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Gold: 65.000 $ je Unze in fünf Jahren?

11.09.2017
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Ein stetiger Fluss von West nach Ost

Während die institutionellen Investoren und auch die Privatanleger in den westlichen Ländern verblüffende Mengen an Papiergoldinstrumenten handeln und am Terminmarkt mit hohen Summen spekulieren, stocken die Käufer in Asien ihre Bestände an physischem Gold weiter auf - doch das Angebot ist begrenzt. Diese Goldströme von West nach Ost lassen sich schon seit Längerem beobachten und könnten auch als stiller und langsamer Run auf den physischen Goldmarkt betrachtet werden.

Klassische Runs auf Geschäftsbanken beginnen immer dann, wenn ein Teil der Bankkunden vermutet, dass das Kreditinstitut nicht über ausreichende liquide Barmittel verfügt, um alle Einleger auszuzahlen, oder wenn jemand anders ahnt, dass sich die Kreditbasis der Bank drastisch verschlechtert hat. Da alle Geschäftsbanken nach dem Prinzip der Mindestreserven arbeiten, d. h. da bei allen Banken nur ein Bruchteil der Finanzmittel der Einleger als Reserve vorgehalten wird, während der Großteil in Form von Darlehen verliehen wird, beginnen die Bankkunden, die zuerst misstrauisch werden, auch zuerst ihr Geld abzuheben.

Wenn sich anschließend herumspricht, dass es der Bank zunehmend schwerer fällt, die Abhebungen zu gewährleisten, werden mehr und mehr Einleger versuchen, ihre Mittel abzuziehen. Dann ist es nicht mehr weit bis zu einer Panik, bei der sich die Bank gezwungen sieht, die Höhe der Auszahlungen zu begrenzen und die Regulierungsbehörden um Hilfe zu bitten. Das gleiche Szenario könnte auch an den auf Mindestreserven basierenden Goldmärkten Realität werden, wenn die Besitzer der Goldforderungen versuchen die ersten zu sein, die ihre papiernen Versprechen in echtes Edelmetall umtauschen.

Seit Anfang der 2000er Jahre gab es einen kontinuierlichen und substanziellen physischen Goldfluss von der westlichen in die östliche Hemisphäre. Seit 2001 hat Indien auf Nettobasis beispielsweise mehr als 11.000 Tonnen Gold importiert. Dieses Gold hat das Land größtenteils nicht wieder verlassen.

Auch China hat seit 2001 mehr als 7.000 Tonnen Gold eingeführt. Da Goldexporte in China verboten sind, kann dieses Gold das chinesische Festland nicht wieder verlassen. Zudem hat die Zentralbank des Landes eine Erhöhung ihrer offiziellen Goldreserven um 1.400 Tonnen seit 2001 gemeldet. Dabei handelt es sich um Gold, das die Chinesische Volksbank exklusiv in Form von Großhandelsbarren am internationalen Goldmarkt kauft. Die Barren werden anschließend auf geheimen Wegen nach China geliefert und tauchen in den offiziellen Importstatistiken nicht auf.

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Am globalen Goldmarkt sind die Käufer in den östlichen Staaten vergleichbar mit den ersten Kontoinhabern, die bei einem Bankrun ihr Bargeld abheben. Am Goldmarkt könnte ein solcher "Schock", der zum Ansturm auf die globalen Goldreserven führt, durch die Erkenntnis zahlreicher Marktteilnehmer ausgelöst werden, dass die ausstehenden Goldkontrakte und -forderungen die schwindende Menge an physischem Gold, das zu ihrer Erfüllung bereitsteht, bei Weitem übersteigen. Diese Erkenntnis könnte dazu führen, dass Anleger und Trader massenhaft von Papiergold auf physisches Gold umsteigen wollen.

Wenn schließlich auch die Akteure an den Papiergoldmärkten beginnen, ihre Forderungen und Kontrakte gegen echtes Edelmetall zu tauschen, oder ihren Barzahlungen realistischere Kurse zugrundezulegen, und versuchen, mit ihren Gewinnen physisches Gold zu kaufen, könnte das dafür sorgen, dass sich der Goldpreis an den Papiermärkten vom physischen Goldpreis entkoppelt.

Zum einen würde eine Umorientierung der Marktteilnehmer auf physisches Gold das verfügbare Angebot überwältigen. Diese Situation ließe sich nur durch einen Anstieg des physischen Goldpreises ins Lot bringen, der dazu führt, dass ein größerer Teil der vorhandenen, überirdischen Goldbestände verfügbar wird.

Zum anderen würde der Verkaufsdruck an den Papiergoldmärkten zunehmen, da die Trader und Investoren ihre Kontrakte abstoßen würden, um mit den frei werdenden Mitteln physisches Gold zu erwerben. Dies hätte einen Rückgang des Goldkurses an den Papiermärkten zur Folge und würde die Kluft zwischen den beiden verschiedenen Goldpreisen vergrößern.



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