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Rohstoff Express: "Getreide-Hausse" in finaler Phase?

16.01.2007  |  Marius Steininger
Kennen sie eigentlich den Film "Die Glückritter"? Falls nicht sollten Sie als Rohstoff-Spekulant diese "Bildungslücke" schleunigst schließen. Denn der "Streifen" ist nicht nur überaus unterhaltsam sondern verdeutlicht in unnachahmlicher Art und Weise den Einfluss von Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums auf die Kursentwicklung bei Agrar-Rohstoffen. "Live" erleben konnte man diesen übrigens letzten Freitag. Kaum hatten die Behörden ihren neusten "Supply-&-Demand-Report" veröffentlicht, kam es an den Getreidemärkten zu regelrechten Preisexplosionen. War das die endgültige Initialzündung für einen langfristigen Bullenmarkt oder befindet sich die Hausse bereits in ihrer finalen Phase?


Nur Mais überzeugt!

Wirklich überzeugen konnten nur die Daten zu Mais: Obwohl der amerikanische Verbrauch gegenüber dem Vormonat leicht niedriger veranschlagt wurde, kam es zu einer Reduktion der Ending Stocks von 935 auf 752 Millionen Scheffel. Verantwortlich hierfür war die um 210 Millionen Scheffel zurückgenommene Schätzung der Ernteerträge. Auch auf globaler Ebene reduzierte die Behörde die Endbestände von 92,74 Millionen Tonnen im Dezember auf jetzt nur noch 86,44 Millionen Tonnen. Völlig anders sah es hingegen bei Weizen aus: Hier wurde die Übertragsrate vor dem Hintergrund steigender US-Einfuhren und gleichzeitig geringerer Exporte um 34 auf 472 Millionen Scheffel erhöht und lag damit signifikant über dem Marktkonsens bei 458 Millionen Scheffeln. Weltweit sieht das Landwirtschaftsministerium einen Anstieg der Ending Stocks von 120,74 auf 121,83 Millionen Tonnen. Bei Sojabohnen erfüllten sich die schlimmsten Erwartungen einiger Händler nicht: Die Übertragsrate wurde lediglich auf 575 Millionen Scheffel erhöht. Im Vorfeld gingen pessimistische Marktteilnehmer von einem Zuwachs bis auf 597 Millionen Scheffel aus. Die Lagerbestände zum ersten Dezember notierten mit 2,697 Milliarden Scheffeln zwar unterhalb der Befürchtungen (2,752 Milliarden Scheffel), aber dennoch deutlich über dem Vorjahreswert von 2,501 Milliarden Scheffeln. Unterm Strich kann damit festgehalten werden, dass der jüngste "Supply-&-Demand-Report" für Mais außerordentlich bullisch, für Weizen unverkennbar bärisch und für Sojabohnen leicht freundlich gewesen ist.


"Holzauge sei wachsam!"

Dass die Getreidepreise dennoch durch die Bank derart massiv anzogen, ist einerseits unverständlich anderseits aber auf jeden Fall ein klares Warnsignal. Erfahrungsgemäß weisen Kursanstiege trotz eigentlich schlechter News auf das Bestehen oder zumindest den Beginn einer Spekulationsblase hin, vor allem wenn die Erklärungsversuche der Rallye recht abenteuerlich anmuten. Immer wieder ist zu hören, dass die US-Farmer wegen des hohen Preisniveaus ihre Mais-Anbauflächen in diesem Jahr massiv ausweiten, was zu Lasten der anderen Getreidesorten gehen soll. Das US-Landwirtschaftsministerium scheint diese Mutmaßungen nicht zu teilen. Ansonsten würde man wohl kaum von einer Ausweitung der Weizen-Anbaufläche um 3,5 auf über 44 Millionen Acres ausgehen. Auch bei Sojabohnen dürfte nach der kräftigen Aufwärtsbewegung seit Oktober 2006 die Anbaufläche eher erhöht als reduziert werden. Immerhin spricht bei den Bohnen wie auch bei Mais wenigstens die Saisonalität für weiter anziehende Notierungen in den nächsten Monaten. Bei Weizen hingegen drohen bis Sommer kontinuierliche Preisrückgänge. Leser, die auf unsere Empfehlung im September letzten Jahres hin immer noch long in Weizen sind, sollten daher ernsthaft darüber nachdenken, ihre mittlerweile staatlichen Gewinne mitzunehmen oder wenigstens den Stopp-Kurs eng nachzuziehen. Wagemutige Investoren können die seit Freitag wieder recht ambitionierten Notierungen sogar zum Short-Einstieg nutzen. Denn auf Dauer - so viel sollte klar sein - werden die starken Fundamentals bei Mais kaum ausreichen, um den gesamten Getreidesektor immer weiter nach oben zu katapultieren.


© Rohstoff-Express-Redaktion
www.derivate-online.de



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