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Versteckte Nichterfüllung beim Silber?

18.06.2008  |  Theodore Butler
Heute werde ich über ein Thema schreiben, bei dem ich das Gefühl habe, dass es für jeden Silberinvestor von allerhöchster Bedeutung sein wird. Besonders wichtig ist es für diejenigen, die Anteile am Barclays-ETF besitzen, der an der American Stock Exchange unter dem Kürzel SLV gelistet ist. Da sich diese Angelegenheit als recht kontrovers herausstellen kann, werde ich in meiner Argumentation gründlich sein, in der Hoffnung, dass meine Worte nicht missinterpretiert werden. Auch wenn ich es kurz und einfach halten möchte, es gibt viel zu besprechen.

Der SLV existiert jetzt seit etwas mehr als zwei Jahren. Sie nahmen den Handel Ende April 2006 auf. Vor drei Jahren, als zum ersten Mal von der Einführung des Silber Trusts die Rede war, begann ich über ihn zu schreiben, seitdem habe ich schon viele Artikel zum Thema verfasst. Ich habe immer gesagt, dass der Silber-ETF eine große Sache für"s Silber sei. In nur zwei Jahren wuchs die Silbermenge im SLV auf 195 Millionen Unzen an – das größte, bekannte Silberlager auf der Erdoberfläche. Zählen Sie noch die neuen ETFs in London und der Schweiz hinzu und Sie kommen auf einen Gesamtbestand von 220 Millionen Unzen Silber. Das ist eine Menge Silber.

Es ist kein Geheimnis, warum die Silber-ETFs so populär geworden sind. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde den institutionellen Fonds, den Rentenfonds und anderen ausschließlich an Aktien gebundenen Programmen die Möglichkeit gegeben, Silber und Gold auf einfache Art und Weise zu kaufen und zu halten. In Anbetracht der einzigartigen Doppelrolle von Silber – als Industrierohstoff und als Investitionsanlage – war diese Entwicklung keine Kleinigkeit. Es ist also auch klar, dass die Einführung des ETFs bedeutende Auswirkungen auf den Silberpreis hatte. Nicht so stark wie ich annahm, aber dennoch von Bedeutung. Alles in allem stieg der Silberpreis um das Dreifache, nachdem der SLV eingeführt wurde. Auch wenn noch andere Faktoren hinzukommen, so hatte die Einführung des SLV die größten Auswirkungen auf den Preis. Vor dem SLV war Silber in einer Handelspanne zwischen 4 $ und 5 $ gefangen.

Als Silberanalyst habe ich immer die Bedeutung des SLV für die Angebot/ Nachfragerechnung beim Silber anerkannt. Eine Schlüsselfrage in diesem Zusammenhang war, ob sich echtes Silber hinter den Anlagen dieses Trusts befindet, so wie es Barclays behauptet. Einige Kommentatoren hatten ihre Zweifel, dass sich das geltend gemachte Silber wirklich im Trust befindet, andere wiesen darauf hin, dass das Silber verliehen wurde oder zum Drücken des Silberpreises dient. Ich bin jedoch immer davon ausgegangen, dass das angegebene Silber, das sich in den Lagern befinden sollte, auch wirklich in den Lagern der Verwalter liegt. Davon gehe ich auch weiterhin aus. Heute geht es mir jedoch nicht um das Silber, von dem behauptet wird, es befände sich nicht in den Lagern der Verwalter. So viel Zeit und Aufmerksamkeit hat das schon (oder nicht) gelagerte SLV-Silber bekommen, dass das wichtigste Problem dabei übersehen wurde. Hierbei geht es um das Silber, von dem nicht behauptet wird, es befände sich im Lager.

