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Der 1.200-Dollar-Trugschluss - Produktionskosten für Gold in Wahrheit viel geringer

20.08.2015  |  Adam Hamilton
Der gesamte Goldbergbau-Sektor wurde im letzten Monat niedergeschmettert und erlebte eine regelrechte Panik. Ausgelöst wurde der Crash durch eine massive Leerverkauf-Attacke der amerikanischen Futures-Spekulanten. Als die Investoren blind vor Angst ihre Aktien der Goldunternehmen abstießen, behaupteten sie, die Verkäufe wären vernünftig, da derart niedrige Goldpreise die Existenz der Bergbauunternehmen bedrohten. Dabei handelt es sich allerdings um einen Trugschluss - für den Sektor ist es kein Problem, Goldkurse von unter 1.200 Dollar zu überstehen.

Die Schwäche der Goldaktien war in letzter Zeit kaum zu ertragen. Die Bezugsgröße der Wahl ist in diesem Sektor zur Zeit der Market Vectors Gold Miners ETF von Van Eck Global, besser bekannt unter seinem Börsenkürzel GDX. Er spiegelt die Bewegung des lange Zeit führenden Index des Sektors wieder, des unter dem Kürzel HUI notierten NYSE Acra Gold BUGS Index. Das Massaker in diesen beiden Goldaktien-Indices war so entsetzlich, dass es die Entschlossenheit der meisten Antizykliker zerstörte.

Innerhalb von nur zwei Wochen stürzte der GDX Mitte Juli um 22,7% ab, nachdem an einem späten Sonntagabend eine zeitlich perfide abgestimmte Leerverkauf-Attacke auf Gold-Futures gestartet wurde. Eine Panik wird offiziell als Kursverlust eines Hauptindex von mindestens 20% innerhalb von maximal zwei Wochen definiert. Fast die Hälfte der der Panik geschuldeten Verluste des GDX wurden am Montagmorgen direkt nach dem Angriff verzeichnet. Dieser schickte den GDX auf Talfahrt zu einem neuen Rekordtief und er erreichte den schlechtesten Stand seit seiner Einführung im Mai 2006!
 
Die Anleger, die in Goldaktien investiert hatten, waren so schockiert, dass sie weiter verkauften, wodurch der GDX Anfang August noch einmal 5,0% niedriger schloss. Während der relativ junge Goldaktien-ETF GDX nie zuvor solch erschreckende Kurse durchleiden musste, waren sie für den ehrwürdigen HUI nichts Neues. Die Aktien der Goldminen wurden zuletzt im Juli 2002 auf einem dem letzten Tief vergleichbaren Niveau gehandelt, als der Goldpreis noch bei etwa 305 US-Dollar lag!
 
Da ich seit 15 Jahren mit Goldaktien handle und mich eingehend mit dem Sektor befasst habe, argumentierte ich Ende Juli, dass dieses durch die Panik bedingte Kursniveau der Goldaktien vollkommen absurd ist. Es gab einfach keine Rechtfertigung dafür, dass die Kurse trotz der nach wie vor viel höheren Goldpreise so niedrig waren. In einem Essay wies ich nach, dass die Aktien der Goldminen im Verhältnis zu Gold - dem Metall, das letztlich über den Gewinn der Unternehmen und damit auch über ihre Aktienkurse entscheidet - noch nie so günstig waren.
 
Diese kürzlichen, extremen Tiefs der Goldaktien waren mit Sicherheit nicht durch entsprechend schlechte Fundamentaldaten zu rechtfertigen, sie waren schlicht das Ergebnis blinder Angst. Doch wie immer bei solchen Panikverkäufen wollen die Investoren und Spekulanten, die ihrer Angst erlegen sind und niedrig verkauften, die Wahrheit nicht hören. Nachdem sie sich selbst soweit getäuscht hatten, dass sie tatsächlich zum ungünstigsten Zeitpunkt verkauften, waren sie überzeugt von der Vernünftigkeit ihrer Entscheidung.
 
Diese Investoren verkauften ihre Goldaktien zu Preisen, als notiere der Goldkurs nur bei etwas mehr als einem Viertel des tatsächlichen, bereits sehr niedrigen Standes - das war wirklich der Gipfel der Dummheit. Als ich das vor einigen Wochen herausstellte, waren sie natürlich nicht gerade begeistert und sendeten mir eine Flut von wütendem Feedback. Wenn man zu den wenigen Querdenkern zählt, die gegen den Herdentrieb ankämpfen, ist so etwas bei extremen Preisentwicklungen zu erwarten. Nachdem ich in den letzten mehr als 15 Jahren insgesamt 665 dieser wöchentlichen Essays verfasst habe, weiß ich mittlerweile, wie die Investoren ticken.
 
Ihr Hauptargument zur Rechtfertigung des panischen Sell-Offs der Goldaktien bezog sich auf die Produktionskosten für Gold. Es gibt den weitverbreiteten Glauben, dass der Goldbergbau bei Preisen von unter 1.200 US-Dollar je Unze nicht rentabel sei. Ich habe keine Ahnung, wer das zuerst behauptet hat, aber ich stolpere immer wieder darüber. Und wenn die Gewinnschwelle tatsächlich bei 1.200 Dollar liegen sollte, dann hätten Goldpreise von 1.100 Dollar oder sogar weniger als 1.000 Dollar sicherlich massenhafte Pleiten und eine regelrechte Goldaktien-Apokalypse zu Folge.
 
Da ich den Sektor nun 15 Jahre lang studiert habe und mehr darüber weiß, als fast jeder andere auf diesem Planeten, habe ich natürlich nicht gedacht, dass Produktionskosten in Höhe von 1.200 Dollar je Unze wirklich der industrieweite Durchschnitt sind. Ich konnte es allerdings nicht sofort beweisen, da die Goldunternehmen ihre finanziellen und operativen Ergebnisse des zweiten Quartals 2015 noch nicht veröffentlicht hatten. Doch in den letzten Wochen haben die meisten Goldminen die Ergebnisse des Juniquartals gemeldet, sodass wir den Irrtum jetzt widerlegen können.
 
Weil die Goldaktien aktuell so absurd unterbewertet sind, haben wir in den letzten Wochen wieder aggressiv Kapital in diesem Sektor angelegt. Wir haben die Wertpapiere von einigen ausgesuchten Goldunternehmen mit sehr niedrigen Produktionskosten gekauft, die auch Goldpreise weit unter den derzeitigen Tiefstständen verkraften würden, und diese Aktien auch den Abonnenten unseres Newsletters empfohlen. Ich könnte diese ausgewählten Minen leicht herauspicken, um zu zeigen, dass der Goldbergbau auch bei den heutigen Goldpreisen sehr rentabel bleibt.
 
Der Sektor als Ganzes vermittelt jedoch ein viel besseres Bild der Kostenstruktur dieses Industriezweigs. Der Goldaktien-ETF GDX als Aushängeschild des Sektors umfasst derzeit 39 bedeutende Minengesellschaften. Diese Woche habe ich mich durch die Quartalsergebnisse aller dieser Unternehmen gekämpft. Zusammen stellen die GDX-Aktien den bei Weitem größten Anteil an der weltweiten Goldfördermenge und repräsentieren daher praktisch den Goldbergbau. Und ihre Kosten sind viel niedriger, als erwartet.
 

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