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Der "phänomenale" Bullenrun des Schweizer Frankens

17.09.2023  |  Claudio Grass
Die Stärke des Schweizer Frankens (CHF) ist seit über einem Jahr Thema zahlloser "Experten"-Analysen und hat in der Mainstream-Finanzpresse große Beachtung gefunden. Das letzte Mal, dass die Währung so viel Interesse auf sich zog, war wahrscheinlich 2011, als ihr gefeierter Status als "sicherer Hafen" nach hinten losging, da die Anleger in Scharen in den Franken flüchteten und den Kurs auf ein Niveau trieben, das die Schweizerische Nationalbank (SNB) zwang, einzugreifen und ihn an den Euro zu binden. Oder vielleicht war es als die Aufhebung dieser Obergrenze im Jahr 2015 erneut für Schlagzeilen sorgte.

Die erneute Aufmerksamkeit, die er in letzter Zeit auf sich gezogen hat, hat jedoch nichts mit wirklich "bahnbrechenden Nachrichten" dieser Art zu tun. Es liegt an seiner beeindruckenden Performance im Vergleich zu anderen Währungen und wohl auch daran, dass einige Anleger und Analysten endlich erkannt haben, wie wichtig es ist, bei ihren Einschätzungen einen längeren Zeitrahmen zu betrachten, anstatt sich nur auf kurzfristige Schwankungen zu konzentrieren.

In diesem Zusammenhang sticht der CHF in der Tat hervor. Der Ruf der Währung, stabil zu sein, hat sich über Jahrzehnte hinweg bewährt und fest etabliert. Kursausschläge während Wirtschaftskrisen und Marktzusammenbrüchen haben dies immer wieder deutlich gezeigt, und sie tun es auch weiterhin.

Dafür gibt es gute Gründe. Im Vergleich zu anderen Emittenten von Fiatwährungen ist die Schweiz wirtschaftlich deutlich stabiler, ihr Kreditrating ist verlässlich robust, sie weist einen beträchtlichen Leistungsbilanzüberschuss auf und sie hat im Allgemeinen eine vergleichsweise hohe Haushaltsdisziplin an den Tag gelegt. Und sie ist nach wie vor ein Verfechter dieser Disziplin, denn Ende August schloss sich der kleine Alpenstaat den Finanzministern Deutschlands, Luxemburgs, Österreichs und Liechtensteins in einer gemeinsamen Erklärung an, in der eine Rückkehr zu disziplinierten Staatsausgaben und ein Ende des fiskalpolitischen Expansionismus in Europa gefordert wurde.

Es gibt auch historische, geopolitische und sogar kulturelle Gründe für das Vertrauen in die Schweizer Währung. So sind sich erfahrene und erfahrene Anleger der Bedeutung der Neutralität des Landes bewusst und schätzen die politische Stabilität, die rechtliche Berechenbarkeit und die konsequente Achtung des Privateigentums sehr.

Gerade in den letzten Jahren, nach all den Irrungen und Wirrungen der COVID-Krise und der daraus resultierenden weltweiten Inflationswelle, angesichts des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise sowie der allgemeinen geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheit, die in dieser Zeit herrschte, hat sich der Franken einmal mehr als widerstandsfähig erwiesen. Es ist daher kaum verwunderlich, dass die Entwicklung des CHF Aufmerksamkeit erregt und er weithin als echte "harte Währung" angesehen wird.

Diese Einschätzung hat jedoch einen schwerwiegenden Makel. Der CHF ist nach wie vor ein Papiergeld und kann als solches niemals als "harte Währung" bezeichnet werden. Zugegeben, spekulativ gesehen ist er besser als seine Pendants. In einem realen, inneren Wertkontext ist er jedoch nicht mehr wert als der venezolanische Bolivar.

Ein kürzlich in cash.ch erschienener Artikel veranschaulicht diesen wichtigen Unterschied zwischen relativem Preis und tatsächlichem Wert ausgezeichnet und treffend, wenn auch völlig unbewusst.

Der Autor widmet fast den gesamten Artikel der phänomenalen Performance des Frankens im Vergleich zu seinen Fiat-Pendants, vergleicht die Preisdaten seit 2007 und verweist auf relevante Charts und Zahlen, die seine These eindeutig untermauern, z. B. dass die Inflation in der Schweiz einen Höchststand von 3,3% erreichte, während sie in den USA 9% und in der Eurozone über 10% erreichte. Erst in den allerletzten zwei Sätzen des gesamten Artikels erwähnt er beiläufig, als triviale Randnotiz, dass "der Franken übrigens seit Herbst 2007 von den Edelmetallen "geschlagen" wurde. Palladium legte gegenüber der Schweizer Währung um 150% zu, Gold um 82% und Silber um 21%."

Natürlich entgeht den meisten Anlegern die offensichtliche Absurdität dieser Aussage; für sie ist es lediglich eine Feststellung ohne Relevanz. Die Besitzer von Edelmetallen erkennen jedoch ganz klar, wie diese einfache und unbestreitbare Tatsache das gesamte Argument für die "Überlegenheit" des Frankens entkräftet. Wenn überhaupt, dann ist er einfach die "beste schlechte Wahl", nicht unähnlich derjenigen zwischen Pest und Cholera.

Fairerweise muss man sagen, dass der CHF für den normalen Anleger natürlich eine bessere Option ist als der USD, der nur durch seinen Reservestatus gestützt wird, der zunehmend in Frage gestellt wird und wahrscheinlich bald irrelevant sein wird, und sicherlich besser als die völlig künstliche "Frankenstein-Währung", die der Euro darstellt. Letzten Endes haben sie jedoch alle einen gemeinsamen Nenner, nämlich das völlige Fehlen eines realen Wertes.

Der CHF mag mehr Vertrauen genießen, aber dieses Vertrauen kommt nicht vom Schweizer Staat oder von der SNB, sondern vom Erbe des Landes, seiner Geschichte und letztlich von seinen Menschen und ihren Werten. Dies ist die eigentliche Grundlage des sicheren Hafens Schweiz. Und die einzig vernünftige Art, darin zu investieren, ist die direkte, indem man sich nicht auf ein Stück Papier verlässt, das von demjenigen ausgegeben wird, der das Land gerade regiert, sondern indem man auf das vertraut, worauf dieses Land tatsächlich aufgebaut ist, nämlich auf die einzige echte "harte Währung", die es gibt: "Echtes Geld" aus Gold und Silber ohne jegliches Gegenparteirisiko.


© Claudio Grass
www.claudiograss.ch


Dieser Artikel wurde am 08.09.2023 auf proaurum.ch veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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