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Lawrie Williams: Anomalien und Knappheiten am Goldmarkt

20.07.2016
- Seite 3 -
Alec Hogg: Haben Sie das auch selbst getan?

Lawrie Williams: Ich habe meinen Ruhestandsfonds. Dieser enthält eine ansehnliche Position im Goldfonds von BlackRock und Gold im Allgemeinen.


Alec Hogg: Aha, also haben Sie Ihren Worten Taten folgen lassen?

Lawrie Williams: Nunja, ich hatte mich bereits früher um meine Goldinvestments gekümmert, aber ich habe sie nicht mehr ausgebaut. Das war ein wenig frustrierend, denn ich wollte noch ein wenig Gold zukaufen, doch dann war ich im Ausland unterwegs und habe die Gelegenheit irgendwie verpasst. Wahrscheinlich hätte ich es tun sollen.


Alec Hogg: Lawrie, Sie sind jetzt schon seit fast einem halbem Jahrhundert in der Bergbaubranche tätig und verfolgen den Goldmarkt. Wenn Sie zurückdenken, ist die heutige Lage dann Ihrer Meinung nach hinsichtlich der Marktstimmung oder der Nachfragesituation mit einer früheren Zeit vergleichbar?

Lawrie Williams: Die einzige erkennbare Parallele ist die Zeit Ende der 1970er Jahre, als der Goldpreis auf 800 $ stieg, aber damals war ich noch nicht direkt in den Goldmarkt involviert. Ich habe hauptsächlich über den Bergbau im Allgemeinen geschrieben und Gold war nur ein Sektor von vielen, die ich am Rande mitverfolgte. Ich bin erst vor etwa zehn Jahren wirklich tief in den Goldsektor eingetaucht.


Alec Hogg: Jetzt schreiben Sie auf Ihrem eigenen Blog "Lawrie on Gold" sowie für verschiedene andere Medien weltweit und konzentrieren sich ganz auf das gelbe Metall.

Lawrie Williams: Ja, beziehungsweise auf Edelmetalle im Allgemeinen. Ich habe im Laufe der Jahre natürlich auch recht viel über Silber geschrieben. Wie Sie wissen hört man immer wieder, Silber sei Gold auf Steroiden, und wenn der Goldpreis steigt, müsse der Silberkurs noch schneller nach oben schießen. Ich denke, einige Silberinvestoren waren in diesem Jahr ziemlich enttäuscht von der Kursentwicklung, bis Silber dann vor ein oder zwei Wochen plötzlich durchstartete. Der Preisanstieg war wirklich erstaunlich. Gold liegt seit Jahresanfang 24% im Plus, glaube ich, aber Silber hat mehr als 40% zugelegt.


Alec Hogg: Ist das ein zu rasanter Anstieg? Welche Bewegung erwarten Sie als nächstes?

Lawrie Williams: Ich schätze, man muss angesichts des plötzlichen, steilen Anstiegs des Silberkurses gegenüber Gold ein wenig besorgt sein. Falls der Goldpreis weiter nach oben klettert, wird es für Silber wahrscheinlich ebenfalls aufwärts gehen. Gestern und heute hat der Silberkurs leicht nachgegeben, aber nicht besonders viel. Investoren beobachten auch das Gold/Silber-Verhältnis, d. h. wie viele Unzen Silber man benötigt, um eine Unze Gold zu kaufen. Dieses Verhältnis war lange Zeit sehr hoch und lag früher in diesem Jahr bei 83. Mittlerweile ist es auf 70 gesunken. Das ist ein guter Indikator dafür, wie groß aktuell das Interesse der Investoren an Silber im Vergleich zu Gold ist.


Alec Hogg: Sie haben die Aktien der Minengesellschaften und insbesondere die der südafrikanischen Goldunternehmen noch gar nicht angesprochen.

Lawrie Williams: Ich habe die Entwicklung der südafrikanischen Unternehmen nicht so genau verfolgt, aber ich glaube die Aktie von Harmony ist dieses Jahr 300% gestiegen. Das ist schon eine ziemlich gute Entwicklung. Selbst Anglo Gold liegt etwa 150% im Plus.


Alec Hogg: Die Hebelwirkung der Goldaktien auf den Goldpreis besteht also weiterhin. Das Gleiche gilt wahrscheinlich auch für das Risiko, oder?

Lawrie Williams: So ist es. Am besten haben sich die Goldaktien entwickelt, die zuvor sehr tief gefallen waren, sowie die Aktien der Unternehmen, die nur einen marginalen Gewinn erwirtschaften. Das Problem speziell bei diesen Unternehmen besteht darin, dass die Kurse crashen, sobald der Goldpreis nachgibt. Solange der Goldkurs steigt, geht es auch für die Aktien aufwärts.


Alec Hogg: Sind diese Aktien also ein passendes Investment für risikoscheue Anleger, die die glauben, dass sich der Aufwärtstrend am Goldmarkt fortsetzt?

Lawrie Williams: Nein, solche Investments sind noch immer sehr riskant. Es gibt sicherere Wege, in Gold zu investieren. Ich würde wahrscheinlich die Streaming- oder Royalty-Unternehmen empfehlen, die sich in diesem Jahr alle ziemlich gut entwickelt haben. Der Wert von Royal Gold aus den USA hat sich z. B. verdoppelt und dieses Unternehmen ist ein viel sichereres Investment als die eigentlichen Minengesellschaften, weil es den Risiken des Bergbaus selbst nicht direkt ausgesetzt ist.

Silver Wheaton hat sich ähnlich entwickelt und der Kurs von Franco-Nevada ist in diesem Jahr rund 60% gestiegen. Das sind relativ sichere Anlageoptionen. Wissen Sie, es ist interessant, dass die Goldaktien, die sich bislang augenscheinlich unterdurchschnittlich entwickelt haben, die stärkeren Aktien sind, die auch zuvor eine gute Performance aufwiesen. Sie waren einfach nicht im gleichen Maße überverkauft wie einige der anderen Unternehmen.


Alec Hogg: Da Sie gerade von überverkauft sprechen: Das traf nicht nur auf die Aktien der Minengesellschaften, sondern auch auf das physische Edelmetall selbst zu. Denken Sie, dass wir jetzt ein einen Punkt erreichen, an dem die Investoren wieder an den Goldmarkt strömen? Schließlich notiert Gold noch immer bei rund 1.350 $ und ist damit recht weit von seinem Rekordhoch entfernt.

Lawrie Williams: Ja, ich denke schon. So ist das doch immer, wenn ein Trend in Schwung kommt. Es gibt immer Leute, die sich mitreißen lassen, wenn sie hören, dass es irgendwo eine gute Investitionsoption gibt, und es gibt genügend andere, die sagen, dass Gold und Silber derzeit gute Investments sind. Normalerweise verfolgen sie damit allerdings ihre eigenen Ziele, daher sollte man immer etwas vorsichtig sein.


© Alec Hogg


Dieser Artikel wurde am 08.07.2016 auf www.biznews.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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