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US-Dollar-Baisse (4)

14.11.2006  |  Adam Hamilton
Zu bestimmten Zeitpunkten in der Geschichte gibt es breite strategische Themen, die die Finanzmärkte aus dem Hintergrund stark beeinflussen. Beobachter dieser Märkte nennen diese Themen säkulare Trends. Das sind langfristige, durch Angebot und Nachfrage getriebene Kräfte, die dafür verantwortlich sind, dass sich ein gewisser Kurs gleichmäßig in eine bestimmte Richtung bewegt.

Obwohl manche dieser Trends von Zeit zu Zeit, aufgrund von periodischen Trendumkehrungen, die zum Ausgleich der Sentiments notwendig sind, den Anschein machen zu versagen, laufen sie oft über mehr als ein Jahrzehnt. Zum Beispiel im Falle des großen säkularen Rohstoff-Bullenmarkts und des säkularen Aktien-Bärenmarkts, die sich in der letzten Zeit gegenläufig entwickelt haben, könnten diese beiden Trends leicht 17 Jahre andauern. Säkulare Trends sind bekannt dafür, dass sie für eine sehr lange Zeit bestehen bleiben.

Aus diesem Grund können Investoren die säkularen Trends nur auf eigene große Gefahr ignorieren. Wenn Sie ein langfristiger Investor sind und Sie sich nicht über beides bewusst sind, einerseits dass die säkularen Trends die Märkte dominieren und andererseits, dass diese Trends verschiedene Phasen der Reife haben, dann riskieren Sie, von einer temporären Trendumkehr erwischt zu werden und dadurch, sobald der ursprüngliche Trend wiederkehrt, große Verluste hinnehmen zu müssen.

Und diese Trendumkehrbewegungen können sehr überzeugend wirken, wenn man nicht mit einem fundierten Marktwissen gegen diese Verführung gewappnet ist. Der momentane amerikanische Aktienmarkt ist dafür ein perfektes Beispiel. Obwohl eine ganz Menge Faktoren dafür sprechen, dass sich der Dow Jones bereits in einem säkularen Bärenmarkt befindet, der noch mindestens ein Jahrzehnt andauern sollte, haben die letzten Rekordhochs viele Investoren davon überzeugt, dass der Bullenmarkt zurück ist. Wenn aber diese Trendumkehr zwangsläufig früher oder später enden wird, werden die Investoren wie Schafe abgeschlachtet werden.

Der einzige Weg, um dieser Falle auf den Finanzmärkten zu entkommen und den Verlockungen, die kurzfristige Trendumkehrungen mit sich bringen, nicht zu unterliegen, ist seiner strategischen Perspektive treu zu bleiben. Wenn Sie Ihr langfristiges Bild der Märkte immer im Auge behalten, werden ihre langfristigen Investmentgewinne viel höher sein als die der unsicheren Investoren, die bei jeder Marktlaune weggeblasen werden.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich einen wichtigen säkularen Trend, dem bis jetzt nicht viel Beachtung geschenkt wurde, näher betrachten, nämlich den säkularen US-Dollar-Bärenmarkt. Während der ersten Phase des Gold-Bullenmarktes war die Entwicklung des Dollars der primäre Faktor für den Anstieg des Goldes, aus diesem Grund wurde der Dollar von mir in den letzten Jahren des Öfteren diskutiert. Aber jetzt, in der zweiten Phase des Gold-Bullenmarkts, wo die Nachfrage nach Gold von den Investments abhängig ist und nicht mehr vom Dollar, ließ seine Nützlichkeit für Rohstofftradings nach. Nichtsdestotrotz bleibt der Dollar sehr wichtig.

Für Amerikaner ist die ganze Welt vom Dollar dominiert. Weil der Wert des Dollars auf den internationalen Währungsmärkten schwankt, können sich die Importkosten und die Exportprofite sehr stark verändern. Für Investoren außerhalb Amerikas bleibt der Dollar trotz seiner gut bekannten Mängel die Weltwährungsreserve Nummer Eins. Ja, der Dollar ist nur ein Versprechen, das darauf beruht, dass man mit bedruckten Papierscheinen ohne inneren Wert zahlen kann. Dennoch dominiert er rücksichtslos den Welthandel.

