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The Daily Bell: Alternativwährung in Barcelona - Wie wäre es mit Gold?

29.10.2015
"Barcelona droht damit, eine Parallelwährung zu drucken, Madrid schäumt vor Wut [...] Der linke Stadtrat von Barcelona plant, innerhalb der nächsten sechs Monate eine bargeldlose, regionale Währung einzuführen, die das Potential hat, weltweit die größte ihrer Art zu werden. Das Hauptziel des Projekts besteht nach Angaben eines Sprechers der Stadtverwaltung darin, lokalen Unternehmen und Händlern bessere wirtschaftliche Möglichkeiten zu bieten.

Einwohner und Geschäfte in der Region sollen die neue Währung eins-zu-eins gegen den Euro eintauschen und zum Kauf von Produkten oder Dienstleistungen verwenden können. Entsprechende Anreize zur Verwendung des neuen Geldes könnten beispielsweise in Vergünstigungen bestehen. Doch das ist noch nicht alles: Auch bestimmte Zuschüsse, Steuern und lokale Angebote wie der öffentliche Nahverkehr könnten nach Angaben der Tageszeitung El País damit bezahlt werden. Angestellte der Stadt könnten ebenfalls einen Teil ihres Gehaltes in der neuen Währung ausgezahlt bekommen." - Wolf Street


Erinnern Sie sich an den Kontinental-Dollar, die erste eigene Währung der USA? Was für eine grandiose Idee - finanzieren wir unsere Revolution mit Papiergeld...

Barcelona fordert also Madrid heraus und die Währung dient als Testgelände. Es handelt sich hier um eine direkte Konfrontation der katalanischen Kultur und der dominanten kastilischen Kultur in Madrid. Es schwer, in diesem Fall nicht den Außenseiter zu unterstützen, besonders da die kastilische Kultur so offensichtlich arrogant und autoritär geprägt ist.

Die katalanische Kultur ist möglicherweise nicht viel besser, aber zumindest beteiligen sich die Katalanen nicht an der systematischen Unterdrückung der Basken und der vier oder fünf anderen Minderheiten, die zusammen in diese dysfunktionale Einheit gepresst wurden, die man heute "Spanien" nennt.

Das Land leidet generell unter einer Identitätskrise. Während des Höhepunktes der Weltwirtschaftskrise zu Beginn unseres Jahrtausends war etwa die Hälfte der Jugend arbeitslos. Die spanischen Institutionen waren stark vom ökonomischen Fallout betroffen und selbst die höchsten Autoritäten des Landes gerieten unter Beschuss.

Als beispielsweise publik wurde, dass der ehemalige König Juan Carlos mitten in der Krise während einer Luxussafari in Afrika Elefanten abschoss, erschütterte dies das Prestige der Königsfamilie. Carlos verzichtete daraufhin auf den Thron, um eine "institutionelle Krise" zu vermeiden. Unterdessen wurden die jüngste Königstochter Cristina und ihr Ehemann Iñaki Urdangarin der Veruntreuung von Geldern einer wohltätigen Sportvereinigung in Höhe von 8,3 Mio. US-Dollar angeklagt.

Die institutionelle Krise wird so oder so kommen. Die Katalanen sind nicht die einzige Volksgruppe, die sich abspalten möchte. Die Basken zählen zu den ältesten Volksstämmen der Welt - die Archäologie kann noch nicht einmal mit Sicherheit feststellen, woher sie ursprünglich stammen. Erwiesen ist nur, dass sie bereits vor Tausenden von Jahren auftauchten und möglicherweise die Schöpfer der grandiosen Höhlenmalereien in Frankreich und Spanien sind. Die Basken stehen fest zu ihren Unabhängigkeitsforderungen. Sie meinen es genauso ernst, wie die Katalanen.

Zur Zeit hat Barcelona in diesem Konflikt die Initiative ergriffen und selbst die Idee verärgert die Regierung in Madrid, die die neue Währung als "unmöglich" und "unerwünscht" abtut. Sie ist jedoch weder das eine noch das andere. Die Währung soll sich Berichten zufolge am Bristol Pound orientieren, einer der unkomplizierteren Regionalwährungen, die heutzutage im Umlauf sind.

Die geplante Währung kann in Form von Bargeld oder elektronisch ausgegeben werden und wird in Euro konvertierbar sein. Die Idee dahinter ist, dass örtliche Unternehmen ihren Kunden einen Anreiz bieten, das neue Zahlungsmittel zu verwenden. Dadurch bleibt das "Geld" in der Region im Umlauf und kommt der Gemeinschaft zu Gute.

Die Währung Barcelonas könnte auch bei der Zahlung von Gehältern, öffentlichen Dienstleistungen und vielleicht sogar Steuern zum Einsatz kommen. Da der Ballungsraum der Großstadt rund 3 Mio. Einwohner umfasst, würde die erfolgreiche Einführung einer Parallelwährung diese sofort zu einem Wirtschaftsfaktor machen, der nicht außer Acht gelassen werden kann. Sie wäre zudem die größte alternative Währung weltweit.

Auch das Modell ist gar nicht schlecht. Das Bristol-Pfund, auf dem die katalanische Währung offenbar beruhen soll, erfreut sich ziemlich großer Beliebtheit. Rund 1 Mio. Pfund wurden bereits gedruckt. Die gesamte Thematik der lokalen, alternativen Währungen ist jedoch viel umfassender.

"Barcelona wird nicht die erste europäische Stadt sein, die ein solches System auf den Weg bringt. Regionale Währungen sind heutzutage der letzte Schrei. Nach Angaben von Community Currencies in Action, einer globalen Partnerschaft, die entsprechende Initiativen unterstützt und zum Teil vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung finanziert wird, könnte es weltweit bis zu 3.000 verschiedene Lokalwährungen geben. Da stellt sich doch die Frage... Warum unterstützt die EU lokale Parallelwährungen auf der ganzen Welt?

Vielleicht stecken hinter der Agenda der EU ja nicht nur rein altruistische Ziele. Möglicherweise möchte man die Menschen auch dazu ermuntern, sich mit bargeldlosen Währungen anzufreunden. In 'The War on Cash' warnte ich mit zehn schaurigen Zitaten davor, dass der Krieg gegen das Bargeld nicht länger nur mit Worten geführt wird - es folgen bereits Taten. Ist es in diesem Zusammenhang nur Zufall, dass die meisten der bisher eingeführten Regionalwährungen, wie auch die geplante Währung Barcelonas, rein digitaler Art sind?"



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