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Wird der Goldpreis an der COMEX-Futuresbörse unterdrückt?

13.12.2021  |  Jan Nieuwenhuijs
Eines der am meist besprochenen Themen innerhalb der Goldbranche ist die langfristige Goldpreisunterdrückung an der COMEX-Futuresbörse in New York. Es ist eine interessante Theorie, weil wir wissen, dass die Vereinigten Staaten in der Vergangenheit aktiv an der "Stabilisierung" des Goldpreises beteiligt waren, um den Dollar stärker erscheinen zu lassen. Doch das wurde in den 1960er und 1970er Jahren offen getan, indem physisches Gold verkauft wurde. Wird der Goldpreis weiterhin unterdrückt und findet dies via Futuresmarkt statt?

Preismanipulation durch Spoofing, was kleine Innertagespreisentwicklungen nach oben oder unten sein können, wurde immer wieder bewiesen, doch keine langfristige Unterdrückung.


Einleitung

In einem kürzlichen Video sprach Andrew Maguire über Goldpreisunterdrückung und erwähnte, dass Trader ihre großen Futures-Positionen verlängern können. An Regulierungsbehörden gewandt, meinte er: "Was? Sie meinen, dass man nicht ewig verlängern kann? … Wenn es eine Sache gibt, auf die man sich konzentrieren sollte, dann diese."

Goldfutures kann man tatsächlich ewig verlängern, wie Mais-, Zucker-, Öl-, Aktienindices-, Anleihe-, Devisen- und Krypto-Futures. Diese Verlängerung ist ein wesentliches Feature des Futuresmarkts. Doch Maguire nennt hier einen exzellenten Untersuchungsansatz, sollte eine massive Shortposition am Goldfuturesmarkt den Preis unterdrücken: die Verlängerungsdaten.


Wie es funktioniert

Futures können viele Monate in der Zukunft gehandelt werden. Für Gold sind Februar, April, Juni, August, Oktober und Dezember aktiv gehandelte Monate - der Rest kann ignoriert werden. Der "nahe Monat" erfasst immer Tradingvolumen und Open Interest. Als ich diesen Artikel schrieb, war der am aktivsten gehandelte Kontrakt (naher Monat) an der COMEX der Februar-Kontrakt.

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Lassen Sie uns ein Szenario langfristiger Preisunterdrückung an der COMEX durchgehen, um dann die Verlängerungsdaten zu betrachten und zu sehen, ob dies tatsächlich stattgefunden hat.

Stellen Sie sich vor, eine betrügerische Person verkauft mehrere tausend Kontrakte short. Das ist sehr schwierig, weil die Regulierungsbehörde Positionslimits für alle Trader festgelegt hat, doch wir werden annehmen, dass dieser Betrüger eine Möglichkeit gefunden hat, diese Einschränkungen zu umgehen. Dieser massive Shortverkauf beginnt im nahen Monat, was den Futurespreis nach unten drückt und durch Arbitrage wird der Futurespreis auf den Spotmarkt übertragen: Der Preis des physischen Goldes wird ebenfalls unterdrückt.

Was nun? Jede Futures-Position läuft irgendwann aus. Der massive Shortverkäufer hat drei Optionen. Die erste Möglichkeit ist, die Short-Position zu schließen, indem eine gegensätzliche Position eröffnet wird. Im Falle einer massiven Short-Position, muss eine gleiche Anzahl an Kontrakten Long gekauft werden, damit alles saldiert werden kann. Das Ergebnis wäre die Rückgängigmachung der anfänglichen Preisunterdrückung- das Schließen einer Short-Position führt zu einem Preisanstieg. Die zweite Möglichkeit ist eine physische Lieferung des Metalls. Aus den COMEX-Lieferdaten geht jedoch hervor, dass nur ein kleiner Teil des Open Interest tatsächlich physisch geliefert wird. Keine große Short-Position lässt sich jeden zweiten Monat hunderte Tonnen Gold liefern.

Die dritte Möglichkeit ist eine Verlängerung, indem die Position im nahen Monat geschlossen und eine neue massive Short-Position im nächsten aktiven Monat eröffnet wird. Doch eine große Verlängerung würde Spuren in den Futurespreisen hinterlassen. Wird eine massive Short-Position verlängert, wird der Preis des auslaufenden Monats nach oben und der Preis für den nächsten aktiven Monat nach unten gedrückt. Die Spread zwischen den Kontrakten - kalkuliert als nächster aktiver Monat minus des nahen Monats - würde während der Verlängerungszeit zurückgehen.

Ich nahm mir die Schlusskurse von der COMEX-Webseite und erstellte einen Chart. Unten können Sie die Entwicklung der Spread (zwischen den Kontrakten für Dezember 2021 und Februar 2022) von Anfang Oktober bis Ende November sehen. Der letzte Tag im November war der Beginn der Lieferprozedur für Dezember, also verlängerten (oder schlossen) die meisten Händler ihre Dezember-Positionen vor diesem Termin.

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Offensichtlich stieg die Spread bis Ende November und signalisierte, dass die Longs begieriger auf eine Verlängerung waren als die Shorts. Anders gesagt: Es wurden mehr Longs als Shorts verlängert.


Schlussfolgerung

Wenn irgendeine Zeit so geeignet war, den Goldpreis unten zu halten, dann die letzten paar Monate, als die Welt durch die höchsten Inflationszahlen der letzten 30 Jahre geschockt wurde. Meine Daten zeigen jedoch, dass es keinen Hinweis auf eine massive Short-Unterdrückung des Goldpreises an der COMEX gibt.

Die einzige Kritik an meiner Methode, die ich finden kann, wäre die Verwendung der Schlusskurse anstatt Geld- und Briefkurse. Leider habe ich nicht die notwendigen Ressourcen, um letzteres zu bekommen. Eine ähnliche Untersuchung von Keith Weiner, der Spot- und Futurespreise über mehrere Jahrzehnte verwendet, unterstützt meine Ergebnisse. Seine Schlussfolgerung ist dieselbe: Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Goldpreis an der COMEX unterdrückt wird.

Nichtsdestotrotz könnte ich meine Meinung ändern, sollten neue Beweise ans Tageslicht kommen.

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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer



Dieser Artikel wurde am 9. Dezember 2021 auf www.thegoldobserver.substack.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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