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Ausblick auf die Rohstoffmärkte 2008

21.12.2007  |  Dr. Frank Schallenberger
Die Ölpreise haben ein turbulentes Jahr 2007 hinter sich. Seit Jahresanfang hat das schwarze Gold in der Summe um rund 50% zugelegt. Das Allzeithoch vom Sommer 2006 wurde deutlich übertroffen. Sogar die Marke von 100 US-Dollar wurde nur sehr knapp verfehlt. Das starke Weltwirtschaftswachstum und insbesondere die relativ hohe Dynamik in Südostasien sorgten auch im abgelaufenen Jahr für eine hohe Nachfrage. An diesem Umstand dürfte sich im kommenden Jahr nur wenig ändern. Deshalb erwartet beispielsweise die International Energy Agency (IEA) einen weiteren Anstieg der weltweiten Ölnachfrage gegenüber dem Jahr 2007 um 2,1 Mio. Barrel pro Tag. Die Schätzung der IEA scheint jedoch in Bezug auf das konjunkturelle Umfeld allzu optimistisch. Denn konjunkturelle Bremsspuren durch die Subprime-Krise auf das US-Wirtschaftswachstum sollten sich auch auf die Ölnachfrage niederschlagen. Immerhin sind die USA mit einem Ölverbrauch von rund 20,5 Mio. Barrel pro Tag für knapp 25% der weltweiten Nachfrage verantwortlich. Insofern scheint die OPEC die Situation für das kommende Jahr realistischer einzuschätzen als die IEA. Das Ölkartell rechnet für 2008 mit einer Nachfrageerhöhung um 1,5% oder 1,3 Mio. Barrel pro Tag. Sowohl die voraussichtlich moderate Nachfragesteigerung als auch die zuletzt verhaltenere Nachfrage aus Südostasien sprechen in den kommenden Monaten für eine Korrektur beim Ölpreis auf ein fundamental "faires" Niveau von ca. 75-80 USD pro Barrel.

Im Gegensatz zum Öl stehen die Zeichen bei Gold auch im kommenden Jahr auf Plus. Das gelbe Metall hat spätestens seit dem Ausbruch der Subprime-Krise seinen Status als sicherer Hafen wieder einmal deutlich unterstrichen. Zudem dürfte Gold als klassischer Inflationsschutz mehr und mehr in den Fokus rücken. Denn der langjährige Trend zu sinkenden Teuerungsraten hat sich zuletzt nicht mehr fortgesetzt. Die letzte Datenrunde für den Euroraum ergab die höchste Inflationsrate seit Mai 2001. In den USA erreichte der Zuwachs bei den Produzentenpreisen sogar die höchste Rate seit 34 Jahren. Von diesem Umfeld dürfte Gold weiter profitieren. Ein Unzenpreis von 900 USD bis zum Jahresende 2008 scheint nicht unwahrscheinlich.

Die Entwicklung der Basismetallpreise fiel im Jahr 2007 zweigeteilt aus. So stieg der Basismetallindex LMEX, der die Preisentwicklung der wichtigsten Metalle widerspiegelt, in den ersten fünf Monaten des Jahres um rund 25% auf ein neues Allzeithoch. Auch die Notierungen der Metalle Nickel, Blei und Zinn markierten zwischenzeitlich historische Höchststände. Mit dem Ausbruch der Hypothekenkrise in den USA und der damit verbundenen konjunkturellen Abkühlung drehte auch die Stimmung an den Metallmärkten. Waren die LME-Warenhäuser zuvor weltweit wie leer gefegt, ist seit einigen Monaten ein kontinuierlicher Zustrom an Lagerbeständen zu beobachten. Im Gegenzug gingen die Preise der meisten Industriemetalle auf Talfahrt. So verbilligte sich Kupfer von seinem Jahreshöchststand von 8.300 USD pro Tonne im Oktober binnen 10 Wochen um 2.000 USD auf aktuell rund 6.300 USD. Gleichwohl dürften dem Preisverfall der Industriemetalle enge Grenzen gesetzt sein. Angesichts der weiterhin hohen Wachstumsdynamik in den aufstrebenden Volkswirtschaften Chinas oder Indiens, welche den Löwenanteil der Basismetallnachfrage ausmachen, dürfte schon Anfang kommenden Jahres mit dem Abbau von Lagerbeständen begonnen werden, gefolgt von wieder anziehenden Notierungen an den internationalen Metallbörsen.

Die höchsten Preissteigerungen auf breiter Front wies in diesem Jahr der Agrarsektor auf. Getrieben von hoher Nachfrage, klimatisch bedingten Angebotsverknappungen und strukturellen Veränderungen (Stichwort: Bioenergie) verteuerten sich Agrarprodukte wie Weizen (+95%), Sojabohnen (+59%) und Mais (+17%) signifikant. Gleichwohl dürfte die Preisdynamik des Agrarsektors auch auf Sicht der nächsten Jahre hoch bleiben.

Am Energiemarkt sollten somit im kommenden Jahr rückläufige Preise die Regel sein. Rohöl dürfte bis zum Jahresende um rund 15% korrigieren. Bei den Edelmetallen sollte sich die Goldhausse fortsetzen. Hier sind Preise bis zu 900 USD je Unze zu erwarten. Industriell genutzte Metalle wie Kupfer und Zink, aber auch Silber werden vorerst im Bann einer drohenden US-Rezession bleiben. Ab dem zweiten Quartal dürfte die physische Nachfrage aber wieder spürbar anziehen und eine Trendwende bei den Basismetallpreisen einläuten. Die höchsten Preissteigerungen erwarten wir für Aluminium, Kupfer und Nickel. An den Agrarmärkten bleibt der breite Aufwärtstrend intakt. Im Hinblick auf die knappen Lagerbestände und dem Trend zu Agro-Energie dürften die Preise für Weizen und Co. auch im Jahr 2008 weiter zulegen.


© Dr. Frank Schallenberger
Commodity Analyst

Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart





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