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Rohstoff Express: Rohstoff-Crash im Anmarsch?

04.07.2007  |  Marius Steininger
In den zurückliegenden ein bis zwei Jahren ist die immer wieder propagierte "Rohstoff-Hausse" doch merklich ins Stocken geraten. Vorbei sind die Zeiten, als insbesondere die Energieträger und Metalle von einem Höchststand zum nächsten "eilten". Dem Interesse an den "Naturschätzen" hat das bislang jedoch kaum einen Abbruch getan. Rohstoffe erfreuen sich nach wie vor einer sehr hohen Beliebtheit. Wenngleich daran natürlich grundsätzlich nichts verkehrt ist, birgt diese Entwicklung durchaus auch die eine oder andere Gefahr in sich. Die britische Finanzaufsicht FSA sprach vor kurzem sogar davon, dass das rasante Wachstum den Rohstoff-Markt zunehmend anfälliger für Crashs mache, die letztlich sogar das gesamte Finanzsystem ins Wanken bringen könnten.


Explodierende Zahl von Marktteilnehmern

Ein Hauptproblem sieht die Behörde in der geradezu explodierenden Zahl von Marktteilnehmern. Immer mehr Industriefirmen, Fluglinien und andere Unternehmen sichern sich mittlerweile an den Terminmärkten oder über Derivate-Geschäfte gegen die zum Teil heftigen Preisschwankungen bei Öl, Kupfer & Co. ab. Abgesehen davon drängen zunehmend Hedge-Fonds, Investmentbanken und Vermögensverwalter in den als lukrativ erachteten Bereich vor. Ihr Ziel: Renditequellen erschließen, die unanhängig von den Risiken an den Aktien- und Anleihemärkten sind.


Enorme Kapitalflüsse

Diese Entwicklung hat zu einem enormen Anstieg der Kapitalflüsse im Rohstoff-Segment geführt. Von 1990 bis heute verzehnfachten sich die Umsätze an der London Metal Exchange. An der Energieterminbörse ICE verdoppelte sich der Handel innerhalb eines Jahres. Gleichzeitig explodierte das Volumen der außerhalb der Börsen gehandelten Rohstoff-Derivate den Daten der Bank für internationalen Zahlungsausgleich zufolge auf 6,4 Billionen US-Dollar - das ist mehr als 14 Mal so viel wie 1998.


Überlastete Infrastruktur

Angesichts solcher Zahlen warnt die FSA vor einer Überlastung der Infrastruktur, zumal gerade in letzter Zeit immer aggressivere Handelsstrategien zum Einsatz kommen, um die ehrgeizigen Ertragsziele zu erreichen Rohstoffbörsen müssen sicherstellen, dass ihre Abwicklungs- und Überwachungssysteme den steigenden Umsätzen und den beschleunigten Handelsströmen gewachsen sind. Dass dies nicht immer gelingt, zeigt das Beispiel Nickel. Hier kam es - von der London Metal Exchange unbemerkt - zu Preisabsprachen zwischen diversen "Big Plavern" und entsprechenden Marktmanipulationen. Gerade in den mitunter engen Rohstoff-Märkten kann so etwas in Zukunft nur durch verstärkte Kontrolle verhindert werden.


Erfahrene Händler sind Mangelware

Zusätzliche Gefahren sehen die Aufseher durch unerfahrene "Spieler" auf die Rohstoffmärkte zukommen. Investmentbanken liefern sich derzeit einen harten Wettbewerb um Energie-, Metall- und Agrarhändler. Weil gute Kräfte äußerst knapp sind, locken Geldhäuser und Hedge-Fonds die Händler mit Fixgehältern von bis zu fünf Mill. Pfund jährlich; dazu kommen üppige Bonuszahlungen. Die Nachfrage der Banken und der Hedge-Fonds ist so stark, dass immer mehr Rohstoffexperten aus der Industrie in die Finanzwelt abwandern. Branchenexperten gehen davon aus, dass in den vergangenen 18 Monaten mindestens 30 Händler des Ölkonzerns BP bei Geldhäusern oder Vermögensverwaltern angeheuert haben. Nicht selten wird das fehlende Personal zwangsläufig durch "Greenhorns" ersetzt.


Fazit:

Insgesamt sind die Bedenken der FSA sicherlich nicht gänzlich von der Hand zu weisen, wenngleich das Szenario eines gewaltigen Crashs ein wenig übertrieben erscheint. Ein bisschen mehr Kontrolle könnte aber der einen oder anderen (Rohstoff)-Börse sicherlich nicht schaden. Immerhin ist ein ordnungsgemäßer und verlässlicher Handelsablauf eine Grundvoraussetzung dafür, dass Rohstoffe sich dauerhaft als Asset-Klasse etablieren und nicht in den Rufs eines bloßen "Zocker-Segments" geraten.


© Marius Steininger
Derivate Magazin (www.derivate-online.de)



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