Nachdem der einst mächtige Dollar während der Jahre 2002, 2003 und 2004 gnadenlos gefallen ist, bewegt er sich seitdem meist in einem seitlichen Kanal. Und weil der Dollar über den Großteil von zwei Jahren horizontal konsolidierte, scheinen sehr viele Trader ihre strategische Perspektive zu verlieren und zu vergessen, dass der Dollar in einem starken säkularen Bärenmarkt festgefahren ist.

Bevor wir in die Entwicklung des Dollars der letzten Jahre eintauchen, um dadurch die alten Analysen des Dollar-Bärenmarktes zu aktualisieren, ist es sehr wichtig, die frühere Entwicklung zu verstehen. Dieser Chart zeigt den ehrwürdigen US-Dollarindex seit 2001, der den relativen Dollar, also den Dollarindex dividiert durch seine 200-Tages-Linie, überlagert. Der Dollar entwickelte sich in den letzten paar Jahren mitten in seinem Bärenmarkt immer auf einem niedrigen Niveau.
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So gut wie alle Analysen des Dollar, die ich in den letzten Jahren in den Finanzmedien gesehen habe, konzentrierten sich auf sein Tief im Dezember 2004, im obigen Chart mit 5 gekennzeichnet. In der Tat hat sich der Dollar von diesem Bezugspunkt ausgehend beeindruckend entwickelt. Der US-Dollarindex stieg von seinem Tief im Dezember 2004 bis zu seinem Hoch im November 2005 um 14,6% an. Und Obwohl der Dollar bis nahe an seine letzte Unterstützungslinie gefallen ist, ist er nach wie vor um 7,3% höher als im Dezember 2004.

Wenn Sie sich aber einen Überblick über die letzten Jahre verschaffen und sich das große strategische Bild ansehen, ist der Dollar nach wie vor in einer starken säkularen Baisse-Phase. Der Dollar verlor auf den weltweiten Devisenmärkten von seinem Hoch Mitte 2001 bis zu seinem Tief 2004 unglaubliche 33,3% seines Wertes. Die Kaufkraft des Dollars fiel international gesehen von 2001 bis 2004 also um ein Drittel.

Da sich Währungen normalerweise sehr ruhig uns langsam entwickeln, ist das, speziell für die wichtigste Währungsreserve der Welt, ein sehr großer Sprung. Normalerweise sollte eine Währung, die als Reserve fungiert, stabil sein und ihren Wert beibehalten. Ausländische Investoren und Zentralbanken, die Washingtons endloser "Starker Dollar" - Propaganda vertraut haben, haben den Fremdwährungsverlusten ihrer massiven Investments, die um ein Drittel gefallen sind, zugesehen. An ihrer Stelle wäre ich nicht sehr glücklich!

Damit Sie nicht denken, ein Maß vom Hoch zum Tief wäre etwas zu aggressiv, werden Sie auch auf ähnliche Ergebnisse kommen, wenn Sie von Mitte 2001 bis heute messen. In dieser Woche war der einst mächtige US-Dollar 28,5% unter seinem Wert vom Sommer vor 6 Jahren. Man kommt nicht drum herum zu sagen, dass der Dollar trotz seiner Seitwärtsbewegung der letzten paar Jahre sich tief in einem säkularen Bärenmarkt befindet.

Die Wallstreet liebt einen starken Dollar, weil er meist dazu führt, dass der US-Aktienmarkt aus mehreren Gründen angekurbelt wird. Wenn der Dollar steigt, kaufen ausländische Investoren eher amerikanische Aktien, weil sie dadurch nicht nur Gewinne durch die Investitionen, sondern auch Währungsgewinne machen. Ein starker Dollar macht auch Importe billiger und weil die amerikanische Bevölkerung sehr stark von Importen abhängig ist, würde ein starker Dollar zu mehr Kaufkraft führen. Ein starker Dollar würde auch dazu führen, dass die amerikanischen Unternehmen profitieren, weil sich die Amerikaner dadurch mehr ihrer eigenen Produkte leisten können.




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