Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Jim Rickards: Desaster in China könnte Gold-Run auslösen

02.03.2017  |  Mike Gleason
- Seite 2 -
In unserem Beispiel steht dann ein normales Darlehen über 400 Millionen Dollar mit einer Laufzeit von zwei Jahren in den Büchern, aber in Wirklichkeit ist es ein fauler Kredit, den der Schuldner schon beim ersten Anlauf nicht zurückzahlen konnte. Jetzt kann er einfach nur eine noch größere Summe nicht zurückzahlen. Eines Tages wird er wahrscheinlich pleite gehen und dann muss die Bank den Kredit doch abschreiben.

Angesichts dieser Hintergründe zum chinesischen Bankensystem zucken manche Leute noch immer mit den Schultern. "Kann China die Banken nicht einfach retten? Sie haben doch genug Geld für einen Bail-out." Ja, der Staat kann das Bankensystem retten. Das hat er auch früher schon getan. Dafür wird allerdings eine Billion Dollar nötig sein, also muss diese Summe für den Ernstfall zurückgelegt werden.

Von den Währungsreserven, die sich ursprünglich auf 4 Billionen Dollar beliefen, sind jetzt nur noch 900 Milliarden an liquiden Assets übrig. Die müssen reichen, um die Währung zu verteidigen und den Yuan zu stützen. Das Problem daran ist, dass diese Reserven kontinuierlich sinken, um 30, 40, 50 Milliarden Dollar im Monat. Die Werte schwanken. In manchen Monaten ist der Rückgang auch stärker und mehr als 100 Milliarden Dollar fließen aus dem Land.

Wenn Sie 900 Milliarden Dollar auf der hohen Kante haben, der Betrag aber Monat für Monat um 50 bis 100 Milliarden Dollar sinkt, dann sind Sie bis Ende 2017 pleite. So sieht es derzeit in China aus. Sie fragen sich vielleicht, wo die ersten 1,1 Billionen hin sind, die ich vorhin erwähnt hatte. Die sind nicht einfach verschwunden, aber alle versuchen, ihr Geld aus dem Land zu schaffen. Sie haben eine Heidenangst davor, dass der Yuan an Wert verlieren wird, also versuchen sie mit allen Mitteln ihr Vermögen ins Ausland zu bringen. Zum Teil auf legalem Weg, zum Teil mit Hilfe von Korruption und Bestechung, zum Teil mit Hilfe falscher Rechnungen usw.

Ich komme ziemlich viel herum in der Welt und es ist überall das Gleiche, egal ob in Sydney, Melbourne, Vancouver, London, Istanbul, Paris oder New York: Die Chinesen kaufen die hochwertigen Immobilien und Eigentumswohnungen auf. Das ist Teil dieser Kapitalflucht, dieses Versuchs, möglichst viel Vermögen außerhalb des Landes zu schaffen. Etwas Ähnliches haben wir beispielsweise 1994 in Mexiko oder 2000 in Argentinien erlebt. Das wiederholt sich jetzt, uns es endet immer in einem völligen Desaster. Genau das steht China nun auch bevor.


Mike Gleason: Wow, das klingt ja wirklich nach einer sehr ernsten Lage. Was kann das Land dagegen tun?

Jim Rickards: Wenn die Investoren und Bürger eines Landes einen Einbruch des Wechselkurses fürchten bzw. wenn es zu großen Kapitalabflüssen kommt und der Kurs der Landeswährung sinkt, kann der Staat versuchen diesen stabil zu halten, indem er mit seinen Devisenreserven seine eigene Währung kauft. Wenn China also versucht, seine Währung zu stützen, nimmt es Dollars und kauft damit Yuan. Ein Geschäftsmann will zum Beispiel sein Geld außer Landes schaffen. Die Zentralbank sagt dann: "Okay, gib mir deine Yuan und ich gebe dir Dollar dafür", und der Unternehmer schickt die Dollars in Ausland.

