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Leerverkäufe am Gold-Terminmarkt: Ein Ende ist in Sicht

14.12.2016  |  Adam Hamilton
In den Wochen nach der Präsidentschaftswahl in den USA stand Gold unter vernichtendem Verkaufsdruck. Die überraschenden Kursgewinne an den Aktienmärkten nach dem unerwarteten Sieg von Donald Trump haben dazu geführt, dass Spekulanten und Investoren am Goldmarkt gleichermaßen zu den Ausgängen strömten. Wie üblich fanden die Verkäufe der Spekulanten dabei hauptsächlich an den Terminmärkten statt. Doch dieser Sell-off der Gold-Futures war so heftig, dass er sich nun schnell erschöpft - ein positives Zeichen für den Goldkurs.
 
Der erstaunliche Absturz des Goldpreises nach den Wahlen war die Folge eines vereinten Massenexodus der beiden wichtigsten Tradergruppen am Goldmarkt. Die Spekulanten verkauften ihre Terminkontrakte mit einem grimmigen Eifer, den man nur selten erlebt, während die Aktieninvestoren ihre Anteile am führenden Gold-ETF GLD schneller auf den Markt warfen, als der Goldpreis selbst fiel. Unter diesen Umständen hatte das Edelmetall keine Chance, sein Kursniveau zu halten.
 
In der Wahlnacht war der Goldkurs zunächst um 4,8% in die Höhe geschossen, als die Chancen für einen Sieg von Trump zu steigen begannen. Doch als sich die zuerst heftig eingebrochenen Aktienmärkte mit Nachdruck wieder nach oben wendeten, begannen die Verkäufe im Goldsektor und intensivierten sich in den Tagen nach der Wahl. Die schockierenden Gewinne an den Börsen beförderten nicht nur die Aktienkurse auf neue Allzeithochs, auch der US-Dollar-Index schoss auf ein bedeutendes neues 13,7-Jahreshoch.
 
Gold war schon immer ein den Wertpapieren konträr entgegengesetztes Investment. Da es zu den wenigen Vermögenswerten zählt, die sich gegenläufig zu den Aktienkursen entwickeln, hängt die entscheidende Investitionsnachfrage nach dem gelben Metall in starkem Maße von der Lage an den Aktienmärkten ab. Geht es an den allgemeinen Märkten bergab, strömen die Investoren an den Goldmarkt, um ihr stark auf Aktien ausgerichtetes Portfolio zu diversifizieren, doch sobald die Aktienkurse wieder nach oben klettern, geben sie ihre Goldanlagen auf. Angesichts der übermäßig starken Entwicklung der Aktienmärkte nach den US-Wahlen sank die Nachfrage nach Goldinvestitionen rapide ab.
 
Rekordhochs an den Börsen führen unter den Anlegern zu extremer Euphorie und Selbstgefälligkeit. Die Trader glauben irgendwann, dass die Aktien nichts anderes mehr tun als eine Rally nach der anderen zu starten. Ihr Interesse an Kapitalallokationen in Gold, welches sich in die entgegengesetzte Richtung entwickelt, löst sich daher in Luft auf. Da die Investmentnachfrage der Hauptgrund für die neue Goldhausse in diesem Jahr war, kann der Kurs ohne sie sein Niveau nicht halten. Der jüngste Einbruch des Goldpreises ist das Resultat der überschwänglichen Stimmung an den Aktienmärkten.
 
Die Verkäufe der Gold-Futures und der GLD-Anteile trugen im Laufe des letzten Monats zwar gleichermaßen zu den fallenden Goldpreisen bei, doch eine Erklärung beider Faktoren würde den Rahmen dieses Newsletters sprengen. Daher konzentriere ich mich zunächst auf die Terminmärkte. Der dortige Sell-off war zwar ziemlich schmerzhaft, aber er scheint sich bald zu erschöpfen. Für den Goldkurs wäre das äußerst bullisch.
 
Die Gold-Futures üben einen völlig unverhältnismäßig starken Einfluss auf den Preis des gelben Metalls aus und beherrschen die kurzfristige Kursentwicklung. Die Terminkontrakte bieten eine hohe Hebelwirkung, die den an den Aktienmärkten seit Jahrzehnten zulässigen maximalen Hebel von 2,0 weit übersteigt. Jeder Kontrakt kontrolliert 100 Feinunzen Gold. Bei einem Preis von 1.175 $ je Unze entspricht ein Kontrakt also dem Gegenwert von 117.500 $, doch die minimale Sicherheitsleistung pro Kontrakt liegt in dieser Woche nur bei 6.000 $. Dadurch wird eine Leverage von bis zu 19,6 möglich!
 
Für den Goldterminmarkt ist das sogar noch ein vergleichsweise moderater Faktor. Wenn der Kurs nicht gerade erst abgestürzt ist, sind Hebel von 25 oder mehr keine Seltenheit. Doch selbst ein Faktor von 20 bedeutet, dass jeder Dollar, der in Gold-Futures investiert wurde, 20mal so viel Einfluss auf die Preisbildung hat, wie ein Dollar, der direkt in Gold investiert wird. Wenn die Spekulanten also in breiter Übereinstimmung aggressiv Futures kaufen oder verkaufen, dann reagiert der Goldkurs darauf sehr schnell. Sie verfügen über eine beispiellose, durch die Hebelwirkung verstärkte Macht, den Goldpreis kollektiv in die eine oder andere Richtung zu bewegen.
 
Die dominierende Position der Futures-Spekulanten am Goldmarkt wird zusätzlich durch die Tatsache verstärkt, dass die Trader, die den Referenzpreis bestimmen, den Terminmarkt genaustens beobachten. Wenn die Spekulanten den Goldkurs dort also mit ihrer extremen Leverage herumschubsen, dann reagieren auch die Investoren recht schnell darauf und der Preisschwung fällt noch deutlicher aus. Zahlreiche Goldinvestoren kritisieren schon seit Langem die offenkundig unfaire, wenn nicht gar absurde Struktur des Goldmarktes, die den Terminmarktspekulanten eine so bedeutende Stellung gibt.
 
Diese unschöne Situation wird zusätzlich dadurch verkompliziert, dass die Handelsaktivitäten der Spekulanten am Terminmarkt durch die spärlichen Daten verschleiert werden. Die Trades werden nur einmal wöchentlich veröffentlicht, und dann auch noch mit einer Verzögerung von drei Tagen! Dadurch werden die Vorgänge am Futures-Markt praktisch der Kontrolle durch andere Investoren und Analysten entzogen. Diese fehlende Transparenz ist schon seit langer Zeit ein ernstes Problem am Goldmarkt.
 
Aufgrund der extremen Hebelwirkung der Gold-Futures müssen die Spekulanten sich auf äußerst kurzfristige Zeiträume konzentrieren. Bei einem Hebel von 20 reicht schon eine Kursbewegung um 5%, um 100% des eingesetzten Kapitals zu vernichten. Es ist deshalb schon unzählige Male vorgekommen, dass die allgemeine Stimmung am Goldterminmarkt zu einem großen Kursschwung führte und die volatile Preisentwicklung dann fälschlicherweise einer Veränderung der fundamentalen Gegebenheiten an den globalen Goldmärkten zugeschrieben wurde.
 

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