(Ein kurze Nebenbemerkung an dieser Stelle. Ich bin ein (sehr) unabhängiger Silberanalyst. Ich schreibe, wovon ich denke, es müsste in Bezug auf Silber geschrieben werden, ohne groß, oder überhaupt keinen, Gedanken daran zu verschwenden, was andere darüber denken mögen. Ich habe über 300 Artikel in den letzten 7 Jahren geschrieben und unter jedem stand der Name Investment Rarities, Inc., jeder, der sie lesen wollte, konnte sie kostenlos lesen. Nicht ein einziges Mal habe ich geschrieben, dass die Leser dort Silber kaufen sollen, auch wenn ich IRI sehr schätze. Auch habe ich den SLV nie offen attackiert, vielleicht sehr zum Leid des Präsidenten von IRI, Jim Cook, der, in Bezug auf das, was bei IRI verkauft wird, den SLV mit Recht als einen Konkurrenten betrachtet. Ich möchte Herrn Cook dafür danken, dass er nie versucht hat, in meine Analysen einzugreifen oder sie zu beeinflussen, wenn es um den SLV ging oder um irgendeine andere Sache, über die ich geschrieben habe.)

Nachdem Barclays meinen öffentlichen Vorschlag akzeptierte, alle Gewichte, Seriennummern und Prägezeichen der in ihren Lagern befindlichen Barren zu veröffentlichen, wurde meine Überzeugung, dass das Silber im Lager ist, erneut bestätigt. Ich machte Barclays öffentlich das Kompliment, dass sie das Richtige getan haben.

In den letzten Artikeln habe ich jedoch auch erwähnt, dass ich von Zeit zu Zeit Verspätungen feststellen musste, wenn es darum ging, dass Silber in die Lager kommen sollte, als Deckung für die neu gekauften Anteile. Ich brachte das mit logistischen Schwierigkeiten in Verbindung, die mit der Bereitstellung von physischem Silber und dem Transport zu den Lagern der Verwalter in London zusammenhingen. Laut den Auflagen des Prospekts sollte das jedoch nicht passieren – das Silber hätte nämlich zuvor eingelagert werden müssen, noch bevor neue Anteile ausgegeben wurden oder zum Verkauf freigegeben werden. Nichtsdestotrotz wollte ich meine Kritik aufsparen für wichtigere Fragen. Man lernt, sich nicht Hals über Kopf in alle Schlachten gleichzeitig zu stürzen, ich entschloss mich also, nicht auf den kurzfristigen Verspätungen – eine Woche oder zwei – herumzureiten, bei der Frage, ob einige Millionen Unzen nun im Trust gelagert werden oder nicht.

Vor sechs bis acht Monaten musste ich feststellen, dass sich ein Muster bei den Verspätungen der Silbereinlagerung herausbildete. Die Muster tauchten tatsächlich mit einer solchen Regelmäßigkeit auf, dass ich ziemlich genau vorhersagen konnte, wann und wie das Silber eingelagert werden würde. Ich konnte das, indem ich die Preise und die Volumenmuster im Handel mit den SLV-Anteilen beobachtete. Ich habe diese Informationen mit engen Kollegen ausgetauscht und ich musste feststellen, dass sie von der Genauigkeit dieser Muster überrascht waren.

Eine Sache wurde deutlich: Im ersichtlichen Gegensatz zu den Bestimmungen im Prospekt gab es immer wieder Perioden, in denen der Trust nicht über das ganze Silber verfügte, das er eigentlich haben müsste. Anders ausgedrückt: Der SLV besaß das Silber, das man auch angegeben hatte, manchmal jedoch hätte es dort mehr Silber geben sollen, als wirklich existierte. Mir war der Mechanismus klar, durch den eine solche Verzögerung hervorgerufen wurde. Neue Anteile konnten an die Käufer ausgegeben werden, ohne dass zusätzliches Silber eingelagert sein musste. Es funktioniert über den Leerverkauf von Anteilen – an die Käufer von neuen Anteilen.

Mein Tipp war in erster Linie, neben der Faszination über die beobachteten Muster, dass diese Verspätungen bei der Silbereinlagerung in den SLV damit zusammenhingen, dass man das Silber nicht ohne Weiteres in London vorrätig hatte. Als Analyst erkannte ich, dass das Angebot an Silber in Großhandelsmengen viel eingeschränkter sein musste, als allgemein angenommen wurde. Das wiederum fiel mit der bekannten Angebotsspannung bei Einzelhandelssilber zusammen, und ganz besonders bei den US Silver Eagles (dank Izzys Artikel).





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