Die Zentralbank kauft die Yuan jedoch zu einem festen Satz und kann so das Kursniveau stabilisieren. Bei offenem Kapitalverkehr muss ein Land also seine Devisenreserven nutzen, um die eigene Währung an ein bestimmtes Niveau zu binden. Aufgrund der Zinsen und der Währungsdifferenzen wird der Kurs jedoch immer unter Druck sein. Was China derzeit versucht, kann nicht funktionieren. Es geht immer schief.

Trotzdem wird China nicht wirklich pleite gehen. Der Regierung ist natürlich bewusst, was ich gerade erklärt habe und was dem Land bevorsteht, und sie sucht nach Lösungen. Eine Möglichkeit wäre es, den offenen Kapitalverkehr einzuschränken und tatsächlich wurden auch schon erste Schritte in diese Richtung unternommen. Das Problem bei diesen Maßnahmen ist, dass sie nur ganz oder gar nicht funktionieren. Es ist möglich, den Kapitalverkehr vollständig abzuriegeln und ein Erschießungskommando auf jeden anzusetzen, der versucht Geld ins Ausland zu schaffen, aber damit würde sich das Land aus dem internationalen Währungssystem ausschließen.

Für China ist das keine Option. Immerhin hat sich das Reich der Mitte gerade erst in das internationale Währungssystem eingegliedert und der Yuan wurde erst kürzlich in den Währungskorb des Sonderziehungsrechts aufgenommen, der internationalen Währung, die der IWF herausgibt. Wenn man solche Mühen auf sich genommen hat, um einem Club beizutreten, kann man nicht einfach wieder austreten und den eigenen Kapitalmarkt komplett abriegeln.

Eine andere Option wäre die Anhebung der Zinsen. China könnte die bisherige Geldpolitik aufgeben und den Zinssatz auf sagen wir 10% erhöhen. Das könnte funktionieren, weil viele Menschen sich bei derart hohen Zinsen entschließen würden, ihr Geld in China zu lassen und sich keine Sorgen mehr um den Wertverlust der Währung machen würden. Das Problem daran ist allerdings ein Punkt, den wir vorhin bereits angesprochen hatten - die notleidenden Kredite. Wenn es schon jetzt zahlreiche Unternehmen gibt, die kurz vor der Insolvenz stehen, was wird dann erst geschehen, wenn die Zinsen steigen?

Die Unternehmen würden in diesem Fall noch schneller pleite gehen und die daraus resultierende Arbeitslosigkeit würde die Kommunistische Partei Chinas destabilisieren. Diese Option scheidet also ebenfalls aus. Welche dritte Alternative gibt es? Wenn man den Kapitalverkehr nicht gänzlich abriegeln und die Zinsen nicht erhöhen kann, ohne der Wirtschaft zu schaden, was bleibt dann noch? Eine Währungsabwertung. Genau das wird China tun. Das ist eine Vorhersage, die sich leicht treffen lässt. Ich will damit nicht sagen, dass es morgen früh passieren wird, aber letztlich wird China keine andere Wahl haben.

Kommen wir nun zu unserem Freund Donald Trump. Am lautesten beschwert er sich darüber, dass China seine Währung manipuliert, dass das Land den Yuan künstlich schwächt. Zwischen 2000 und etwa 2014 war das auch ein berechtigter Einwand. Aber wie ich vorhin erklärt habe, ist das heute nicht mehr der Fall. China verwendet seine Devisenreserven im Moment, um den Yuan zu stützen und seinen Kurs zu stärken.

Allerdings geht das Land dadurch pleite. Was aber wird geschehen, wenn China seine Währung abwertet, um den offenen Kapitalverkehr und die Reserven zu retten? In diesem Fall wird das Reich der Mitte Donald Trumps Zorn auf sich ziehen. Er wird Zölle erlassen und wir werden einen Handelskrieg mit China führen.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"