Suche
 
Folgen Sie uns auf:

David Stockman: Europas Wirtschaftssuizid

02.08.2022
- Seite 3 -
Ein Klimawandel-Heuler behauptete: "Ungeachtet des kurzfristigen Anstiegs des Kohleverbrauchs auf dem Strommarkt sollten die Gesamtemissionen durch eine Kombination aus Energieeffizienz, dem Einsatz erneuerbarer Energien und anderen Maßnahmen reduziert werden", so Sartor. "Das ist das Schöne an starken, rechtsverbindlichen EU-Emissionsobergrenzen und starken sektoralen EU-Rechtsvorschriften."

Das stimmt. Sie lernen es einfach nie. An der Front des Sanktionskrieges bewegt sich Europa nun in eine völlig selbstmörderische Richtung und erwägt die Übernahme des abscheulichen Ölpreisobergrenzenplans, der von Janet Yellen propagiert wird. Dieser Sanktionsvorschlag geht auf ein früheres EU-Sanktionspaket zurück, das ein Embargo für russische Ölimporte und ein Verbot für EU-Firmen, russische Öltransporte auf dem Seeweg zu versichern, vorsah. Diese Maßnahmen sollen bis Ende des Jahres in Kraft treten.

Da jedoch viele russische Öllieferungen in Länder auf der ganzen Welt in der EU und im Vereinigten Königreich versichert sind, hat Yellen wiederholt erklärt, sie sei besorgt, dass die Pläne der EU russisches Öl vom Weltmarkt verdrängen könnten. Ihre Lösung besteht also darin, vom Regen in die Traufe zu kommen. Dies würde angeblich durch eine Ausnahmeregelung vom Versicherungsverbot erreicht werden. Die Änderung würde es Unternehmen in der EU, im Vereinigten Königreich und anderswo ermöglichen, Lieferungen von russischem Öl zu versichern und zu finanzieren, wenn der Verkaufspreis unter die Obergrenze fällt, die angeblich zwischen 40 und 60 Dollar je Barrel liegen würde!

Angeblich würden China, Indien und andere Entwicklungsländer, die russisches Rohöl zu Discountpreisen abnehmen, sich an dem Programm beteiligen und einen noch höheren Rabatt erhalten. Das setzt allerdings voraus, dass Russland sich bereit erklärt, zu diesen Preisen zu verkaufen, und dass Länder, die dringend Rohöl benötigen, sich strikt an die Regeln von Washington und der NATO halten. Doch wie der scharfsinnige Ambrose Evans-Pritchard kürzlich bemerkte, ist das unwahrscheinlich!

"Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben ihre Politik in einem Paralleluniversum formuliert, indem sie nicht durchsetzbare Pläne für eine Preisobergrenze von 40 bis 60 Dollar für russische Rohölexporte erörterten, die angeblich auch auf die asiatischen Märkte ausgedehnt werden sollten. Die falsche Annahme - atemberaubend in ihrer Reihe von Irrtümern - ist, dass der Kreml das Geld braucht und sich willfährig fügen wird."

In der Tat können wir nur sagen: "Was Sie nicht sagen", um einem Analysten zu antworten, der sofort die Lücken in diesem Schema aufzeigte: "Es gibt noch einige offene Fragen in Bezug auf die Preisobergrenze zu klären. Dazu gehört die Frage, wie sie durchgesetzt werden soll, wie man andere Länder davon überzeugen kann, sich ihr anzuschließen, und zu welchem Preis die westlichen Länder den Kauf von russischem Öl erlauben würden. Der Vorschlag beruht auch auf der Annahme, dass Russland weiterhin Öl zu einem von den USA und ihren Verbündeten festgelegten Preis verkaufen würde."

Tatsache ist, dass Russland bereits bewiesen hat, dass es nicht der berüchtigte mitleiderregende, hilflose Riese ist, wenn es darum geht, sich angesichts des Sanktionskriegs auf den globalen Rohstoffmärkten zurechtzufinden. In den ersten 100 Tagen des Krieges hat es durch den geschickten Verkauf von Öl, Gas und Kohle mit geringfügigen Abschlägen von den steigenden Weltmarktpreisen bei etwas geringeren Mengen an Brennstoffen einen Rekordumsatz von 97 Milliarden Dollar erzielt. Im Juni beispielsweise fielen die russischen Ölexporte auf den niedrigsten Stand seit August 2021, aber die Einnahmen aus dem Ölexport stiegen um 700 Millionen Dollar auf 20,4 Milliarden Dollar, 40% mehr als im Durchschnitt des Jahres 2021.

Und der Beweis ist nun erbracht. Im zweiten Quartal stieg der russische Leistungsbilanzüberschuss auf einen Rekordwert von 70 Milliarden Dollar. In runden Zahlen ausgedrückt ist das ein jährlicher Handelsüberschuss von einer Viertel Billion Dollar gegenüber dem Rest der Welt. Was für eine Art von Sanktionen!

Auch wenn weithin angenommen wird, dass Putin angesichts von Yellens Preisobergrenze einknicken und Washingtons Preisdiktat akzeptieren würde, weil die Einnahmen aus den Ölimporten zu wertvoll sind - sie sind 700 Millionen Dollar am Tag wert -, ist diese Annahme möglicherweise gar nicht zutreffend. Offenbar könnte Russland die Produktion über viele Monate hinweg um 3 bis 5 mb/t drosseln - weitaus länger, als Asien und andere Abnehmer auf sein Öl verzichten könnten.

So argumentierten zwei JPMorgan-Analysten, Natasha Kaneva und Ted Hall, kürzlich, dass Russland seine Gesamtproduktion vorübergehend halbieren und der Welt bis zu fünf Millionen Barrel am Tag (5% des weltweiten Angebots) vorenthalten könnte, ohne seine Bohrinfrastruktur nachhaltig zu schädigen oder einen untragbaren wirtschaftlichen Schaden zu erleiden. Darüber hinaus gehen sie davon aus, dass ein solcher Schock und eine solche Verknappung die Preise auf 380 Dollar je Barrel treiben würde, ein Niveau, das die Weltwirtschaft zum Erschaudern bringen würde.

Wie diese Analysten weiter feststellten: "Es gibt keine unmittelbaren finanziellen Engpässe. Der Nationale Wohlfahrtsfonds Russlands verfügt über 116 Milliarden Dollar an nutzbarem Geld. Der Kassenbestand des Schatzamtes beträgt weitere 85 Milliarden Dollar. Zusammengenommen reicht dies aus, um einen Totalausfall der Haushaltseinnahmen aus den Exporten fossiler Brennstoffe für fast ein Jahr zu decken, vielleicht länger, als Europas komfortable Gesellschaften den Schmerz ertragen können. Russland würde in jedem Fall geringere Mengen gegen höhere Preise eintauschen, so dass die Einnahmeverluste nicht so hoch ausfallen dürften."

Letzten Endes lügen die Fakten nicht. Russland wird derzeit mit mehr Einnahmen aus fossilen Brennstoffen überschwemmt, als es verkraften kann, und ist nicht in der Lage, einen Leistungsbilanzüberschuss von 20% des BIP durch die Anhäufung von Währungsreserven auszugleichen. Folglich steht der Rubel jetzt auf einem 8-Jahreshoch gegenüber dem Euro.

Open in new window

Sind die EU-Politiker und -Apparatschiks also auf dem Weg, die Reste des kapitalistischen Wohlstands in Europa zu zerstören? Es sieht jedenfalls so aus.


© David Stockman



Dieser Artikel wurde am 26. Juli 2022 auf www.internationalman.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"