein Ratio von aktuell 56 (Schlußkurse vom 15.04.2004) sagt also aus, daß man für eine Unze Gold 56 Unzen Silber kaufen kann. Diese Maßzahl ist somit noch weit vom historischen Mittel entfernt, welches bei 15 liegt.


Die historische Betrachtung – das Rätseln um den Wert des Silbers

Seit mehr als 5.000 Jahren werden Edelmetalle als Wertanlage, Schmuck und Tauschmittel, sprich: Geld, verwendet. Schon die alten Ägypter versuchten, den Wert des Goldes und des Silbers in Relation zu bringen. Wenn man den Wissenschaftlern glauben darf, so hatte Silber aufgrund seiner damaligen Seltenheit in dieser Region gegenüber Gold den höchsten Wert aller Zeiten: Das GSPR lag bei sagenhaften 3.

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Quelle: C.V. Myers: The coming deflation. Arlington House, New York, 1976. S. 162


Von jener Zeit bis ca. 450 vor Christus stieg das Ratio kontinuierlich auf 15 an

Dieses historische Mittel von 15 Unzen Silber für eine Unze Gold hatte mit geringen Schwankungen Bestand bis in das Jahr 1875, als neben Deutschland (1871) auch die USA und die meisten anderen industrialisierten Nationalstaaten den bimetallischen Standard (Prägung und Zirkulation von Gold- und Silbermünzen) kippten und auf den Goldstandard übergingen. Silber wurde durch diesen Akt demonetisiert. Es verlor seinen angestammten Platz als Währungsmetall, den es seit Jahrtausenden behaupten konnte.

Historische Höchstkurse des Ratios wurden deshalb erstmals nach 1875 erreicht, als der größte Silberfund der Welt in Nevada ausgebeutet wurde und auf den Markt strömte (sogenannter "Comstock Lode"). Da es zu dieser Zeit für Silber noch keine großen industriellen Anwendungen gab, mußte aufgrund des Überangebots ein Preisverfall zum Gold eintreten. Das bisher höchste Ratio jedoch wurde in den 1930er Jahren während der Großen Depression erreicht, als Silber ohne Währungsfunktion und wegen der Deflation gegenüber Geld und Gold stark an Wert verlor und das Ratio sein Allzeithoch bei über 100 markierte (Anmerkung: in Abb. 1 nur bis 70 angedeutet, inverse Darstellung).

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die industrielle Nachfrage nach Silber im Bereich Photographie, Elektronik und Rüstung stark an, und das Ratio begann wieder zu sinken. Bereits im Jahre 1967 konnte das historische GSPR von 15 wieder erreicht werden, weil das US-Schatzamt noch vor dem Gold die Kontrolle über das Silber verlor. Zum Ende der darauf einsetzenden Edelmetallhausse erreichte das Ratio wiederum im Jahre 1980 einen Wert von ca. 15. Der Preis für eine Unze Gold lag damals bei 850 US$, der Preis für eine Unze Silber bei ca. 50 US$.

Signifikant ist das Absinken des Ratios im Jahre 1998 auf unter 40. Dies ist auf die damalige Aktion des bekannten Investors Warren Buffett zurückzuführen, der sich 129,7 Mio. Unzen (4.034 Tonnen) Silber zu einem Preistief sicherte und somit eine kleine Silberrally auslöste, die das GSPR zum Sinken brachte. Bis ins Jahr 2003 korrigierte das Ratio noch einmal auf ein Hoch bei ca. 80 und ist seitdem im Abwärtstrend bei aktuell 56, Tendenz fallend.

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Quelle: www.markt-daten.de


Das Angebotsdefizit

Ein gewichtiger Grund für einen weiter steigenden Silberpreis und ein fallendes GSPR ist das astronomische Angebotsdefizit, das sich seit nunmehr 14 Jahren am Markt aufbaut. Von 1990 bis 2003 wurden ca. 1.500 Mio. Unzen Silber mehr am Markt verkauft und verbraucht als gefördert und wiederaufbereitet werden konnten. Dies entspricht einem Angebotsdefizit von ca. 46.700 Tonnen, die irgendwann eingedeckt werden müssen, wobei sich beim derzeitigen Verbrauch des weißen Metalls das Defizit jährlich um ca. 160 Mio. Unzen oder ca. 5.000 Tonnen erhöht.

Man kann sich selbst ausrechnen, was diese astronomische Defizitmenge für einen engen Markt wie den des Silbers im Falle der Wiederentdeckung als Investment bedeuten kann. Da die großen reinen Silberminen der Welt mittlerweile sehr rar sind und Silber primär beim Abbau von anderen Metallen wie Gold, Kupfer, Blei und Zink gewonnen wird, ist es auch nicht möglich, das Defizit durch schnelle zusätzliche Produktion rasch abzubauen.

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Quelle: CPM Group Silver Survey 2001


Fazit

Silber kann in einem inflationären Szenario, welches sich aufgrund der starken weltweiten Geldmengenausweitungen abzeichnet, wieder als Inflationsschutz eine große Rolle spielen. Der Schlüssel zum Preisanstieg ist die monetäre Nachfrage. Wenn in einer Inflationsphase immer mehr Menschen Schutz vor Entwertung in diesem Metall suchen oder sogar wieder eine Kaufpanik zum Ende der Hausse ausbricht, wird Silber wesentlich stärker als Gold davon profitieren, weil dieser Markt noch enger und damit volatiler ist. Zudem ist Silber noch nie in seiner 5.000 Jahre alten Geschichte verboten worden. Die Edelmetallund Rohstoffmärkte befinden sich in einem primären Aufwärtstrend. Das langfristige GSPR von 15 kann im Zuge der Edelmetallhausse allem Anschein nach am Ende dieses Trends wieder erreicht werden. Beim aktuellen Goldpreis würde dies zur Zeit schon einen Silberpreis von ca. 27 $/oz rechtfertigen. Sollte Gold weiter steigen, sind auch höhere Silbernotierungen absehbar.


© Richard Mayr

Quelle: aus Zeitschrift "Smart Investor" 05/2004



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